OB-Wahl 2020: Warum 25 Prozent zum Sieg reichen könnten

Analyse Düsseldorf steht eine ungewöhnliche Wahl des Oberbürgermeisters bevor, bei der sich die Stimmen recht gleichmäßig auf mehrere Kandidaten verteilen werden.

Den politischen Alltag beherrscht im Moment die Europawahl, in den politischen Köpfen aber geht es schon um die Kommunalwahl 2020. Die Parteien sondieren im Moment ihr Spitzenpersonal, nach den Sommerferien geht es dann um die Nominierungen für den Stadtrat. Sollten die größeren Parteien alle einen eigenen Kandidaten ernennen und sollte es keine Stichwahl geben (siehe Info), dann ist es möglich, dass 25 Prozent der Stimmen reichen, um Oberbürgermeister zu werden. Die Ausgangslage im Überblick:

SPD Es ist wahrscheinlich, dass Oberbürgermeister Thomas Geisel erneut für die Sozialdemokraten antritt. Auch wenn es innerparteilich nichts nur Fans des Amtsinhabers gibt, wiegen dessen Amtsbonus und Bekanntheitsgrad entscheidend. Geisel mag es sich mit Menschen, die in dieser Stadt als einflussreich gelten, verscherzt haben, über die Düsseldorfer Bevölkerung sagt dies dennoch nichts aus. Geisel ist auf vielen Terminen präsent und punktet, wenn er nicht gerade einen Oberlehrer-Tag hat, weil er nahbar ist und mit seiner Familie mitten im Leben steht. Das sollte für ein Ergebnis oberhalb der Umfragewerte der SPD im Bund reichen.

CDU Die Christdemokraten wollen ihren Kandidaten erst Anfang 2020 bekanntgeben. Die Suche verläuft bisher schleppend und ist von Rückschlägen (der Kölner Stadtdirektor Stephan Keller steht nicht zur Verfügung) geprägt. Der Zuspruch für die Bundespartei und bei den jüngsten Wahlen in Düsseldorf 2017 sprechen dennoch für ein Ergebnis mindestens über 20 Prozent. Dann aber kommt es entscheidend darauf an, wie stark sich der Kandidat als Alternative zu Thomas Geisel profilieren kann - und was die FDP macht.

FDP Rund um die Liberalen kursiert dauerhaft das Gerücht, dass Parteichefin Marie-Agnes Strack-Zimmermann für das höchste Amt der Stadt kandidieren wird. Das erscheint unter taktischen Gesichtspunkten absolut schlüssig. Strack-Zimmermann würde bei der personalisierten Wahl ihren ohnehin schon guten Bekanntheitsgrad weiter steigern. Dies ist mit Blick auf die Bundestagswahl doppelt wichtig: Mit einem starken Ergebnis erhöht sie ihre Chancen auf einen sehr guten Listenplatz – und zusätzliche Bekanntheit hilft, das Ergebnis von 2017 zu toppen. Die Liberalen haben in Düsseldorf ein Potenzial zwischen 15 und 20 Prozent. Noch mehr wäre für Strack-Zimmermann drin, wenn die CDU auf einen eigenen Kandidaten verzichtet.

Grüne Dass die Grünen einen eigenen Kandidaten aufstellen, erscheint aus drei Gründen sehr wahrscheinlich: Die Grünen sind seit den Debatten um Tour de France und Ed-Sheeran-Konzert erklärte Nicht-Freunde des Oberbürgermeisters und werden ihn nicht durch einen Verzicht mindestens indirekt unterstützen. Das gilt um so mehr, als sie 2014 in Miriam Koch eine eigene Kandidatin hatten, als sie Thomas Geisel noch mochten. Und drittens: Das aktuelle Umfragehoch der Partei auf Bundesebene erfordert fast zwangsläufig einen eigenen Kandidaten, der über die Personalisierung der OB-Wahl auch Stimmen für die Ratswahl fördert. Die spannende Frage ist daher: Wer aus der Grünen-Spitze nimmt die intensiven Monate des Wahlkampfs auf sich?

Linke/AfD/Andere Die Linken haben bei den vergangenen Kommunalwahlen stets einen eigenen OB-Kandidaten gehabt, dies wird voraussichtlich auch 2020 der Fall sein. Bei der AfD ist ein ähnlicher Wunsch vorhanden, die Frage nach dem Personal ist beim Düsseldorfer Verband schwierig zu beantworten. Diese und weitere Kandidaten zusammen einige Prozentpunkte holen und damit das für den Sieg erforderliche Ergebnis noch senken.

Fazit Die vier großen Parteien werden voraussichtlich knapp 90 Prozent der Stimmen erhalten. Das aktuelle Umfrage-Hoch der Grünen sowie die Popularität der FDP und ihrer Chefin können dafür sorgen, dass diese 90 Prozent recht gleichmäßig durch vier geteilt werden - und das 25 Prozent oder wenige Punkte mehr zum Sieg bei der OB-Wahl 2020 reichen.