Diskussion „Kleine Menschen brauchen große Menschen, die für sie da sind“

Experten haben im Katholischen Stadthaus darüber diskutiert, wie sich Kinderrechte im Alltag wahren lassen.

Christopher End, Elisabeth Stroetmann, Christa Reindl und Melanie Wielens (v.l.) im Gespräch.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Wie lassen sich die Kinderrechte im Alltag wahren? Mit dieser Frage beschäftigte sich eine Diskussionsrunde im Katholischen Stadthaus anlässlich von 30 Jahren UN-Kinderrechtskonvention. Eingeladen hatten die Katholische Familienbildungsstätte und das Katholische Bildungswerk. Ein kleiner Kreis Zuhörer war gekommen und erlebte spannende 90 Minuten. Anschließend diskutierten Publikum und Experten in kleinen Gruppen angeregt weiter.

Die Fälle von Kindersterblichkeit seien weltweit erheblich gesunken, ebenso die der Kinderarbeit, lobte Moderatorin Melanie Wielens zu Beginn die Auswirkungen der UN-Konvention. Doch die Kluft zwischen behüteten Kindern und solchen in großer Not werde immer größer.

Eltern-Coach Christopher End hielt einen Impuls-Vortrag, in dem er Ansichten und kleine Szenen locker aneinanderreihte. „Kleine Menschen brauchen große Menschen, die für sie da sind“, nannte er den Kern von Erziehung und betonte: „Wenn Mama und Papa sich anschreien, ist das für ein Kind genauso schmerzhaft wie Hauen.“ Im Zentrum müsse das Wohl des Kindes stehen. Um dieses zu gewährleisten, müssten Eltern, Erzieher und Lehrer erst einmal dafür sorgen, dass es ihnen gut geht. Denn nur dann können sie die nicht immer einfache Aufgabe schaffen, gut auf das Kind einzugehen.

Anschließend stiegen Christa Reindl von der Trennungsberatung des Sozialdienstes katholischer Frauen und Elisabeth Stroetmann von den Kinderrechteschulen NRW ins Gespräch ein. Stroetmann hilft Schulen dabei, die Kinderrechte aktiv zu beachten.

„Die wenigsten Kinder sind über ihre Rechte informiert. Und dann muss man einen Erlebnisraum für diese Rechte schaffen, insbesondere für das Recht auf Partizipation“, betonte Stroetmann. Eine regelmäßige Feedback-Kultur könne beispielsweise Situationen aufdecken, die Kindern Angst machen. Denn in Schulen sei die Gefahr emotionaler Verletzungen durch Lehrer hoch. Werden diese beseitigt, steige die Lust an Schule.

Christa Reindl wies darauf hin, dass seit 1998 in Deutschland das Kind im Zentrum des Familienrechts stehe, während vorher hauptsächlich aus der Perspektive der Eltern gedacht wurde. Das habe auch großen Einfluss auf das Umgangsrecht getrennter Eltern. Feinfühlig erzählte Reindl aus ihren Erlebnissen mit Kindern, deren eigene Bedürfnisse von der Sorge um die Eltern verdeckt werden. Oft sei es ein langer Prozess, zu entdecken, was tatsächlich das Beste für ein Kind ist.

Entstand zu Beginn etwas der Eindruck, dass Kinder jetzt tun dürfen, was sie wollen, bremsten die Referenten bald: „Die Bedürfnisse haben wir zu erfüllen – nicht die Wünsche!“, betonte Christopher End. Wichtig sei dabei, in Kontakt zu bleiben mit dem Kind. Und Stroetmann erinnerte daran, dass in der UN-Konvention von einem Recht auf Anhörung der Kinder die Rede sei, nicht von einem Recht auf Entscheidung.

Auch bei den zahlreichen Fragen aus dem Publikum dominierte die Antwort: Nah am Kind bleiben, beobachten, was es fühlt und braucht, und dabei immer dessen Würde wahren. „Überlegen Sie: Würde ich das auch mit einem erwachsenen Freund machen?“, empfahl Christopher End. Die angeregte Diskussion zeigte jedenfalls, dass die Frage nach den Rechten der Kinder weiter hochaktuell ist.