Literatur im Luisenviertel Wuppertaler Buchhandlung von Mackensen: So geht eine Ära zu Ende

Wuppertal · Der Inhaber der Buchhandlung von Mackensen Michael Kozinowski verabschiedete sich von seinen Kunden, Mitarbeitern und Bekannten.

Michael Kozinowski fühlte Wehmut über den Abschied und Freude auf das Kommende.

Foto: Florian Schmidt

Ein Trauerspiel war die Abschiedsfeier der Buchhandlung von Mackensen keineswegs. Wenn ein Tränchen vergossen wurde, dann nur vor lauter Freude und Dankbarkeit. Zahlreich waren die Gäste erschienen. So zahlreich sogar, dass die Feier von der Buchhandlung in das Katholische Städtehaus umverlegt werden musste. Ein jeder verbindet ein Stück Geschichte mit der Buchhandlung und Inhaber Michael Kozinowski. Ob Zusammenarbeit mit Kozinowski in seinen Ehrenämtern, gut besuchte Veranstaltungen und Lesungen oder Anekdoten aus dem Leben – jeder hatte etwas zu erzählen. Geschichten, die an diesem Abend gerne geteilt wurden. „Ich stehe heute Abend vor Ihnen mit Wehmut, aber auch mit Freude auf das, was vor mir liegt“, eröffnete Kozinowski die Feier. Der Abend diene dazu, gemeinsam auf sein Buchhändlerleben zurückzuschauen.

Michael Kozinowski hat nicht nur mit seiner Buchhandlung viel erreicht, wie der fünf Mal verliehene Buchhandelspreis beweist, sondern auch mit seinen Ehrenämtern, die „nicht mehr an einer Hand abzuzählen sind“, witzelte Kozinowski. Dort knüpfte er viele Kontakte, arbeitete mit unterschiedlichen Institutionen zusammen und brachte sich ein. Darunter Katja Schettler vom katholischen Bildungswerk, mit der er gemeinsam viele Veranstaltungen organisiert und viele Gespräche geführt hat, und Anja Bergmann vom Börsenverein. Sie brachte das Musikvideo „Jetzt ein Buch!“ von Eko Fresh mit, was in der Buchhandlung Mackensen gedreht worden war. „Verbandsarbeit ist oft kleinteilig und da ist es immer gut, einen kurzen Draht zu Personen zu haben und Ideen zu spiegeln“, fand Bergmann. Kozinowski habe den Wandel getragen und vorangetrieben und dafür gesorgt, dass mehr für das einzelne Mitglied gemacht wird: „Die Arbeit, die sie hier geleistet haben, ist für eine Stadtgemeinschaft unverzichtbar.“

Für die Gemeinschaft
und den Standort engagiert

Die ehemalige Verlagsleiterin des Peter-Hammer-Verlags, Monika Bilstein, konnte persönlich nicht vor Ort sein, schrieb aber: „Was um Himmels willen tun jetzt die Leser, die neue Lektüre brauchen?“. Kozinowski habe mit Sachverstand und kompetenter Beratung Bücher vermittelt und war auch im Verlag als Vorsitzender des Aufsichtsrats ein wichtiges Mitglied. Auch Daria Stottrop von der IHK bedankte sich für die gute Zusammenarbeit mit Kozinowski als Mitglied der Vollversammlung und Vorsitz des Einzelhandelsausschusses. „Über so manchen Hype habe ich Sie den Kopf schütteln sehen. Und der Erfolg Ihres unternehmerischen Tuns beweist: Man muss nicht alles mitmachen. Das, was man tut, sollte man sehr gut tun und aus Überzeugung“, lobte sie den Buchhändler. Er habe sich mit Ausdauer für die Gemeinschaft und den Standort engagiert und in die Wuppertaler Stadtgesellschaft eingebracht. Nicht zuletzt auch mit der Interessengemeinschaft Friedrich-Ebert-Straße, mit der er das Viertel stets verbessert und lebendig gehalten hat.

Das nützt jedoch alles nicht, wären da nicht die Kunden und Mitarbeiter. Kozinowski dankte seinen Mitarbeitern, die ihn hätten „ertragen mmüssen“. Das sei sicherlich nicht immer einfach gewesen, weil er manchmal ungeduldig werden könne. Auch seiner Familie dankte er für die Geduld. Denn sie mussten die Buchhandlung als Kozinowskis drittes Kind und all seine Ehrenämter akzeptieren. Als Abschiedsgeschenk von den Mitarbeitern gab es ein Buch mit Wünschen und Erinnerungen, niedergeschrieben von Kunden und Kollegen. Stellvertretend für die Kunden sprach Ernst Andreas Ziegler, ehemaliger Leiter des Presseamts und Gründer der Wuppertaler Junior Uni. Er plauderte aus dem Nähkästchen, wie Kozinowski sich einen gebrauchten Opel Kadett kaufte, anstatt wie viele andere Selbstständige ein teureres Auto, und hob die Menschenkenntnis, Klugheit und das schauspielerische Talent des Buchhändlers hervor. Denn: „Er muss doch jedem von uns, der als Kunde in seine Buchhandlung kommt davon überzeugen, dass es das richtige Buch für ihn beziehungsweise für seine Freunde sind.“ In dem bevorstehenden Ruhestand wünscht Ziegler, Kozinowski solle alle Bücher lesen, die er den Kunden empfohlen habe.

Wenn die viele Melancholie die Stimmung zu sehr trübte, erheiterte Olaf Reitz die Gäste mit satirischen Einlagen. So trug er beispielsweise Zitate vor, die beschreiben wie es ist ein Buchhändler zu sein. „Ich war auch mal einige Zeit Buchhändler, gab es aber auf, weil die Kunden mich immer beim Lesen störten“, lautet ein Zitat von Mark Twain und Goethe schrieb: „Die Buchhändler sind alle des Teufels. Für sie muss es eine eigene Hölle geben.“ Uli Johannes Kieckbusch sorgte für die musikalische Untermauerung. Schöne Klänge komponierte auch Uli T. Klan, die er mit Thomas Lensing vortrug und machte auf die Armin T. Wegner-Gesellschaft, unterdrückte Kulturen und verdrängte Autoren aufmerksam.

Nun ist es also so weit. Die Buchhandlung von Mackensen hat offiziell geschlossen. 1946 eröffnete sie, blickt auf 78 Jahre zurück mit Kozinwoski als Inhaber seit 34 Jahren. Die Erinnerungen aber leben in den langjährigen Bekanntschaften und den erworbenen Büchern weiter.