Wuppertaler Kleingärten (6): Zwischen Wein und Wanzen

Familie Löffler pflegt am Uellendahl mit Hingabe die eigenen Rebstöcke.

Wuppertal. Rebschnitt — ein Thema, das in Kennerkreisen wild diskutiert wird. Zwar ist Wuppertal nicht als Weinanbaugebiet par excellence bekannt, aber in vielen Gärten des Tals wird Wein angebaut. Auch im Kleingarten von Manfred und Edith Löffler. Wenn endlich geerntet werden kann, nehmen die beiden Rentner abends so viele Trauben aus ihrer Parzelle in der Kleingartenanlage Hansa zwischen Eschenbeek und Vogelsangstraße mit nach Hause, dass sie am nächsten Morgen einen köstlichen Saft auspressen und beim Frühstück genießen können.

Und damit die Ernte in diesem Jahr besonders ergiebig wird, haben sie sich an der Mosel Tipps vom Profi geholt: Gut gezogene Reben haben ein kräftiges, aber spartanisches Stammgerüst. Den Frühjahrsschnitt, das sogenannte Ausbrechen, haben Löfflers daher — wie empfohlen — im Mai in Angriff genommen und hierbei alljene Triebe entfernt, die nicht für den Stockaufbau benötigt werden. „Die nehmen den Trauben nämlich den Saft weg“, sagt Edith Löffler und ist stolz auf ihr neu erworbenes Wissen.

Die ersten Hummeln interessieren sich bereits für die Rebstöcke in Löfflers Kleingarten. Der Traubensaft des Jahres 2011 wird ein besonders Guter, glaubt Edith Löffler mit Blick auf die ersten, bereits zu erkennenden Früchte.

Für die hat ihr Mann derzeit nichts übrig. Er hat ein Problem: Die gemeine Feuerwanze. Sie bevölkert zu Hunderten die Stämme der Lindenbäume an der Straße. Den ersten Garten haben sie bereits erobert. Manfred Löffler hat sich geschworen, dass keine Feuerwanze eins ihrer Insektenbeine auf seine Scholle setzen wird. Mit einem Unkrautbrenner rückt der 72-Jährige ihnen zu Leibe — bisher erfolgreich. Es bleibt zu hoffen, dass seine Bemühungen Früchte tragen, denn mit den Feuerwanzen ist nicht gut Kirschen essen — nicht nur neigen sie zu Kannibalismus, sondern ernähren sich von den Säften von Bäumen, Sträuchern und, na klar, auch von Weinstöcken. Die Bemühungen seiner Frau wären umsonst, sollten die Insekten in den Löfflerschen Kleingarten eindringen.

Der Weg zur Parzelle muss ebenfalls geschützt werden: Eine Buchsbaumhecke ziert ebenjenen. Alle immergrünen Bäumchen der Hecke hat Edith Löffler mit viel Liebe selbst gezogen. Es sind Ableger eines mannshohen Buchsbaums, der seit mehr als 30 Jahren die Scholle ziert. Die 67-Jährige hält ihn liebevoll in Schuss, schneidet ihn regelmäßig. Eine perfekte Zapfenform ist der Lohn von Edith Löffler. Und damit sie noch lange Freude an ihrem Buchsbaumsenior hat, muss ihr Mann den Kampf gegen die Feuerwanze unbedingt gewinnen.