Meinung WZ-Kommentar zur neuen Ticketstrategie bei den WSW: Die Macht der Gewohnheit

Wuppertal · In welcher Wabe befinde ich mich – und wo will ich hin? Wie lang ist eine Kurzstrecke? Was mache ich, wenn ich nicht nur ein Ticket für eine Fahrt, sondern für eine Woche kaufen möchte?

 martin.gehr@wz.de

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Foto: Anna Schwartz/ANNA SCHWARTZ

Sich im Tarifdschungel zurechtzufinden, funktioniert, wenn man Routine entwickelt hat. Aber selbst dann kann es passieren, dass der Automat den einzigen Fünf-Euro-Schein nicht annimmt. Digitale Technik kann vieles vereinfachen, auch beim Busfahren in Wuppertal. Allerdings ist das eine Generationenfrage: Wer ein Online-Ticket über eine App bucht, muss zwar nicht in die datengesteuerte Welt hineingeboren sein, aber er muss sich damit auskennen. Junge Menschen bis 30 nutzen das System aus Gewohnheit. Es ist für sie Normalität. Sie kaufen ein Ticket in Form eines QR-Codes, der etwa in Zügen vom Schaffner abgescannt wird. Was auch damit zusammenhängt, dass sie digitale Zahlungsmittel wie Paypal verwenden. Innovationen, die für ältere Generationen böhmische Dörfer sein können. Weil sie noch auf Tradition setzen – und damit ihrer Gewohnheit nachgehen, die immer mehr verschwindet. Aber es trifft eben viele Facetten der Alltagsbewältigung: Navigationssystem statt Straßenkarte. E-Mail statt Brief. Spotify statt UKW-Radio. Kaffeekapseln statt Kaffeefilter. Klingt komisch, ist aber so. Der Verzicht auf gedruckte Fahrscheine ist nur ein kleiner Baustein. Und ganz ehrlich: Er tut auch nicht weh.