Fest „Ein Syrer könnte bei uns Mitglied werden“

Wuppertal · Der Bund der Vertriebenen zeigt sich offen gegenüber den Neuankömmlingen.

Hartmut Pfecht ist Vorsitzender des Bundes der Vertriebenen in Wuppertal.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Der Bund der Vertriebenen (BdV) in Wuppertal feierte am Samstag sein jährliches Heimatfest. Wie stehen diese deutschen Flüchtlinge oder deren Nachkommen den Menschen gegenüber, die sich vor aktuellen Krisen nach Wuppertal in Sicherheit gebracht haben?

Hartmut Pfecht, der Vorsitzende des BdV in Wuppertal, sagt dazu einladend: „Ein Syrer könnte auch bei uns Mitglied werden“, ein entsprechender Antrag sei allerdings noch nie eingegangen.

Sein Verband habe schon vielfach auch neue Gliederungen aufgenommen. So gebe es neben der Landsmannschaft Ostpreußen, den Pommern, Schlesiern und Sudeten auch Unterorganisationen des BdV, in denen sich Siebenbürger Sachsen und spätausgesiedelte Russlanddeutsche zusammengetan haben, obwohl diese lange nach Kriegsende in Wuppertal angekommen seien.

Nicht mehr alle Mitglieder des BdV haben in ihrer Jugend die Erfahrung der Flucht gemacht, doch diejenigen, die selbst einmal mit wenig Hab und Gut von zu Hause fort mussten, würden bei Fernsehbildern, die Menschen auf der Flucht zeigen, „unweigerlich in ihre Kindheit versetzt“.

Im Paul-Gerhardt-Haus war Wilhelm Kreuer, der Landesvorsitzende der Landsmannschaft Ostpreußen für die Feierrede eingeladen. Sein Ziel war es, in dieser Rede auch Bezug auf die Flüchtlinge von heute zu nehmen. Er sagt: „Die Empathie ist groß und ich denke, Flüchtlinge haben es verdient, Solidarität zu empfangen.“

Erst seit den Spätaussiedlern
geht es um Integration

Die Situation sei dennoch kaum vergleichbar mit dem, was die älteren Verbandsmitglieder nach 1945 erlebt haben. Das erklärt er so: „Die Vertriebenen hatten im Zweiten Weltkrieg das Pech, im falschen Teil von Deutschland zu leben. Sie wurden vertrieben, hatten aber die gleiche Sprache, die gleiche Kultur.“ Sie wurden auch nicht überall mit weit offenen Armen empfangen, bestätigt Kreuer. In dem zerstörten Land habe es gegolten zu teilen – „und das fiel bestimmt schwer“, sagt der 1950 in Köln geborene. Lachend sagt er dazu: „Die evangelischen Ostpreußen kamen im katholischen Rheinland auch sicher nicht immer gut an.“

Für Kreuer zeigt schon der Sprachgebrauch, dass die „Eingliederung“, wie es in den 50er Jahren hieß, etwas anderes ist, als „Integration“, von der man heute spricht. Er resümiert: „Erst seit die Spätaussiedler kamen, spricht auch der Gesetzgeber von ‚Integration‘ – damals kam auch noch das Problem der Sprache dazu und es bedurfte der Sprachförderung.“

Hartmut Pfecht würde sich über neue Mitglieder im BdV Wuppertal freuen. In den Landsmannschaften gibt es verschiedene Angebote, vom Chor bis zum Handarbeitskreis. Aktuell hat der Verband in der Stadt mehr als 500 Mitglieder.