Wuppertaler Löscheinsatz in Cepni

Die kleine Stadt in der Zentraltürkei erhielt als Geschenk ein Löschfahrzeug aus Herbringhausen.

Eine ganz besondere Form der Partnerschaft verbindet seit vielen Jahren Wuppertal und die kleine türkische Stadt Cepni. Es ist keine offizielle Städtepartnerschaft wie sie Wuppertal mit South Tyneside oder Beer Sheva unterhält, aber der Austausch unter den Bewohnern der beiden so ungleichen Städte ist mindestens genauso intensiv.

Wuppertaler Löscheinsatz in Cepni
Foto: Neumann

Fast jeder Einwohner Cepnis hat nämlich einen Bezug zu Wuppertal, weil dort Verwandte und Freunde arbeiten oder gearbeitet haben und für viele das Bergische Land inzwischen zu ihrer neuen Heimat geworden ist. Besonders intensiv ist der Austausch in den Sommerferien, wenn viele Wuppertaler Urlaub in ihrer Heimatstadt machen. Diese Erfahrung hat der SPD-Landtagsabgeordnete Josef Neumann von seiner zweiten Reise in die Zentraltürkei mitgebracht.

Bei seinem ersten Aufenthalt fand Neumann vor zwei Jahren ein 60 Jahre altes Feuerwehrfahrzeug vor, das bereits vor 40 Jahren den Weg von Wuppertal nach Cepni gefunden hatte. „Oberbürgermeister Andreas Mucke und Feuerwehrchef Ulrich Zander haben sich nach einem neueren Modell umgeschaut und sind bei der Freiwilligen Feuerwehr Herbringhausen fündig geworden“, sagt Neumann.

Das Löschfahrzeug, das jetzt die Fahrt ins 2596 Kilometer entfernte Cepni hinter sich gebracht hat, habe zwar auch schon 25 Jahre auf dem Buckel, aber erst 20 000 Kilometer auf dem Tacho“, berichtet Josef Neumann. Er reiste in Begleitung von Deniz Önler, Löschzugeinsatzleiter in Herbringhausen, und Yakub Özdemir, Vorsitzender des Wuppertaler Vereins für gegenseitige Hilfe, nach Cepni. Den Transfer des Fahrzeugs übernahmen zwei Fahrer aus Cepni, die inklusive der Zollangelegenheiten eine Woche unterwegs waren.

Das Geschenk aus Wuppertal kam schneller als gedacht zum Einsatz. „Wir saßen gerade im Café, als wir hörten, dass es auf einer Mülldeponie brannte. Da konnte sich das Löschfahrzeug mit Feuerwehrmann Deniz Önler und seinen Hilfsfeuerwehrleuten aus Wuppertal direkt bewähren. Das war natürlich ein ziemlich guter Einstieg für uns“, sagt Josef Neumann schmunzelnd.

Doch auch ohne diesen spontanen Einsatz wären die Gäste aus Wuppertal mit offenen Armen aufgenommen worden. Beim Besuch einer Moschee traf Deniz Önler einen älteren Mann, der 30 Jahre bei Knipex in Wuppertal beschäftigt war — dem Unternehmen, für das der Wuppertaler Önler seit 14 Jahren arbeitet. „Man stößt in Cepni inzwischen auf die dritte Generation Wuppertaler Türken, die sich im Urlaub mit den Rückkehrern der zweiten Generation trifft“, sagt Neumann.

6000 Einwohner zählt das Städtchen, das 300 Kilometer östlich von Ankara liegt. Davon lebt die Hälfte im Ausland. Die Mehrzahl ist in Wuppertal, im Raum München oder im Großraum Berlin sesshaft geworden. Doch zu keiner anderen Stadt sind die Bindungen so intensiv wie nach Wuppertal, wo Männer aus Cepni in den 1960er Jahren vor allem Arbeit bei der Müllabfuhr fanden.

Kein Wunder, dass der frühere AWG-Chef Wolfgang Herkenberg in Cepni einen höheren Bekanntheitsgrad hat als der frühere Bundespräsident Johannes Rau. „Es gab Zeiten, da lebten mehr Cepnier auf dem Ölberg als in Cepni selbst“, sagte Wolfgang Herkenberg anlässlich des Besuchs einer Delegation aus der Türkei vor zweieinhalb Jahren. Damals besuchte Cepnis Bürgermeister Murat Ucar die etwa 1200 in Wuppertal lebenden Cepnier.

Josef Neumann findet es wichtig, dass die Freundschaft mit Cepni nicht unter den politischen Turbulenzen leidet. „Ich bin in den Sozialen Medien kritisiert worden, warum wir denn dem türkischen Staat ein Feuerwehrauto schenken. Ich konnte nur antworten, dass wir es nicht dem Staat, sondern unseren Freunden in Cepni schenken, die in Wuppertaler Firmen wie Happich, Vorwerk, Knipex oder FAG wichtige Arbeit leisten und geleistet haben“, so Neumann.