Wuppertaler gehen auf Spurensuche
Bandwirkermuseum, Historisches Zentrum und das Von der Heydt-Museum sind mit der Resonanz beim Museumstag zufrieden.
„Spurensuche. Mut zur Verantwortung!“ lautete das diesjährige Motto des Internationalen Museumstags. Eine Spurensuche war es durchaus, die die Besucher gemeinsam mit Reiner Rhefus und Hans-Werner Otto am Sonntag im historischen Zentrum erlebten. Es war die Eröffnung der Ausstellung „Das Kriegsjahr 1917 in Elberfeld und Barmen“ „Das Jahr 1917 war ein sehr brisantes Jahr, weil es dort eine sehr hohe Provokation durch die Bevölkerung gab. Es war der Anfang einer revolutionären Phase für ganz Europa“, sagt Reiner Rhefus vom Historischen Zentrum.
Rhefus führte die Besucher durch das Treppenhaus des Museums für Frühindustrialisierung und zeigte ihnen anhand von Bildern die wichtigsten Ereignisse während dieses prägnanten Jahres. Der „Steckrübenwinter“ ist wohl eines der bekanntesten Merkmale des Ersten Weltkrieges. „Die Kartoffelernte zu dieser Zeit war katastrophal, deshalb hat man sie dann durch Steckrüben ersetzt“, erklärte Rhefus. Wirtschaftlich wurde die Lage insgesamt immer schlechter. Die Baumwolle, die für die Textilstädte Elberfeld und Barmen enorm wichtig war, wurde knapp. „Viele der Betriebe mussten schließen oder auf andere Rohstoffe ausweichen“, sagte Rhefus. So wurde statt Baumwolle oft Papier verwendet, um Papiergarn herzustellen.
Aus der hohen Armut, dem Hunger und der Arbeitslosigkeit entstand immer größerer Unmut in der Bevölkerung. Rund 12 000 Menschen zogen im Jahr 1917 vor das Barmer Rathaus und zertrümmerten die Scheiben. Doch die Menschen mussten sich in der Situation zurecht finden: Sie tauschten Abfall gegen Gutscheine für Nahrung ein und es gab sogenannte Kriegsküchen, um die Bevölkerung zu versorgen. Das heutige Gymnasium Sedanstraße diente als solche.
„Wuppertal war eine Hochburg der Sozialdemokraten“, erklärte Reiner Rhefus. So spielte sich ein hoher Teil des Streits in der SPD zwischen Kriegsbefürworten und Kriegsgegnern auch im Bergischen ab.
„Wenn man heute an Krieg denkt, denkt man an den Zweiten Weltkrieg. Der erste ist oft nicht mehr so präsent“, sagte Teilnehmer Falk Paysen. „Ich finde es sehr wichtig, zu wissen, welche lokalen Auswirkungen der Krieg hatte. Der versuchte Rathaussturm war mir zum Beispiel neu.“
Auch im Bandwirkermuseum gingen die Besucher auf Spurensuche: „Das Interesse an Familiengeschichte war sehr hoch“, sagte Christel Auer, Vorsitzende des Ronsdorfer Heimat- und Bürgervereins. Rund 100 Besucher waren am Sonntag dort, „was uns hoch erfreut hat“, sagte Auer.
Im Von der Heydt-Museum sei die Resonanz bei der Erbslöh-Ausstellung auch hoch gewesen: Rund 380 Besucher waren dort. „Das Interesse an den Führungen, die wir speziell für den Museumstag angeboten haben, war hingegen sehr gering“, sagte Hauptkassiererin Iris Jäger.