Ende der Corona-Pause Eine bildgewaltige Ode an die Vielfalt der Menschheit
Nach der Corona-bedingten Zwangspause startet das Team des Gaskessels in Heckinghausen mit einer europaweiten Premiere in den Ausstellungsbetrieb.
Nach der Corona-bedingten Zwangspause kehrt das Team des Gaskessels in Heckinghausen mit einer europaweiten Premiere und einer Würdigung der menschlichen Vielfalt in den Ausstellungsbetrieb zurück. In der Sonderausstellung „Humans“ präsentiert der Gaskessel ab 1. Juli eine 24-minütige Multimedia-Show und rund 1 000 Bilder mit Porträts und Szenen von Mitgliedern indigener Völker. Die Multimedia-Show ist im 5. Obergeschoss unter dem Dach des Gaskessels - dem sogenannten Visiodrom - zu sehen, die Bilder wurden im Erdgeschoss aufgehängt.
Die Ausstellung soll bis Ende Oktober daran erinnern, dass viele indigene Gemeinschaften auf der Erde in ihrer Existenz bedroht sind, sagt der Geschäftsführer der neu gegründeten Visiodrom GmbH, Dirk Emde. Zugleich soll die Schau die Bedeutung der indigenen Völker deutlich machen, die in der Berichterstattung oft unter den Wahrnehmungshorizont fallen, obwohl sie mit der Art ihres nachhaltigen Lebens Vorbild für westliche Staaten und deren Bevölkerungen sein könnten. Die Ausstellung verfolge kein „veraltetes Bildungskonzept“, sondern setze auf direkte Wissensvermittlung, indem sie unmittelbar vor Augen führe, wie schwierig die Lebensumstände vieler indigener Gruppen seien - das schaffe Raum für Neugierde und Empathie, erklärt Visiodrom-Prokurist Christian Höher, der für die Texte zu den Fotos verantwortlich zeichnet.
Wie die Veranstalter mit Verweis auf die UNO erklären, werden etwa 22 Prozent der Landfläche von indigenen Gruppen besiedelt. Über 80 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten unseres Planeten finden sich dort. Dies ist kein Zufall, sondern Folge der Lebensweise der indigenen Völker. Weltweit wird die Zahl der Menschen, die in indigenen Gruppen leben, auf 370 bis 450 Millionen Menschen geschätzt.
Für die Ausstellung wurden Aufnahmen der Fotografen Cintia Barroso Alexander, Markus Mauthe und Peter Voss verwendet. Die Bilder entstanden unter anderem in Afrika, Asien und Südamerika: Zu sehen sind beispielsweise Frauen der äthiopischen Volksgruppe der Mursi, die bis zu 15 Zentimeter große Ohrläppchen- oder Lippenteller tragen, oder Aufnahmen kasachischer Adlerjäger. Erklärende Texte neben den Fotografien stellen die Aufnahmen in einen Kontext, bemühen sich um einen möglichst unvoreingenommenen, von Eurozentrismus befreiten Blick. Zugleich wird der Fokus auf Gruppen gerichtet, die in einigen Jahrzehnten so wohl nicht mehr existieren werden. „Jede Kultur ist in einem Transformationsprozess“, betont Prokurist Höher.
Das bestätigt auch Fotograf Mauthe, der vom Bodensee stammt und für Greenpeace viel zu dem Thema arbeitet. Über seine Ehefrau - eine Brasilianerin - hat er gute Kontakte zu dem größten südamerikanischen Land und weiß um das Problem der Ausrottung der indigenen Völker. „Immer mehr Eigenheiten dieser Völker gehen verloren“, bedauert er. In 20 bis 30 Jahren seien die Besonderheiten dieser Völker vermutlich durch den Anpassungsdruck der Zivilisation nivelliert. Hinzu kämen die Auswirkungen der Klimakrise, die den indigenen Gruppen ihre Lebensgrundlagen raubten.
Für das neue Veranstaltungskonzept wurde die Visiodrom GmbH gegründet. Sie soll den Gaskessel als Ort für möglichst spektakuläre Ausstellungsformate am Markt etablieren. Da ist es dann auch nicht verkehrt, wenn man mit Superlativen für sich werben kann. Im Mittelpunkt steht deshalb der Multimedia-Schauraum im 5. Obergeschoss des Gaskessels - die mehr als 6 000 Quadratmeter große Projektionsfläche mit ihrer 40 Meter hohen 360-Grad-Leinwand wurde um einen Kubus in der Mitte des Raumes ergänzt. Das sorge für „zusätzliche Tiefenschärfe“ bei der Präsentation der Bilder, sagt Emde.
„In dieser Form gibt es das europaweit nicht, vielleicht auch weltweit nicht“, sagt Emde, der mit Thomas Drescher Geschäftsführer von Visiodrom ist. 29 Beamer bespielen das Ganze mit einer Multimedia-Show, die aus mehr als 60 Millionen Pixel die Bilder der drei Fotografen auf die Leinwand wirft. Die Vorführung, die von dem Pariser Studio für Videoproduktionen, Spectre-Lab, hergestellt wurde, kommt ohne Worte aus, setzt allein auf die Kraft der Bilder und einem Sound, der zwischen sphärischen Klängen und Weltmusik pendelt.