Stadtentwicklung Wuppertaler Fabrik soll zum Wohnhaus für Studierende werden
Wichlinghausen · Für das Gebäude an der Germanenstraße hat Christian Baierl den Bauantrag eingereicht.
Es kommt Bewegung in das Bauprojekt „Halbach & Meister Wuppertal“ an der Germanenstraße. Erst kürzlich hat Christian Baierl, Vorstand der Renaissance AG, in deren Händen die alte Fabrik liegt, den Bauantrag bei der Stadt eingereicht. Der muss noch genehmigt werden. Baierl hofft dann auf einen Baustart zum Oktober.
„Wir bauen dort 47 Wohnungen, die in erster Linie auf Studierende ausgelegt sind“, erklärt er. Neben den Wohnungen, die überwiegend 30 Quadratmeter messen sollen – hinzu kommen einzelne Wohnungen, die sich als WG eignen – sind Gemeinschaftsflächen geplant wie Co-Workingflächen, ein Café, das von den Studierenden betrieben werden könnte, und begrünte Innenflächen. „Die Gesamtkonzeption ist darauf ausgelegt, dass man hier nicht nur schläft, sondern auch seine Freizeit verbringt“, sagt Baierl.
Er spricht von einem Zehn-Millionen-Euro-Projekt, das er umsetzen will. Erhalten bleiben soll die typische Fassade. Ansonsten müsse fast alles neu gebaut werden. „Wir nutzen natürlich den Bestand, aber das stark in Mitleidenschaft gezogene Dach mit der Konstruktion aus Holz muss abgerissen werden“, erklärt er.
Für die Renaissance AG steht mit dem Umbau des Fabrikgebäudes eine Premiere an: „Wir fangen nicht vor Ort an, Stein auf Stein die Wände hochzumauern, sondern bauen in serieller Bauweise mit fertigen Teilen und Modulen“, sagt Baierl und nennt die Fabrik ein innovatives Bauprojekt. Beim seriellen Bauen werden vorgefertigte Teile oder ganze Module auf der Baustelle nach dem Baukasten-Prinzip zusammengefügt. So könne schneller, nachhaltiger und fehlerfreier gebaut werden. „Wenn wir konventionell bauen, brauchen wir 1,5 Jahre. Mit der seriellen Bauweise rechne ich mit neun Monaten“, so Baierl. Also gleich doppelt so schnell.
In den anderen Bauprojekten der Renaissance AG – so gehören beispielsweise die Knopffabrik an der Alarichstraße am Sedansberg und die ehemalige Spitzenfabrik A. & E. Henkles an der Langerfelder Straße in das Portfolio der Firma – sei diese Bauweise noch nicht genutzt worden. „Dort haben wir wesentlich mehr Bestand“, sagt Baierl. Die serielle Bauweise sei eher ein Thema des reinen Neubaus. Baierl nennt Fertighäuser als Vorstufe des seriellen Bauens. „Das Gebäude ist für Wuppertal eine identitätsstiftende Landmarke. Jeder, der auf der Nordbahntrasse unterwegs ist, kennt es“, weiß er. Die Fassade werde deshalb erhalten bleiben. So sollen beispielsweise Fenster eingebaut werden, die dem historischen Vorbild entsprechen. „Wenn wir fertig sind, sieht das Gebäude mehr wie eine Fabrik wie vor 130 Jahren aus als heute.“
Für das Fabrikgebäude hatte es schon zahlreiche Ideen in der Vergangenheit gegeben (WZ berichtete). So sollte die Fabrik über eine Seilbahn mit der Nordbahntrasse verbunden werden. Doch die Seilbahn hatte sich als „völlig unrealistisch“ erwiesen, wie Christian Baierl bereits 2022 erklärte. Damit einher ging damals auch die Idee, ein Kunsthaus in der Fabrik einzurichten. Doch mit der fehlenden Anbindung zur Nordbahntrasse wurde auch dies verworfen. Zuletzt hatte das Wohnprojekt „Wolig – die Wohnfabrik“ überlegt, das Gebäude zu kaufen und ein gemeinschaftliches Wohnprojekt umzusetzen. Konkrete Gespräche darüber gibt es aber nicht, sagt Christian Baierl.
Die Fabrik an der Germanenstraße kann auf eine bewegte Nutzungsgeschichte zurückblicken: Das Backsteingebäude wurde im 19. Jahrhundert als Produktionsort und Firmensitz der Spitzenfabrik Robert Weppler gebaut. Davon zeugt heute noch das Logo „RW“ an der Fassade. Um 1887 errichtete die Spitzenfabrik am Nordhang der Wupper ihren Fabrikbau. Das namengebende Unternehmen Halbach & Meister zog um 1930 an der Germanenstraße ein. Für mehr als ein halbes Jahrhundert wurde das Gebäude so zum Standort der Härterei und ihrer Verwaltung, bevor Halbach & Meister seine Produktion nach Ronsdorf verlagerte.