Engagierte Diskussion über Seilbahnpläne

Es ging um Enteignungen, Kritik am Busverkehr und Menschen, die das Auto stehen lassen.

Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Bei der Diskussion auf der Asta-Ebene konnten sich Befürworter und Gegner der Seilbahn immerhin auf eine Sache einigen. Ein unabhängiges Gutachten zum Konzept Seilbahn müsse her. Das fand nicht nur Peter Vorsteher vom Verein „PRO-Seilbahn-Wuppertal“, sondern auch Marc Gennat von der Bürgerinitiative „Seilbahnfreies Wuppertal“.

Die beiden Kontrahenten hatte die Juso-Hochschulgruppe eingeladen. Die Veranstaltung fand genau drei Monate nach dem Beschluss des Wuppertaler Stadtrates statt, den Bau einer Seilbahnlinie zwischen Elberfeld und Küllenhahn ergebnisoffen zu prüfen. Vor allem Studenten und Anwohner - insgesamt gut 60 Personen - waren gekommen.

Abgesehen vom Expertengutachten beharrten Gennat und Vorsteher auf ihren Positionen. Eine Seilbahn verbrauche weniger Energie als jeder Bus, so Vorsteher. Mit ihr kämen nicht nur Studenten zur Uni und Schüler zum Schulzentrum Süd. Sie sei für alle ein attraktives Angebot, „an 365 Tagen zu 16 Stunden.“ Sie sei auch eine Alternative zum Auto. Gerade vor dem Hintergrund, dass der Kiesbergtunnel in zehn Jahren geschlossen werde. Das bedeute 15 000 Autos mehr auf der Cronenberger Straße.

Diese Vorteile sah Gennat nicht. Der Professor für Automatisierungstechnik an der Hochschule Niederrhein hatte den Strombedarf der Seilbahn durchgerechnet. „Siehe da! Das ist ein großer Energieverbraucher.“ Zudem würden Autofahrer kaum umsteigen Nicht eine Seilbahn, sondern mit Strom betriebene Busse seien eine zukunftsträchtige Alternative.

Müssen Grundstückseigentümer enteignet werden, um die Seilbahn bauen zu können? Über diese Frage war in den letzten Monaten viel diskutiert worden. Anders als Vorsteher hielt Gennat diese Möglichkeit für unwahrscheinlich. Enteignet werden könne nur, wenn es der Daseinsvorsorge diene. Dies sei auf der geplanten Seilbahnstrecke angesichts der Busversorgung nicht der Fall. Wahrscheinlicher sei, dass die Seilbahn um Grundstücke herum gebaut werden müssten.

Zwischen Vorsteher und Gennat saßen Lukas Vaupel vom Asta und Professorin Ulrike Reutter. Der Referent für Ökologie und Mobilität sprach vom „spannenden Projekt“ Seilbahn. Allerdings dürfe sie nicht um jeden Preis realisiert werden. Die Seilbahn, meinte Verkehrsexpertin Reutter, sei als weiteres öffentliches Verkehrsmittel interessant. Kritiker Gennat gab sie in einem Punkt aber Recht. Man dürfe nicht nur auf die verkürzte Fahrtzeit schauen. „Wichtig ist, die Reisezeiten im Auge zu behalten: der Weg zur Seilbahn, Warte-, Umsteigezeit.“

Die Kontroverse setzte sich vor dem Podium fort. Er hoffe auf die neue Seilbahn, meinte ein Uni-Pendler. „Schlechter kann es nicht mehr werden.“ Anstatt auf verspätete Busse zu warten, habe er sich lieber ein Elektrofahrrad gekauft. Ein Student fragte nach der Barrierefreiheit der Seilbahn. Es komme darauf an, erklärte Reutter. Für Rollstuhlfahrer müssten an den Stationen Aufzüge eingerichtet werden.

Im Publikum saß auch Ralf Geisendorfer, CDU-Ratsmitglied und Südstädter. Nur eine Seilbahn vom Döppersberg bis zur Uni könne funktionieren. Die könne aber nicht zu „ÖPNV-Preisen“ betrieben werden. Von den WSW forderte er: Alle relevanten Zahlen müssten endlich auf den Tisch.