Konzert Frohe Botschaft außergewöhnlich verpackt
Wuppertal · Fünf Chöre und an die 170 Sänger führten Bachs Weihnachtsoratorium gemeinsam auf.
Es ist Tradition, dass jährlich um die Weihnachtszeit in deutschen Städten Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium oder Teile daraus erklingen. Spät, aber nicht zu spät, kam es dementsprechend am Wochenende auch in Wuppertal zur Aufführung: Zwei Tage, bevor die sich nach dem julianischen Kalender richtenden orthodoxen Christen Weinachten feiern und als Abschluss des straffen Weihnachtspensums der Chöre öffnete die Antoniuskirche ihre Pforten und lud zu Ausschnitten aus dem beliebten Werk ein.
In Scharen pilgerten die Menschen in den großen Sakralbau am Alten Markt in Barmen, der folglich bis auf den letzten Platz besetzt war. Genießen konnten die Besucher musikalisch die frohe Botschaft über die Geburt Christi. Sie erlebten für hiesige Verhältnisse eine ganz außergewöhnliche Veranstaltung.
Ökumene und Gemeinschaft
groß geschrieben
Vor nicht allzu langer Zeit wäre es hier undenkbar gewesen, protestantische Musik in einer katholischen Kirche ohne große Proteste zu präsentieren (umgekehrt, also katholische Werke in evangelischen Gotteshäusern, natürlich auch). Nun aber versammelten sich außerdem noch rund 150 Choristen plus 18 Kinder im Altarraum, die in folgenden katholischen, evangelischen und freien Chören ihre Heimat haben: Projekt- und Jugendchor der Bergischen Musikschule, Kammerchor Cantus Novus, Cantabile Cronenberg, Kantorei Barmen-Gemarke, Kinder – und Erwachsenenchor der Antoniusmusik. Die Wörter Ökumene und Gemeinschaft wurden also ganz groß geschrieben. Für diese löbliche Initiative zeichnete Stefan Starnberger verantwortlich, Kirchenmusikchef an St. Antonius. Sie hatte ihre Wurzeln im Lobgesang im November 2017 in der Stadthalle mit sehr vielen Chören. „Damals waren wir uns einig, dass es ein Nachfolgeprojekt geben sollte“, erinnert Starnberger.
Er war es auch, der das Weihnachtskonzert mit dem dritten Teil des beliebten Bachschen Werks einläutete. Danach überließ er den Taktstock Alexander Kampf von Cantus Novus, der den darauf folgenden Abschnitt leitete. Schließlich dirigierte Alexander Lüken, künstlerischer Leiter der Kantorei Barmen-Gemarke, den sechsten Teil. Engagiert, präzise und motivierend waren ihre verlässlichen Anweisungen. Bestens disponiert zeigten sich die Choristen, die nach nur zwei gemeinsamen Proben die Eingangschöre und Choräle sehr feierlich, ausgewogen und mit klarer Artikulation gestalteten.
Dazu sorgten der strahlende Sopran von Dorothea Brandt, Tenor Daniel Tilch als erstklassiger Evangelist und der ausgeglichene Bass Joachim Höchbauers für ergreifende Arien, Duette und Rezitative. Nur Altistin Gertrud Hurck wirkte ein wenig verhalten.
Hoffnung auf weitere Gemeinschaftsprojekte
Sämtliche Vokalisten konnten sich beim Orchester der Antoniusmusik mit seinen professionellen Musikern, darunter Wuppertals evangelischer Kreiskantor Jens-Peter Enk am Orgelpositiv dank seines sensiblen und mitatmenden Spiels, jederzeit bestens aufgehoben fühlen. Außerdem glänzten die Bläser- und Geigensolisten während der Arien mit ausgesprochen hochmusikalischen Vorträgen.
Nachdem auch der allerletzte Ton verklungen war, hielt es zu Recht keinen mehr vor Begeisterung auf den Stühlen und Kirchenbänken. Übrig bleibt nach dieser überzeugenden Vorstellung die Hoffnung, dass sich solche Gemeinschaftsprojekte als ein weiteres Kulturgut in der Stadt Wuppertal fest etablieren mögen.