Ab September Künftig nur noch Einzeltickets in den Wuppertaler Bussen

Wuppertal · Die Busfahrer sollen entlastet, der Betrieb dadurch stabilisiert werden.

Wer vorne beim Busfahrer Tickets kaufen will, bekommt bald nur noch ein Einzelticket.

Foto: Taro Kataoka

Wie die Wuppertaler Stadtwerke (WSW) mitteilen, gibt es ab dem 1. September in allen Bussen des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr ein geändertes Ticketsortiment: In den Bussen sind beim Fahrpersonal dann nur noch Einzel- und Fahrradtickets erhältlich. Alle weiteren Tickets müssen Kunden in den Apps der WSW buchen oder an Ticketautomaten, in den WSW-Centern sowie bei Vertriebspartnern wie teilnehmenden Kiosken kaufen. Dies kann gerade für ältere Menschen mit Einschränkungen verbunden sein.

Die Einstellung des variablen Ticketverkaufs in den Bussen sei „eine zwiespältige Sache“, äußert Ute Eichler-Tausch, Sprecherin der Grünen-Fraktion im Wuppertaler Seniorenbeirat. Einerseits habe dies nachvollziehbare Gründe, „weil es die Busfahrer entlastet, und das in einer Phase, in der sowieso schon ein Mangel an Busfahrern besteht“. Man dürfe zudem nicht vergessen, „dass dann auch weniger Bargeld im Bus verfügbar sein muss“ .

Wie die WSW es formulieren, habe der geringere Zeitaufwand „für Verkauf, Beratung und Zahlungsabwicklung in den Fahrzeugen“ einen positiven Effekt auf die Betriebsstabilität. Andererseits sei etwa das 4er-Ticket, das künftig nicht mehr im Bus angeboten wird, pro Fahrt etwa 40 Cent günstiger, betont Ute Eichler-Tausch. „Deshalb ist es ja so beliebt. Ich habe immer ein 4er-Ticket in der Tasche.“

Sie rät, sich „4er-Tickets auf Vorrat zu kaufen“. Im Zuge dessen fordert sie, die Menge an Vertriebspartnern auszuweiten, damit auch ältere Menschen künftig keine weiten Wege haben; nicht jedes Quartier ist mit solchen Verkaufsstellen ausgestattet. Allerdings stellt sie auch klar: „Durch die Maßnahme wird sich der ÖPNV nicht verbessern.“

Barbara Becker (CDU), Vorsitzende des Seniorenbeirats, kann sich nicht vorstellen, dass die Umstellung zu großem Unmut führt. „Das System wird ja an mittlerweile übliche Standards angepasst.“ Viele Senioren würden sowieso das Bärenticket oder das Deutschlandticket nutzen, „sodass sich der Erwerb eines Fahrscheins beim Busfahrer seit langer Zeit bereits drastisch reduziert hat“. Darauf weisen auch die WSW hin: Der Ticketverkauf in den Bussen sei um 30 Prozent zurückgegangen. Becker selbst nimmt den ÖPNV gern mit ihren Enkelkindern in Anspruch, „wenn wir mit der Schwebebahn den Zoo besuchen“ – wobei Tickets für die Schwebebahn auch nicht beim Fahrer erhältlich sind.

Doch nicht bei allen kommt die neue Regelung gut an: Wie ein Beitrag im Wuppertaler Online-Magazin „njuuz“ hervorhebt, würde die Möglichkeit, künftig Tickets über das Handy zu erwerben, den Kauf nur komplizierter machen, als sie weiterhin im Bus auszudrucken. Die WSW weisen unter anderem darauf hin, dass für die Nutzung des ÖPNV der elektronische Tarif „eezy“ eine Alternative darstelle. Mit „eezy“ werden die Fahrten nach Strecke abgerechnet. Zudem seien – so die Kritik in „njuuz“ – elektronische Tickets nicht übertragbar und würden den Faktor des Datenschutzes beinhalten, der bei bar bezahlten Tickets auf Papier nicht zur Debatte stehe.

Henrik Dahlmann, Vorsitzender der Freien Wähler im Wuppertaler Rat, kritisiert, durch diese Änderung würden „besonders Senioren, die nicht über die technischen Möglichkeiten oder Fähigkeiten verfügen und in ihrer Mobilität eingeschränkt sind“, nicht ausreichend berücksichtigt. „Selbst wenn ihnen jemand ein Ticket vorher aufs Handy lädt, muss zum Beispiel ein 4er-Ticket bei Fahrtantritt aktiviert werden.“ Dies erfordere das technische Können und ein Handy mit Internetverbindung. „Für viele ist das eine kaum zu nehmende Hürde.“

Die Digitalisierung sei grundsätzlich zu begrüßen, allerdings nur dann, „wenn sie das Angebot verbessert, was hier nicht der Fall ist“. Dahlmann nennt als gelungenes Beispiel die Stadt Freiburg: „Dort gibt es in jedem Bus und jeder Straßenbahn einen Ticketautomaten, bei dem jedes Ticket buchbar ist.“ So sei auch das Problem mit Vandalismus an Haltestellen nicht mehr so gravierend.

„Die Doppelstruktur aus gedruckten und digitalen Tickets wird man allerdings nicht ewig aufrecht erhalten können“, betont Timo Schmidt, verkehrspolitischer Sprecher der Wuppertaler Grünen und Mitglied in der VRR-Verbandsversammlung. Langfristig werde der Verkauf per Bargeld eingestellt, zumal gedruckte Tickets auch betrugsanfällig seien, sagt Schmidt, „während über die App gekaufte Tickets mit einem persönlichen QR-Code funktionieren. Und während der Pandemie haben wir gesehen, dass bargeldloses Bezahlen massiv zugenommen hat.“