Wuppertals Partnerstädte (1): „Wir freuen uns auf St. Etienne“
Hélène und Reiner Brinkmann lernten sich vor mehr als 40 Jahren beim Schüleraustausch kennen und lieben.
Wuppertal. Es war im Sommer 1972, als sich Hélène Bourret aus St. Etienne und Reiner Brinkmann aus Wuppertal im Vohwinkeler Standesamt das Ja-Wort gaben, flankiert vom damaligen Oberbürgermeister Gottfried Gurland und dessen Amtskollegen Monsieur Durafour. Die Partnerschaft zwischen beiden Städten bestand da schon zwölf Jahre. Das französisch-deutsche Paar füllt sie bis heute mit Leben.
Wie viele Wuppertaler bislang die Stadt in der Nähe Lyons besucht haben, kann auch Reiner Brinkmann nicht mehr nachhalten.
Er hat seine Frau damals in St. Etienne kennen und lieben gelernt. Beide waren an der Organisation des höchst populären Schüleraustauschs beteiligt — er als Lehrer in Vohwinkel, sie als Lehrerin in St. Etienne. „Ich bewundere ihn, weil er sich immer noch so um die Partnerschaft kümmert“, sagt Hélène Brinkmann. Damit meint sie übrigens auch die Beziehung zwischen den beiden Städten.
Seit 1998 ist ihr Mann als Vorsitzender des „Freundeskreises Wuppertal - St. Etienne“ im Einsatz. „St. Etienne war früher eine Stadt des Bergbaus und der Bänderindustrie — da gibt es viele Parallelen zu Wuppertal“, sagt der seit 2008 pensionierte Lehrer, der, wie auch seine Frau, am Gymnasium Vohwinkel unterrichtete.
Wie Wuppertal kämpft auch St. Etienne mit dem Wandel. Besonders stolz ist man auf die Designer der Universität. Eine weitere Parallele zu Wuppertal und seiner Bergischen Universität. Auch hier wurden bereits Verbindungen geknüpft.
St. Etienne liegt am Furan, einem kleinen Nebenfluss der berühmten Loire. Die Franzosen beweisen immer wieder charmantes Geschick: Vor mehreren Jahren wurde das idyllisch gelegene Bergdorf St. Victor eingemeindet. Das liegt direkt an der Loire. Brinkmann schmunzelt: „Jetzt darf sich St. Etienne getrost als Stadt an der Loire bezeichnen. Darauf sind unsere Freunde sehr stolz.“
Musik und Kunst aller Couleur beleben die Partnerschaft. Ende der 1990er-Jahre gaben die Jazz-Legende Peter Kowald und die Mandolinengesellschaft in Wuppertals Partnerstadt Konzerte. Der Bildhauer und Skulpturenparkbetreiber Tony Cragg stellte im vergangenen Jahr in St. Etienne seine Werke aus.
Zuletzt versuchte der Freundeskreis, zwischen dem Theater in Cronenberg (TiC) und einer kleinen Bühne in der Partnerstadt einen Kontakt herzustellen: „Leider haben wir nichts mehr davon gehört“, sagt Brinkmann. Der pensionierte Lehrer sucht Mitstreiter. 40 Mitglieder hat der Freundeskreis. „Der Nachwuchs fehlt“, konstatiert der Vorsitzende.
Der Schüleraustausch sei längst nicht mehr so populär, wie in den 1980-er Jahren, hat er festgestellt. Das Ehepaar Brinkmann hält aber weiterhin die deutsch-französische Freundschaft hoch: In der kommenden Woche steht die nächste Reise nach St. Etienne an. Beide lachen: „Wir freuen uns darauf.“