Dancehall Wuppertaler bringt Reggae ins TV

Der Wuppertaler DJ Mattia Rübenstrunk, besser bekannt als Warrior Sound, ist eigentlich ein Weltstar. Aber aktuell muss er zu Hause bleiben. Von dort sendet er seine Sets jetzt per Internet und Fernsehen.

Mattia Rübenstrunk ist es gewohnt, vor großem Publikum aufzutreten. Aktuell nimmt er alleine vor dem Rechner seine Show auf.

Foto: Warriorsound/DJ Mattia Rübenstrunk

Er gehört weltweit zu den angesagtesten DJs in Sachen Reggae und Dancehall. Mehr als 100 Shows stehen bei ihm jedes Jahr auf dem Programm – in Jamaika, Japan und Kanada genauso wie in Europa und seiner Heimatstadt Wuppertal. „Ich hatte im Sommer 2019 den Soundclash beim Reggae Sumfest in Montego Bay auf Jamaika gewonnen, das ist der größte Wettbewerb seiner Art weltweit. Auch die „Clash of Sea“ bei der„Welcome to Jamrock“-Cruise des Bob Marley-Sohns Damian konnte ich gewinnen. Dann kam noch eine zweiwöchige Tour durch Gambia. Und plötzlich war wegen Corona der Shutdown da – und das auf dem Höhepunkt meiner Karriere. Alle Clubs mussten schließen und Konzerte sowie Festivals wurden abgesagt. Da musste ich mir überlegen, wie es für mich als Berufs-DJ jetzt weitergeht“, erinnert sich der Wuppertaler Mattia Rübenstrunk (37) besser bekannt als Warrior Sound.

Neue Plattform für Reggae und Dancehall.

So beginnt der DJ seinen eigenen, täglichen Livestream – und das über zehn Wochen jeden Tag eine Stunde lang. „Zunächst lief der Stream über meine Social-Media-Kanäle wie YouTube oder Facebook. So ist eine große internationale Community entstanden, ich habe Zuschauer in Miami, in der Karibik, in Kanada, aber natürlich auch in Europa und vor allem Deutschland. Das hat Leute auf mich aufmerksam gemacht. Ein alter Kumpel der im Fernsehbereich mit seiner Firma tätig ist, kam dann auf die Idee mich in seine Mediathek für deutsche Lokalsender zu nehmen“, erinnert sich Mattia Rübenstrunk.

Inzwischen hat er auf Anixe HD immer freitags um 23.15 Uhr eine exklusive Show für den Sender. Außerdem gibt es den Livestream nun auch regelmäßig von Montag bis Freitag um 21 Uhr auf Hauptstadt TV und auf Rhein-Main-TV, ein Sender der bundesweit zu sehen ist. „In Deutschland gab es noch nie so eine Plattform im Fernsehen für Reggae und Dancehall. Die „Shutdown Show“ ist interaktiv, wir stehen mit den Zuschauern per Chatfenster in Kontakt. So bekommt man ein direktes Feedback zu den Songs, die man präsentiert. Für mich als Reggae-DJ ist die Plattform im Fernsehen eine große Ehre. Wichtig ist mir aber, dass nicht ich, sondern die Musik im Vordergrund steht.“ Alleine über die Mediathek wurden in den vergangenen 28 Tagen 750 000 Menschen erreicht.

Im Mittelpunkt stehen für den DJ aktuell nicht die Reisen rund um den Globus, sondern seine Wohnung in Unterbarmen. „Ich habe durch den Stream und die TV-Show zwar viel zu tun, aber das Leben hat sich trotzdem entschleunigt. Seit 15 Jahren war ich nicht so lange am Stück zu Hause. So langsam kommt bei mir jetzt immer mehr das Fernweh hoch, ich vermisse den Austausch mit anderen Leuten aus der Szene sehr.“

Vermisst wird vom Wuppertaler auch die monatliche Show im U-Club an der Friedrich-Ebert-Straße. Dort hat er 1998 seine erste Reggaeparty erlebt und den heutigen Superstar Gentleman getroffen. Zu den ersten Livebegegnungen mit Reggae zählten auch Konzerte in der Börse. 2002 legt er im U-Club erstmals gemeinsam mit einem Kollegen selbst auf. „Seit 2007 mache ich das alleine. Aus dem Hobby wurde dann immer mehr ein Vollzeitberuf, mit dem ich seit 2013/14 meinen Haupterwerb verdiene.“ Im U-Club hat Rübenstrunk auch seine Ausbildung zum Veranstaltungskaufmann absolviert. Seine feste monatliche Party ist die „Jamaican Rum Night“, eine deutschlandweit sehr angesagte Veranstaltung. „Ich bin immer viel unterwegs, aber meine Basis Wuppertal wollte ich nie verlassen.“

Für den U-Club gestaltet sich die Situation aktuell schwierig: „Wir mussten als erste aufhören und werden die letzten sein, die in der Krise wieder an den Start gehen können. Mit dem neuen Soforthilfepaket werden wir wohl durch das Gröbste durchkommen. Es gab auch extrem viel Unterstützung durch unsere Fangemeinschaft. Da wurden Spenden gesammelt und es gab einen erfolgreichen Bierkastenverkauf“, sagt der Wuppertaler über den Club, der auf eine 25-jährige Geschichte zurückblicken kann.