Zwei Mal zugestochen — aus Notwehr?
Landgericht: 29-Jähriger muss sich wegen versuchten Totschlags verantworten.
Wuppertal. Seit Montag dieser Woche muss sich ein 29 Jahre alter Mann wegen versuchten Totschlags vor dem Landgericht verantworten. Im November 2009 soll der Deutsch-Türke innerhalb von acht Tagen in Elberfeld zwei Männer mit einem Messer schwer verletzt haben. Laut Anklage hat der Mann am 1. November 2009 kurz nach Mitternacht in einem Lokal an der Gathe einem anderen Gast mit einem Jagdmesser unterhalb des linken Schulterblatts in den Rücken gestochen. Motiv: unklar.
Am 9. November Tat Nummer 2: Tatort soll die Wohnung des 29-Jährigen gewesen sein. Laut Anklage tauchte dort ein damals 19 Jahre alter Albaner auf — angeblich betrunken. Grund des Besuchs: der sieben Tage zurückliegende Streit an der Gathe. Daran war der 19-Jährige zwar wohl nicht involviert, Gesprächsbedarf hatte er trotzdem. Doch die Situation eskalierte: Wieder soll der 29-Jährige zum Messer gegriffen und zugestochen haben. Die 19- Zentimeterklinge traf den Herzmuskel des 19-Jährigen, der per Notoperation gerettet wurde. Das damalige Opfer tritt jetzt als Nebenkläger im Prozess auf.
Ende Januar 2010 wurde der mutmaßliche Messerstecher verhaftet. Im Ermittlungsverfahren — ursprünglich wurde „nur“ wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt — und beim Prozessauftakt sagte der Mann aus, jeweils in Notwehr gehandelt zu haben. So habe er sich in seiner Wohnung, in der er damals mit seiner Freundin und deren Kind lebte, bedroht gefühlt.
Der vorbestrafte Angeklagte war zwischenzeitlich auf freiem Fuß. Mittlerweile befindet er sich wieder in U-Haft — in anderer Sache: Er soll in Wuppertal an einem bandenmäßigen Betrug beteiligt gewesen sein.
Für den Prozess vor dem Landgericht sind sechs Verhandlungstage vorgesehen. Strafrahmen für versuchten Totschlag: bis zu 15 Jahre Haft.