Für Kunst- und Naturfreunde Führungen durch den Wuppertaler Skulpturenpark Waldfrieden

Wuppertal · Erinnerungen an die Herberts-Villa

Victoria Hülper (rechts) leitete die Themenführung „Second Nature“ im Skulpturenpark.

Victoria Hülper (rechts) leitete die Themenführung „Second Nature“ im Skulpturenpark.

Foto: Andreas Fischer

Eine kleine Gruppe Kunst- und Naturfreunde fand sich jetzt zur Themenführung „Second Nature“ im Skulpturenpark Waldfrieden ein. Kunststudentin Victoria Hülper führte die Gruppe mit einem unterhaltsamen Mix aus lebendigem Vortrag, fröhlicher Authentizität und Sachkunde durch die „Naturgalerie“ Skulpturenpark. Hier hat der Hausherr, der in Liverpool geborene und in Wuppertal lebende Künstler und Kunstprofessor Tony Cragg, auf dem Gelände des Lackfabrikanten Kurz Herberts einen begehbaren Natur- und Kunstraum geschaffen, in dem die monumentalen Plastiken in Korrespondenz mit dem sie umgebenden Raum ihre volle Wirkung entfalten.

Victoria Hülper erläuterte auch die Bedeutung der Farbe „Altrosa“ im sozial-kulturellen Kontext der anthroposophischen Philosophie: Ein absolutes Gefühl von Schutz und Geborgenheit finde der Mensch noch vor seiner Geburt im Mutterleib. Deshalb sei das Rosa dieser wohlig-warmen Umgebung Symbol für ein Lebensgefühl, das gerade der damalige Auftraggeber Kurt Herberts nach den Traumata des Zweiten Weltkrieges in seiner Wohnarchitektur umgesetzt sehen wollte. Rosafarbene Trittplatten mäandern durch die Rasenflächen, und korrespondieren, ebenso wie Rauputzfassade mit den Magnolien- und Kirschblüten im Frühjahr.

Der Vortrag von Victoria Hülper machte die Teilnehmenden immer wieder Staunen: „Warum baut man sich, wenn man einen so wundervollen Ausblick über die Landschaft hat, sein Arbeitszimmer ins Souterrain?“, forderte sie die Fantasie der Kunst- und Kulturinteressierten. Vergitterte Fenster, schwere Eisentüren, die eher an einen Bunker denn an eine Fabrikantenvilla erinnern, und ein „Panikraum“ gleich neben dem Arbeitszimmer sind bauliche Besonderheiten, die den Besuchern die Schwere des Kriegstraumas des ehemaligen Hausherren verdeutlichten. Gleichzeitig ermöglichten aber die bodentiefen gartenseitigen Fenster, die zu dem auch noch versenkbar sind, einen Dialog zwischen drinnen und draußen, zwischen der Architektur, die bei den in ihr lebenden Menschen geradezu anzuschmiegen scheint, den Bewohnern und der Natur.

Das gesamte Grundstück war mit Telefonkabeln ausgestattet

Angesichts der Erklärungen zu den häufig bei den Sitzgelegenheiten aufgestellten Metallkästen waren Humor und Staunen gleichermaßen Trumpf: „Damit Herr Dr. Herberts auf seinem riesigen Grundstück jederzeit Ideen, Überlegungen, Pläne und Wünsche an sein Personal kommunizieren konnte, war das gesamte Grundstück mit Telefonkabeln ausgestattet. Die Metallkästen sind keine Abfallbehälter, sondern hier drin waren die Telefone“, trug Hülper zur allgemeinen Heiterkeit an einem sonnigen Nachmittag auf den Höhen über Wuppertal bei.

Sie lenkte die Aufmerksamkeit der Gäste auf die gleichzeitige Rot-Grün-Färbung der riesigen Blutbuche, einer Mutation von faszinierender Schönheit, und erläuterte die Bedeutung des Ginkgobaumes mit seinen zweigeteilten fächerartigen Blättern. Dazu rezitierte Victoria Hülper das 1815 von Johann Wolfgang von Goethe verfasste Gedicht: „Ginkgo biloba“. Den Vers „...Fühlst du nicht an meinen Liedern/Dass ich Eins und doppelt bin?“ visualisierte die Referentin am konkreten Naturobjekt.

Zu den Teilnehmenden gehörten auch Ruth Winzer und Sabine Cagnoli. „Ich war hier noch nie!“ war Ruth Winzer von der Komplexität der Naturgalerie begeistert. Für sie war der Besuch dieser besonderen Exkursion ein Geburtstagsgeschenk.