Zeitarbeit: 5000 Menschen suchen auf der Messe einen Job
Auf der siebten Zeitarbeitsbörse sollen 900 Stellen vermittelt werden.
Wuppertal. Ralf Könntgen war zehn Jahre lang als Kraftfahrer beschäftigt. Nun ist er schon seit einigen Jahren arbeitslos und versucht, über die Zeitarbeit wieder im Berufsleben Fuß zu fassen: „Ich habe es wegen meines Alters nicht leicht, eine neue Anstellung zu finden. Heute erkundige ich mich über Berufseinstiegsmöglichkeiten als Staplerfahrer oder für eine Tätigkeit im Büro.“
Der Langzeitarbeitslose ist einer von rund 5000 Besuchern der 7. Wuppertaler Zeitarbeitsbörse, die am Donnerstag in der Historischen Stadthalle stattfand.
Die Agentur für Arbeit und das Jobcenter Wuppertal organisieren die Börse, bei der 26 Zeitarbeiterfirmen mehr als 900 Stellen anbieten und so einen Einblick in das Berufsleben und die Arbeitsbedingungen der Zeitarbeitsbranche ermöglichen. Zudem konnten sich die Besucher an dem Stand des Interessenverbandes Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (IGZ) über die verschiedenen Tarifverträge informieren. Und: Die Agentur für Arbeit bietet einen Bewerbungsmappen-Check an.
Das Interesse an einer Stelle für Zeitarbeit ist in den vergangenen Jahren stark angestiegen. Jedoch muss noch viel an den Tarifverträgen der Zeitarbeit gearbeitet werden, um eine Angleichung an die Bedingungen unbefristeter Arbeitsverhältnisse zu ermöglichen. Das sagt Guido Grüning, Vorsitzendes des DGB Wuppertal: „Für die gleiche Arbeit muss es auch gleichen Lohn geben.“
Veranstaltern und Besuchern ist offenbar bewusst, dass Zeitarbeit keine dauerhafte Lösung darstellt. Zumal die Möglichkeiten, über die Zeitarbeit in ein festes Arbeitsverhältnis übernommen zu werden, geringer sind als erwartet. Diese Erfahrung hat unter anderem Markus Lindner Erfahrung gemacht. Seine Erfahrung: „Zeitarbeit ist lediglich für Langzeitarbeitslose geeignet. Eine Festanstellung ist so gut wie ausgeschlossen — und man muss mehr leisten für weniger Geld.“
Tatsächlich, so Martin Klebe, Chef der Agentur für Arbeit, wird derzeit daran gearbeitet, die Dauer der Beschäftigungsverhältnisse in Wuppertal zu verlängern.
Gleichwohl verweist Andreas Kletzander vom Jobcenter darauf, dass die Beschäftigung in der Zeitarbeit trotz aller Kritik eine gute Möglichkeit ist, neue Kontakte zu potenziellen Arbeitgebern zu knüpfen — egal, ob für Hilfskräfte oder Akademiker.
Das sieht offenbar auch Ralf Hollstein so. Der Geisteswissenschaftler findet an Unis derzeit keinen Job — und sucht jetzt auf der Zeitarbeitsbörse nach einer Beschäftigung.