Schulkonzert „Mozart buchstabieren“ mit Noten, Händen und Füßen

Wuppertal · Beim dritten Schulkonzert des Sinfonieorchesters Wuppertal stand der verspielte Komponist im Mittelpunkt.

Stephanie Riemenschneider (Mitte) und Heike Henoch (r., sitzend) brachten mit dem Sinfonieorchester  den Kindern Mozarts Musik nahe.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Zum Abschluss gibt es nochmal eine „Mannheimer Rakete“ (schnell aufsteigende und lauter werdende Tonfolge) und ein gemeinsam buchstabiertes „M“-„o“-„z“-„a“-„r“-„t“ und dann strömen mehrere hundert beglückter Kinder mehr oder weniger geordnet aus dem altehrwürdigen Mendelssohn-Saal. Am Dienstagvormittag stellte das Sinfonieorchester Wuppertal in der Stadthalle erneut unter Beweis, dass es ein großes Herz für Kinder und jede Menge Knowhow und Esprit hat, diese für klassische Musik zu begeistern. Bei seinem dritten Schulkonzert der Spielzeit stand der geniale Komponist Wolfgang Amadeus (Amadé) Mozart, der 1756 in Salzburg geboren wurde und 1791 in Wien starb, im Mittelpunkt.

„Ich habe ihr gesagt, ‚mach mal was zu Mozart, aber nicht als Wunderkind oder als Reisender’“, erinnert sich Heike Henoch vom Education Management des Sinfonieorchesters. Konzertpädagogin Stephanie Riemenschneider nahm Auftrag und Herausforderung an und begab sich ein Dreivierteljahr auf intensive Forschungsreise. Heraus kam das Programm „Mozart buchstabieren“, das den überaus kreativen und produktiven Mozart und den spielerischen und witzigen Mozart zeigt, der Töne und Buchstaben genial miteinander zu verbinden wusste, Wortkünstler war. Zur Vorbereitung auf das Konzert wurden die Lehrer der teilnehmenden Grundschulen mit Material ausgestattet, in Workshops geschult, ihre Klassen von Heike Henoch und Musikern des Sinfonieorchesters besucht. Denn ein Schulkonzert hat einen pädagogischen Auftrag, den es über aktive Teilnahme unter vollem Körpereinsatz, von den Füßen bis zur Stimme, erfüllt – nicht passiven Genuss.

Mozart liebte Quatschreime, Wort- und Reimspiele, das Rückwärtssprechen, Rätsel oder Zungenbrecher, reihte in seinen Briefen Worte sinnfrei aneinander oder wiederholte bestimmte Redewendungen, so wie er in seiner Musik das laute Echo variierte, ein Motiv mit hohen und tiefen Tönen, ganz und teilweise oder mit verschiedenen Instrumenten spielen ließ, die Zuhörer an der Nase herumführte.

Ein cooler Typ, kein
arroganter Schnösel

(Fürstin) Heike Henoch im hellblauen Rokoko-Taftkleid hat es schwer, im ernsten wie erhabenen Duktus Sinfonien und Tänze Mozarts näher zu bringen. Immer wieder übernimmt (Harlekin) Stephanie Riemenschneider in bunt karierter Hose das Kommando, spricht von Trazom (wie sich Mozart selbst manchmal nannte), übt den Zungenbrecher „Papas plötzlich plappernder Papagei“ ein, kann die Schnelligkeit von Mozarts Notenläufen aber nicht erreichen. Sie fordert die Sechs- bis Zehnjährigen auf, mit Händen, Armen und Füßen die Sequenzen zu untermalen, zu schreiten, zu stampfen, zu klatschen und zu wirbeln, die das Orchester unter Leitung von William Shaw spielt. Als Henoch verrät, dass der stets klamme Mozart gerne Tänze komponierte, weil er damit gutes Geld verdiente, fragt Riemenschneider sich und die Kinder, wie sich der Komponist denn bei so viel Arbeit entspannt habe.

So endet das einstündige Konzert mit einem großen Fest, durch das die beiden mit schweißtreibender weißer Rokoko-Perücke auf dem Kopf geleiten. Dabei ihrem Publikum alles abfordern – vom gemeinsamen Kanon-Singen und Tanzen bis hin zur letzten gemeinsamen „Rakete“, die die bekannte Sinfonie in C-Dur auf völlig neue Art erfahrbar macht. So mancher Schüler mag die Erkenntnis gewinnen, dass der alte Mozart kein arroganter Schnösel, sondern ein „cooler Typ“ gewesen sein muss.