Digitalshow zum Jahresstart Talfahrt: Mit Humor durch die Krise
Auf den Wuppertaler Straßen sieht es aus wie 1973 bei der Ölkrise und Heckinghausen macht sowieso den Eindruck, als sei es nach dem Krieg gar nicht wiederaufgebaut worden. Angesichts dieser Tristesse hilft nur noch eine anständige Portion Humor.
Die Kitas und Schulen im Winterschlaf, die Kneipen vergammelt, das Leben verrinnend. Auf den Wuppertaler Straßen sieht es aus wie 1973 bei der Ölkrise und Heckinghausen macht sowieso den Eindruck, als sei es nach dem Krieg gar nicht wiederaufgebaut worden. Angesichts dieser Tristesse hilft nur noch eine anständige Portion Humor. Damit bringen Jens Neutag, Ulrich Rasch und Jürgen H. Scheugenpflug ihr Publikum in schwierigen Zeiten durch die Krise. Das Talfahrt-Trio startet 2021 coronabedingt digital und streamt sein wie immer scharfzüngiges Programm ins Netz. Nach ersten Online-Shows an den Advents-Sonntagen gibt es nun eine knapp 40-minütige Aufzeichnung aus dem Kontakthof. Im Stil einer Late-Night-Show drehen die drei Kabarettisten die Themen der ersten Wochen des Jahres durch den Fleischwolf der Satire. Ihre Moderationen, Sketche, Songs und Einspielfilme sind gewohnt angriffslustig.
Auf der Suche nach dem verschollenen Oberbürgermeister
Ein beliebtes Spottziel ist der verschollene Oberbürgermeister Uwe Schneidewind. Ist „Onkel Uwe“ in Gefangenschaft der CDU geraten oder steckt er seit acht Wochen im Paternoster des Rathauses fest? Jürgen Scheugenpflug sorgt sich um den politischen Hoffnungsträger, der sich aber wahrscheinlich nur intensiv auf seinen Sommerurlaub vorbereitet. Im Gepäck hat die Talfahrt noch ein Abschiedslied für CDU-Urgestein Michael Müller, der nicht mehr im Stadtrat ist. „Für dich soll’s Currywürstchen regnen“, schmettert das Ensemble in Anlehnung an den Hit von Hildegard Knef. Ihr Fett weg bekommen im Streaming Video auch die rechten „Nationalautisten“ von der AFD (Asis vom Dönberg). Zudem gibt es vom Ensemble praktische Tipps, um der langen Schlange beim Hausarzt zu entgehen. „Einmal Husten reicht und es geht direkt schneller“, rät Jürgen Scheugenpflug. Nicht fehlen darf im neuen Programm das Engelsjahr, schließlich wird das Erbe des berühmten Sohnes der Stadt und seines ebenso bekannten Freundes Karl Marx in Wuppertal besonders gepflegt. Das gilt etwa für den Aufruf „Proletarier aller Länder, vereinigt euch“. „Dadurch entstand Oberbarmen“, feixt Ulrich Rasch. Außerdem hat Jens Neutag eine einleuchtende Erklärung für das besondere Erscheinungsbild der Menschen in Cronenberg, Ronsdorf und Beyenburg. „Die haben in der Kindheit zu dicht am Amboss gespielt und sehen auch so aus“, findet er.
Ein gefundenes Fressen ist für die Talfahrt der jüngste Prozess um Bilder des Wuppertaler Karnevalsprinzen ohne Hose. „Mit FFP2 Maske wäre das nicht passiert“, ist sich Scheugenpflug sicher. Am Ende sei in diesen Zeiten eben „nix mehr wie früher“ und die Mauer am Döppersberg bröckele weiter mit der Akropolis um die Wette. Abgerundet wird das Programm mit einem Gastauftritt des Satirikers Uwe Becker, der dem Jahresbeginn mit einer kleinen Lesung den Rest gibt.
Karten für die Digital-Show gibt es bei wuppertal-live.de. Tickets sind ab 9,99 Euro zu haben. Wer die Künstler unterstützen möchte, kann auch Karten für 19,99 oder 24,99 Euro erwerben. „Die Resonanz ist bisher sehr erfreulich und es wurden auch viele Solidaritäts-Tickets gekauft“, berichtet Scheugenpflug. Das Programm ist seit Sonntag bis zum heutigen Dienstagabend, 18 Uhr, abrufbar. Es soll aber in zwei Wochen erneut gezeigt werden. Weitere Infos: