Wuppertal Zoo plant neue Asien-Anlage

Eine großzügige Spende von Jörg Mittelsten Scheid macht die Planungen im Herzen des Tiergartens möglich.

Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Ein Bach schlängelt sich durch das dichte Gras und bildet unten einen kleinen Teich, hohe Bäume umrahmen das Gelände wie ein kleiner Wald. Die Idylle scheint wie geschaffen für die Rettung bedrohter Arten. „Am Wasser könnten die Kurzkrallenotter spielen, die Prinz-Alfred-Hirsche kommen zwischen den Bäumen hervor und in den Wipfeln turnen die Gibbons“, erzählt André Stadler. Der Zookurator sieht die Asien-Anlage bereits ganz konkret vor sich.

Noch ist die neue Heimat für Tiere aus Südostasien eine Vision, die allerdings durch eine großzügige Spende von Jörg Mittelsten Scheid konkrete Formen angenommen hat. Durch seine 500 000 Euro ist die Finanzierung zu rund einem Drittel gesichert und das Projekt über den Modellcharakter hinausgewachsen. „Das Startkapital ist der wichtigste Baustein. Damit können wir in die konkrete Planung einsteigen“, betont Zoodirektor Arne Lawrenz. Er träumt davon, die neue Anlage bereits 2018 beleben zu können.

Bei der Verwirklichung der Pläne signalisiert der Zooverein weitere Unterstützung. „Unsere Aufgabe ist, im Anschluss an das Projekt Aralandia genügend finanzielle Mittel aufzubringen. Doch da bin ich optimistisch. Deshalb haben wir uns entschieden, die Spende anzunehmen, mit der Zusage, die Restfinanzierung kurzfristig zu stemmen. Damit stehen wir bei Jörg Mittelsten Scheid im Wort“, betont der Vorsitzende Bruno Hensel. Noch muss die Mitgliederversammlung zustimmen, doch der Vorstand ist sicher, überzeugende Argumente liefern zu können. „Wir haben die Chance, Tierarten, für die es sonst keinen Platz mehr gebe, zu erhalten und in einem gemeinsamen Lebensraum zu präsentieren. Damit leistet der Zoo Pionierarbeit“, sagt Bruno Hensel.

Ohne das neue Gelände zwischen Vogelhaus und Bärengehege hätten Hirscheber, Kurzkrallenotter und Gibbons den Grünen Zoo verlassen müssen. „Der Kern unseres Konzeptes ist, weniger Arten auf mehr Platz und unter besseren Bedingungen zu halten“, betont André Stadler. Das sei ohne die asiatisch Insel im Herzen des Tiergartens nicht möglich. „Die Otter sind neben den Eisbären nicht mehr zeitgemäß untergebracht, bei den Gibbons genügt das Innengehege unseren Ansprüchen nicht mehr und die Hirscheber müssten langfristig umziehen, damit wir die Elefanten-Anlage vergrößern können.“ Die Prinz-Alfred-Hirsche könnten aus anderen europäischen Zoos nach Wuppertal kommen. „Wir möchten ihre Geschichte erzählen und die Besucherfür den Erhalt ihres Lebensraumes sensibilisieren. Bildung ist ein sehr wichtiges Element von Pulau-Buton.“ Ein indonesischer Nationalpark stand bei der Namensgebung des Projektes Pate. „Dort leben mindestens zwei der Arten, die wir hier zeigen möchten. Deshalb passte es perfekt.“

Alle Arten gehören zu einem Zuchtprogramm, das ihren Erhalt sichern soll. „Wir sind bereits an der Rettung der Hirscheber beteiligt, deshalb möchten wir in Pulau-Buton eine ganze Rotte halten, um ihre Gene zu bewahren“, sagt Arne Lawrenz. Dazu kämen auch Wildtiere nach Europa, für die Wuppertal zur Quarantänestation werden könnte. „Denn wir verfügen über die entsprechende Erfahrung und die Möglichkeiten. Die Innengehege sollen bewusst in einem aufgeständerten Langhaus untergebracht sein, in dem sonst Menschen leben. „Damit möchten wir auf ein zentrales Problem aufmerksam machen: In Indonesien kreuzen die Bewohner die Hirscheber mit Hausschweinen und deshalb gibt es kaum noch reinrassige Tiere“, berichtet Arne Lawrenz.

Teil der Vision ist, die verschiedenen Arten in einem Lebensraum zu vergesellschaften. „Das ist faszinierend und in Europa einmalig“, sagt André Stadler. Ob die Kopie der Natur dafür ausreichend Platz bietet, kann allerdings erst die Praxis zeigen. Sollte in der tierischen Wohngemeinschaft langfristig kein Frieden einkehren, könnten möglichst unsichtbare Zäune die Anlage in drei Abschnitte teilen. Zunächst ist jedoch vorgesehen, dass alle Bewohner die gesamte Anlage mit Bachlauf und Wäldchen nutzen können.