Wuppertals Schatz sind alte Bäume

Im Stadtgebiet gibt es weit mehr Laubbäume als sonst in NRW. Doch die Wälder leiden unter saurem Boden und durch Schädlinge.

Eine der grünsten Städte weit und breit — das ist Wuppertal mit Sicherheit. „Die Wuppertaler können stolz auf ihren Wald sein“, sagt Sebastian Rabe, Abteilungsleiter Forsten bei der Stadt. Mehr als 2600 Fußballfelder umfasst das Gebiet der städtischen Waldflächen — 1875 Hektar. Rund 29 Prozent Waldfläche gibt es im Stadtgebiet und damit etwas mehr als im NRW-Durchschnitt. Das Land hatte vergangene Woche seine Waldinventur vorgestellt — wobei sich gezeigt hatte, dass NRW mit einem Anteil von 27 Prozent eher waldarm ist: Auf jeden Einwohner kommen statistisch nur 532 Quadratmeter Wald. Im Bundesdurchschnitt ist es fast dreimal so viel. Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) hatte daraufhin angekündigt, den Waldanteil weiter erhöhen zu wollen.

Insgesamt 51 Baumarten und Baumartengruppen wachsen hierzulande besonders zahlreich sind Fichten (30 Prozent) Buchen (19 Prozent) und Eichen (17 Prozent). Laubbäume machen in NRW 58 Prozent des Bestandes aus, doch Wuppertal ist auch hier deutlich besser als der Landesdurchschnitt: „Wir haben sehr viel mehr Laubbäume, der Anteil bei uns im Stadtwald liegt bei 85 Prozent“, sagt Sebastian Rabe. Größtenteils handelt es sich dabei um Bestände mit Buchen und Eichen.

Zu den kommunalen Waldgebieten zwischen Nächstebreck und Schöller kommen noch etliche private Flächen hinzu: Die Stadt betreut 1070 Hektar Privatwälder, die in der Forstbetriebsgemeinschaft Wuppertal organisiert sind — das entspricht weiteren 1498 Fußballfeldern. Einen echten Schatz gibt es außerdem in Wuppertal — alte Bäume. „Landesweit sind nur sechs Prozent der Wälder älter als 140 Jahre, bei uns sind es 16 Prozent.“ Wuppertal habe einen der ältesten Bestand an Buchenwäldern in Nordrhein-Westfalen mit 255 Jahre alten Bäumen. Die stehen am Dürrweg auf Küllenhahn, sind sommers wie winters ein imposanter Anblick. „Es dürften an die 200 Exemplare sein“, schätzt Rabe.

Eine Menge Holz also buchstäblich, was Wuppertal an Wald zu bieten hat. Anlass für uneingeschränkten Jubel besteht indes nicht: Wie anderswo im Land sind auch im Tal die Böden sauer, viele Bäume sind von Schädlingen befallen. Ein Beispiel ist die Miniermotte, die Rosskastanien zu schaffen machte. Und der deutsche Lieblingsbaum hat es ebenfalls nicht leicht, wie Rabe berichtet: „Die Eiche leidet vor allem unter einer Kombination von Schädlingen wie Eichenwickler, Frostspanner und Prachtkäfer.“ Zudem trage Wuppertal sein Jahrhunderte altes Erbe nach wie vor im Boden. „Überall im Stadtgebiet lassen sich Spuren von industrieller Nutzung finden.“

Unterdurchschnittlich sei man im Landesvergleich lediglich bei der Holzmasse, erklärt Rabe. Das liege vor allem an der Nachkriegszeit, in der auch in Wuppertal mangels Energie ganze Wälder verheizt wurden. „Das muss noch immer aufgeholt werden.“

Abgeholzt wird aber auch heute — die Stadt arbeitet mit ihrem Wald, der Ertrag sei schwankend, so Rabe. Jedes Jahr werde „ein niedriger sechsstelliger Betrag“ erwirtschaftet. Die Stadt lege jedoch „sehr, sehr hohe Maßstäbe“ an die Bewirtschaftung, wie Annette Berendes, Leiterin des Ressorts Grünflächen und Forsten, anlässlich der jüngsten PEFC-Zertifizierung, einer Art „Wald-TüV“, betont hatte. Dabei geht es um ein System zur Sicherstellung einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung. 3000 Euro jährlich stehen der Stadt im Jahr für Ersatzpflanzungen zur Verfügung, Man setze auch auf natürlichen Zuwachs, sagt Sebastian Rabe. Jörg Liesendahl vom BUND in Wuppertal kritisierte gestern im WZ-Gespräch: „Die Stadt sollte verantwortungsvoller mit ihrem Wald umgehen, insbesondere mit altem Baumbestand.“ Häufig würden große Bäume mit der Begründung von Krankheit oder Verkehrssicherheit gefällt, und der Verlust werde durch Nachpflanzungen kaum aufgewogen.