Die lebende Legende spielt in Wuppertal
Stanley Clarke begeisterte am Wochenende in der Reihe Klangart im Skulpturenpark.
Wuppertal. Leute, die von hier weggezogen sind, äußern sich ganz ungläubig: „Was, Stanley Clarke kommt nach Wuppertal? Das darf doch wohl nicht wahr sein!“ Doch es ist so. Die lebende Legende ist da, im Skulpturenpark Waldfrieden im Rahmen der Reihe Klangart. Aus Nah und Fern reisen also die Fans an. Die Wiese vor der Villa ist gerappelt voll. Ungeduldig wird bereits vor Konzertbeginn geklatscht.
Man kann es kaum abwarten, bis der große Meister der Bässe endlich mit seiner Band die Open-Air-Bühne betritt. Sofort geht es richtig zur Sache. Clarke, der in den 1970er Jahren die Slaptechnik am E- und später am Kontrabass salonfähig machte, zupft sofort dynamisch an den vier Saiten des Saiteninstruments. Von der ersten Sekunde an sind die etwa 1000 Besucher voll in seinen Bann gezogen. Schöne alte Nummern präsentiert er ab-wechselnd an seinen beiden Bässen: „Goodbye Pork Pie Hat“ von Charles Mingus oder „Song To John“ aus seinem dritten Jazz-Funk-Fusion-Album „Journey to Love“ aus dem Jahr 1975.
Doch nichts davon kommt angestaubt daher, sondern jugendlich frisch, voller Power. Wie in alten Zeiten sorgt er für elektrisierende, rockige und schattierungsreiche Sounds - so wie damals, als er mit der Band „Return To Forever“ Kultstatus erlangte. Heute hat er drei junge Musiker um sich geschart, die ihm an Klasse in nichts nachstehen: am Piano und den Keyboards Beka Gochiashvili, Schlagzeuger Michael Mitchell und an den Synthesizern Cameron Graves.
Was dieses Quartett an lupenreinem Jazzrock daherlegt, lässt hinsichtlich Kreativität, Emphase und musikalischer Dichte keine Wünsche offen. Den Schalk im Nacken hat Clarke noch dazu, wenn er zuletzt auf englisch ein Stück von Chick Corea ankündigt: Danach ist Schluss, weil es so schwer zu spielen ist und wir deswegen anschließend ins Krankenhaus müssen.
Eine Zugabe gibt es aber doch noch. Es dürstet Clarke nach „Let’s have some fun“. Und los geht’s: Schnell wirbeln seine Finger über Saiten und Griffbretter des E- und Piccolobasses. Die Synthesizer und Keyboards kreieren satte Sounds. Der Drummer wächst an Schlagfertigkeit noch einmal über sich hinaus. Die gesamte Zuhörerschaft grölt stehend begeistert mit. Und allen ist anschließend klar: Dieses Wuppertaler Musikhighlight vergisst so schnell keiner.