Schaben, Tausendfüßer und Schlangen Wuppertaler hegt Leidenschaft für exotische Tiere
Oberbarmen · Im Wohnzimmer zirpt es, in der Küche ist ein Plätschern zu hören. Erik Einar Larsens Wohnung in Oberbarmen gleicht einem kleinen Zoo.
Erik Einar Larsens Mitbewohner sind tierisch – und ungewöhnlich. Katze Tara ist das, was die meisten Menschen noch als das normalste Haustier bezeichnen würden. Sie darf bei Erik Einar Larsen auf dem Tisch sitzen, auch im Bett schlafen. Doch darüber hinaus hat er ein ganz anderes Faible: Frösche, Unken, eine Schlange, Axolotl, Fische, Tausendfüßer und Riesenschaben wohnen bei ihm unter einem Dach.
Ein besonderer Hingucker ist die Boa constrictor, Pedro Rodriguez de la Vega. Seinen Tieren gibt Larsen stets Namen. „Schon in der Bibel steht geschrieben: Ein Mensch ist erst vorhanden, wenn er einen Namen hat“, sagt Larsen, der studierter Musiker und Kirchenorganist ist. Das Prinzip überträgt er auf Tiere. Und lässt auch sie an der Musik teilhaben. So gibt es etwa ein Video, das Larsen beim Posaunespielen zeigt – einem Stück aus dem Dschungelbuch. Schlange Pedro schlängelt sich dabei den Instrumentenhals hoch. Es scheint fast, als würde Larsen die Schlange beschwören. „Pedro ist gerne auf der Posaune. Er ist absolut friedlich“, sagt Larsen.
Namen haben auch die Löwenköpfchen im Aquarium. Einst rettete Larsen ein Exemplar aus einem zugefrorenen Teich. An Weihnachten in der Kirche kam ihm der Gedanke, das Tier Quirinius zu nennen – nach dem römischen Statthalter aus der Bibel. Aus Quirinius quintus ist inzwischen ein Quirinius octavus geworden – ein Nachfolger des ersten Exemplars. Von Frosch Alarich ist besonders Katze Tara fasziniert. Auge in Auge stehen sie sich am Terrarium gegenüber. Gefährlich werden kann die Katze dem Frosch aber nicht. „Die möchte höchstens mit ihm spielen“, weiß Larsen.
Die Axolotl in der Küche, mexikanische Schwanzlurche, die wie kleine Wasserdrachen aussehen, tragen die Namen aztekischer Götter: Itzpapalotl, Quetzalcoatl oder Oxomoco. „In Mexiko gelten sie als ausgestorben“, sagt Larsen. „Es ist schön, dass sie nicht ganz aussterben, sondern hier nachgezüchtet werden können.“
Wissen über die Tiere hat Erik Einar Larsen sich angelesen – vieles komme aber auch mit der Erfahrung. Die Geschichten, die er zu erzählen weiß, sind zum Teil skurril. So heißen zwei der Axolotl Einbein und Dreibein. „Sie verlieren manchmal Gliedmaßen, die aber nachwachsen“, erklärt Larsen. So weit, so naheliegend.
Im Kühlschrank bewahrt Larsen Regenwürmer auf, im Tiefkühlfach liegen Ratten für die Schlange. Die Futtertiere kauft er im Angler- und Tierbedarfsgeschäft. So kam er auch an Riesenschaben, die eigentlich für Agamen gedacht waren, die es heute bei ihm nicht mehr gibt. „Das war sehr, sehr ekelhaft zu sehen, wie die Schaben aufgefressen wurden“, sagt Larsen.
Also hat er die verbliebenen Tiere gerettet. Sie leben nun auf dem Dachboden in einem Terrarium mit einer kleinen Spielzeug-Westernstadt. „Dort fühlen sie sich wohl, dort können sie sich verstecken“, so Larsen. In einem Sheriff’s Office von Playmobil leben auch die zwei Tausendfüßer Tavonga und Tavenga mit vielen, noch kleinen Nachkommen.
Er selbst ist bekennender Vegetarier. „Die Tiere sind alle Individuen. Sie zu essen, ist mir zuwider“, sagt er. Sein Hobby, Tiere zu halten, begeistert ihn. „Das sind friedliche, nicht stinkende Tiere. Es macht einfach Spaß, ihnen zuzugucken“, sagt er. Er fahre nach dem Prinzip „Arche“: „Von jedem Tier eins. Artenvielfalt interessiert mich.“
Einen Charakter haben die Tiere aber nicht. Dennoch: „Man lebt mit den Tieren, ist für sie verantwortlich und redet drüber, wenn eines stirbt“, sagt Larsen. Nur selten sei er einmal im Urlaub. „Das ist aber kein Verzicht, sondern meine Lebensart.“ Dennoch können die Tiere auch mal ein paar Tage ohne Nahrung auskommen. Larsen: „In der Natur liegt das Futter ja auch nicht immer parat.“ Auch wenn er für Katze Tara dann doch nur der Dosenöffner ist, wie er selbst sagt. Das Halten der Tiere sei unbedenklich, keines sei meldepflichtig.
Der Deutsche Tierschutzbund sieht das Halten von exotischen Tieren dagegen grundsätzlich kritisch. Oft gebe es nur dürftige wissenschaftliche Kenntnisse über die Bedürfnisse der Tiere und darüber, welche Voraussetzungen für eine artgerechte Haltung in Gefangenschaft erfüllt sein müssen.
Neben Agamen besaß Erik Einar Larsen auch schon einen Skorpion. Der aber, so erzählt Larsen, habe eine Tiersegnung nicht überstanden, bei der er eigentlich die Hunde- und Katzenhalter mit dem ungewöhnlichen Tier provozieren wollte. Larsen: „Es ist paradox. Skorpione leben unheimlich lang. Aber kaum war er gesegnet, war es dann fast schon vorbei.“ Auch eine Vogelspinne lebte unter seinem Dach. Sie existiert nur noch als präpariertes Exemplar.
Von einem Tier träumt Erik Einar Larsen ganz besonders: „Ich hätte gerne einen Tiger“, sagt er – für ihn die eleganteste Katze der Welt. „Aber da machen die Behörden nicht mit.“
Eine Frage bleibt offen. Der Name der Riesenschabe? Larsen stockt. „Den habe ich vergessen“, sagt er dann lachend. Prompt bekommt die weibliche Schabe den Namen der Reporterin verpasst. Eine ungewöhnliche Ehre.