Politik Fußgängern eine Stimme verleihen

Die Ortsgruppe des Fachverbandes Fußverkehr will im Verkehrsausschuss vertreten sein.

Der Verein Fuss e.V. will, dass die Belange von Fußgängern stärker Gehör finden.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Der Fachverband Fußverkehr Deutschland Fuss e.V. will in den Wuppertaler Verkehrsausschuss aufgenommen werden, um die Belange von Fußgängern bei der Stadtentwicklung zu berücksichtigen. Bisherige Anträge auf Aufnahme scheiterten. Dagegen war die Taxizentrale zuletzt im Verkehrsausschuss vertreten.

Das sorgt bei Thorsten Niebuhr, Sprecher der Fuss-Ortsgruppe Wuppertal, für Verwunderung. „Wir sind nicht gegen die Vertretung der Taxifahrenden im Ausschuss, vertreten jedoch die größte Gruppe der Verkehrsteilnehmenden, die Fußgänger, und möchten diese Gruppe im Ausschuss erkennbar und angemessen repräsentieren. Die Gründe für die Aufnahme der Taxizentrale kennen wir nicht – einer Lobbygruppe, die offensichtlich bei den politischen Vertretern und bei der Verwaltung Gehör findet und als wichtig erachtet wird.“

Konstituierende Sitzung des Ausschusses steht noch bevor

Frank Meyer, Dezernent für Verkehr und Umwelt, sagt: „Die Entscheidung, wer als sachkundiger Bürger am Verkehrsausschuss teilnimmt, trifft der Rat.“ Außerdem stellt Meyer klar, dass „die konstituierende Sitzung des Verkehrsausschusses erst noch bevorsteht“. Einen konkreten Termin gebe es noch nicht.

Meyer ist sich der Probleme, die es zwischen Fußgängern und Autofahrern gibt, durchaus bewusst: „Die Verbannung der Autos aus den engbebauten Wohnvierteln ist keine Lösung. Auch sind Bürgersteigbreiten nicht gesetzlich einklagbar.“ Meyer verweist außerdem auf das „MoMo-Projekt“, bei dem eine urbane Verkehrswende in der Nordstadt untersucht werden soll. Dabei werden die Bedürfnisse von verschiedenen Gruppen betrachtet. „Demokratie lebt von der Fähigkeit, Kompromisse einzugehen“, sagt Meyer.

Thorsten Niebuhr will unbedingt, dass der Verein in den Verkehrsausschuss aufgenommen wird und damit ein Mitspracherecht bekommt. „Die Stadt Wuppertal gehört seit 2019 der Arbeitsgemeinschaft Fuß- und Fahrradfreundlicher Städte NRW an und wirbt damit auch. Wir als Verein wollen als sachkundige Einwohner die Stadt bei der Erreichung der Ziele der Arbeitsgemeinschaft aktiv unterstützen. Wie soll eine Verkehrswende ohne Beteiligung der Fußgänger funktionieren?“

Laut Niebuhr unterstützen die Grünen und die Linke den Antrag auf Aufnahme in den Verkehrsausschuss. Die Fraktionsvorsitzenden der CDU, Caroline Lünenschloss und Ludger Kineke, sprachen sich bereits im November für die Stärkung des Fußverkehrs aus. Gespräche mit den beiden Politikern soll es laut Niebuhr noch geben. Der FDP werde man sich ebenfalls im Januar vorstellen.

Ziel ist eine Stadtplanung, die alle Verkehrsteilnehmer im Blick hat

Niebuhr sieht noch viele Schwächen und Probleme in Wuppertal. So wird nach seiner Aussage noch immer das illegale Parken flächendeckend geduldet, gibt es eine schlechte Sicherung der Schulwege, werden abgerissene Fußgängerbrücken über Wupper und Eisenbahnschienen nicht ersetzt und verfallene Treppenanlagen nicht saniert.

Ziel des Fachverbandes sei eine Verkehrs- und Stadtplanung, die das Wohl aller Einwohner Wuppertals mit ihren jeweiligen Mobilitätsarten im Blick hat und in der Stadtraum nicht gleich Parkraum ist. „Eines unserer Ziele ist dabei, dass Fußverkehr in Wuppertal zukünftig als eine eigenständige Verkehrsart wahrgenommen wird.“