Zu hohe Kosten Neuer Bauzeitplan für die Wuppertaler Poststraße
Wuppertal · 40 Meter langes Stück zwischen Alter Freiheit und Schwanenstraße hätte zu viel gekostet.
Seit im Frühjahr 2022 das Straßenpflaster der Poststraße aufgenommen und dort eine sogenannte Drainasphaltschicht aufgebracht wurde, hadern nicht nur alteingesessene Wuppertaler mit dem desolaten Zustand der Einkaufsstraße. Über den grobkörnigen Baustellen-Straßenbelag führt der Weg die Passanten in einem trostlosen Ambiente zwischen Kerstenplatz und Döppersberg an Läden vorbei, die mit dem inhabergeführten Einzelhandel, der einst das Bild dieser Elberfelder 1-A-Lage bestimmte, nur wenig gemein haben. Bis die Passanten auf der Poststraße aber wieder ein „gescheites Pflaster“ unter den Füßen haben, wird es länger dauern als bisher geplant.
Archäologische Funde sorgten für Verzögerungen
Ursprünglich hatte die Stadt eine Musterpflasterung auf einer 40 Meter langen Strecke zwischen Alter Freiheit und Schwanenstraße vorgesehen. Doch darauf wird nun aus Kostengründen verzichtet. „Das war eine schöne Idee, gerade auch für die von den Baustellen gebeutelten Geschäftsleute. Allerdings hat die Ausschreibung gezeigt, dass diese isolierte Maßnahme nicht wirtschaftlich umzusetzen ist“, sagt Verkehrsdezernent Frank Meyer.
Obwohl es sich um Fördergelder handele, werde die Ausschreibung für das Teilstück aufgehoben, da das Ergebnis der Angebote der beteiligten Unternehmen meilenweit über der Kalkulation der Stadt liege. Außerdem hätten sich die Bauarbeiten der WSW durch die archäologischen Funde derart verzögert, dass der Zeitraum zwischen einer Musterpflasterung und dem Beginn der kompletten Pflasterung der Poststraße ab Frühjahr 2025 nur noch acht bis zehn Monate betragen hätte. Auf acht bis zehn Monate war ursprünglich auch das Provisorium angesetzt, über das sich seit Mai 2022 zigtausende Passanten zu Fuß, mit Rollatoren oder Kinderwagen mühen. Doch da beim Ausbaggern an mehreren Stellen Überreste der mittelalterlichen Burg Elberfeld entdeckt wurden, ließen sich die Zeitpläne für den Bau von Fernwärme- und weiteren Versorgungsleitungen nicht halten.
Laut Angabe der Stadt kann der Zeitverlust inzwischen durch eine Vereinbarung zwischen Oberbürgermeister Uwe Schneidewind, dem Rheinischen Amt für Denkmalpflege und der Unteren Denkmalbehörde begrenzt werden. Der Kompromiss sieht vor, dass Serienfunde binnen Tagen dokumentiert werden und darüber entschieden werden muss.
Schadet die Straße dem Image der Stadt?
Die Poststraße ist weiterhin gut besucht, obwohl das Ambiente weit über die Stadtgrenzen hinaus dem Image Wuppertals geschadet hat. Keine Überraschung: Untersuchungen haben ergeben, dass die Passantenfrequenz im Vergleich zu früheren Jahren rückläufig ist. Mit dem Hirschfeld Stoff- und Gardinenmarkt hat sich nun gegen den Trend ein Unternehmen an der Poststraße angesiedelt, das mit seinem Angebot über den üblichen Branchenmix aus Handy- und Ein-Euro-Shops hinausreicht.
„Wir werden von sehr vielen unserer Kunden darauf angesprochen, wie sehr es sie freut, dass wir die Poststraße als neuen Standort gewählt haben und die Straße somit aufwerten helfen“, sagt ein Mitarbeiter des Unternehmens auf Anfrage der WZ. Durchhaltevermögen ist von den ansässigen Händlern gefragt. Von einem vorzeitigen Ende der Arbeiten ist jedenfalls nicht auszugehen. Aktuelle Beispiele für die Problematik sind seit Beginn der Woche in zwei Baugruben zu beobachten, wo die Bagger stillstehen, dafür aber per Block und Stift mittelalterliche Funde dokumentiert werden. Den Denkmalschützern sind dabei Fristen gesetzt, vor deren Ablauf sie entscheiden müssen, ob Relikte der früheren Elberfelder Burg dokumentiert oder entnommen werden müssen.
Aktuell passt die Stadt in Zusammenarbeit mit den WSW im Bauzeitplan die einzelnen Baulose, wie zum Beispiel den Abschnitt von der Schöne Gasse bis zur Schwanenstraße, dem bisherigen Baufortschritt an. Das Zeitpolster bis zur geplanten Fertigstellung wird dünner. Optische Verbesserungen auf der Poststraße hat es nicht allein durch die Einweihung der Hirschfeld-Filiale sondern auch durch die Renovierung eines großen Teils der Fassade des früheren Abeler-Hauses gegeben. In Fragmenten ist die Pendeluhr erhalten geblieben, die der Firmengründer einst konstruiert hatte. Die nun hell verputzte Teil-Fassade ist zwar bei weitem nicht mehr der Hingucker früherer Tage, aber die einstige Attraktion der Poststraße ist zumindest keine Bauruine mehr. „Ich bin zuversichtlich, dass es jetzt zügig innen und außen mit der Renovierung durch den neuen Eigentümer weitergeht“, sagt Stadtsprecherin Martina Eckermann.