Auszeichnung Wuppertaler Michael Seeling erhält einen Kunstpreis „CityARTists“ 2022
Wuppertal · Der Künstler setzt sich viel mit dem Werkstoff Stein auseinander, den er biegt und in Streifen schneidet.
Stein ist das bevorzugte Material des Bildhauers Michael Seeling. Dieses biegt er, in Streifen geschnitten, behutsam in Form. Seine „Tensionale Steinbildhauerei“ brachte dem Künstler schon in den 1990ern erste Bekanntheit. Das von ihm entwickelte Verfahren setzt sich mit den Eigenheiten und Grenzen von Natursteinen auseinander und trägt, im Gegensatz zur klassischen Bildhauerei, der Tatsache Rechnung, dass sich Stein nicht willkürlich bearbeiten lässt. Im Fokus des Werks steht dabei die bildhauerische Verarbeitung von kulturellen und zivilisatorischen Prozessen. Für seine konzeptionelle und anspruchsvolle Arbeit konnte Michael Seeling nun den „CityARTist“ 2022 in Empfang nehmen. Die Preisverleihung fand nun im Von der Heydt-Museum statt.
Der „CityARTist“ ist ein Kunstpreis, den das NRW-Kultursekretariat dieses Jahr zum dritten Mal an herausragende Künstlerinnen und Künstler aus Nordrhein-Westfalen vergeben hat. Ausgezeichnet wurden zehn nominierte Kreativschaffende aus 21 teilnehmenden Städten. Der mit 5000 Euro dotierte Preis richtet sich an qualifizierte Maler, Fotografen, Bildhauer oder Performance-Künstler, die über 50 Jahre alt sind und ihren Wohnsitz in einer der Mitgliedsstädte haben. Neben Michael Seeling konnten dieses Jahr Judith Funke aus Solingen, Sabine Hey aus Bochum, Andreas Keil aus Köln, Hyun-Gyoung Kim aus Münster, Sigrid Neuwinger aus Moers, Antonio Nuñez aus Aachen, Babak Saed aus Bonn, Katja Stuke & Oliver Sieber aus Düsseldorf und Alexander Voß aus Mülheim an der Ruhr den begehrten Preis in Empfang nehmen.
Natur und Nachhaltigkeitsketten werden immer wichtiger
Michael Seeling wurde 1958 in Wuppertal geboren. Nach einer Lehre zum Steinmetz und Steinbildhauer studierte er von 1984 bis 1990 freie Kunst an der Gesamthochschule Kassel, wo er sein Examen bei Friedrich Salzmann und Harry Kramer abschloss. Von 2005 bis 2014 hatte er einen Lehrauftrag für Bildhauerei und interdisziplinäre Arbeit an der freien Akademie der bildenden Künste in Essen. Heute lebt und arbeitet er in Wuppertal und Düsseldorf.
Neben dem Stein beschäftigt er sich auch mit anderen Materialien wie Gold, Styropor oder natürlichen Pflanzen. Dabei nimmt das Thema Natur und Nachhaltigkeitsketten eine immer größere Rolle in seinem Schaffen ein.
Das gewonnene Preisgeld soll nach dem Willen des Bildhauers in eine neue Ausstellung fließen. „Es wird eine Verbindung von zwei Werkgruppen“, berichtet er: Zeichnungen von Vulkanen und die 2017 neu aufgelegten tensionalen Steinarbeiten, bei denen der Künstler Steinstreifen biegt und spiralförmig zu Kuben verflechtet. „Der Stein wird gebogen, und das steht im Widerspruch zu unserem Denken über Stein“, erklärt Seeling, der sich nicht nur gestalterisch, sondern auch wissenschaftlich mit dem Werkstoff auseinandersetzt. „Ich arbeite mit allen Steinen, wie zum Beispiel Granit oder Basalt-Lavastein.“ Im Zusammenspiel mit den matrikularen Zeichnungen der Vulkane, die den Stein auf ihre Weise immer wieder neu formen, soll das Projekt die Grundlagen des Lebens anhand des Kreislaufs des Gesteins verdeutlichen. Ein überaus spannendes Projekt, das wohl auch die Juroren überzeugt hat. Wir dürfen gespannt sein, wann und wo die Ausstellung stattfinden wird.