Autoschau „Fahrhilfen bereiten uns auf das autonome Fahrzeug vor“

Andreas Braasch ist als Experte zu Gast bei der WZ-Autoschau.

Autonomes Fahren ist eines der Themen, über das im Rahmen der 4. WZ-Autoschau diskutiert wird.

Foto: dpa/Hauke-Christian Dittrich

Ein Auto ohne Lenkrad - dies ist für die meisten Menschen immer noch unvorstellbar. Generationen haben selbst am Steuer gesessen und waren im Stadtverkehr und auf der Langstrecke verantwortlich für Gesundheit und Leben ihrer Mitfahrer sowie anderer Verkehrsteilnehmer. Die Verantwortung an eine Künstliche Intelligenz abzugeben, fordert unser Vorstellungsvermögen heraus. Nach Einschätzung von Andreas Braasch, Geschäftsführer des Instituts für Qualitäts- und Zuverlässigkeitsmanagement (IQZ), bereitet der Einsatz elektronischer Fahrhilfen längst den Boden für das autonome Fahren auf dem sogenannten Level 5. Eine Entwicklungsstufe, auf der die Künstliche Intelligenz komplett die Kontrolle übernimmt und der Fahrer zum Passagier wird.
Ein Arbeitsfeld des IQZ, das aus der Bergischen Universität hervorgegangen ist, sind die Sicherheitsaspekte des autonomen Fahrens. Auf diesem Gebiet sind Andreas Braasch und seine Kollegen vom IQZ gefragte Ansprechpartner für die Automobilindustrie. Und daher zählt Braasch zu den Experten, die am Sonntag, 19. Mai, um 12 Uhr im Rahmen der 4. WZ-Autoschau auf dem Campus Freudenberg an einer Gesprächsrunde über die Digitalisierung der Mobiltät sprechen. Das IQZ ist beteiligt am Forschungsprojekt Affiance, in dem die reale Fahrzeugarchitektur im Labor der Universität auf den Prüfstand gestellt wird. Ziel ist es, hochautomatisiertes Fahren mit der notwendigen Sicherheit in den Markt zu bringen.

Andreas Braasch ist überzeugt, dass die in Mittelklassewagen schon serienmäßig eingebauten Fahrhilfen einen Gewöhnungseffekt erzeugen und so die Akzeptanz des automatisierten Fahrens steigern. „Das autonome Auto wird nicht von heute auf morgen vor der Tür stehen. Alle Hersteller beschäftigen sich bereits mit den technischen Möglichkeiten von Level 2 und Level 3, auf dem die Verantwortung an die Technik abgegeben wird - auch wenn es nur für acht Sekunden ist“, sagt Braasch.

Technisch sei Level 5 möglich, aber in der Europäischen Union müsse erst das Zulassungsrecht entscheidend verändert werden, bevor man über eine Serienzulassung nachdenken könne. „Was den regulatorischen Rahmen angeht, sind China und die USA den Europäern weit voraus - und das mit deutscher Technik und in Deutschland entwickelten Patenten“, sagt Braasch. Die massive Bewegung im Automobilmarkt durch die Entwicklung des autonomen Fahrens und aktuell noch intensiver durch den Wechsel vom Verbrennungsmotor auf die batteriebetriebene E-Mobilität übt Druck auch auf die Zulieferindustrie aus, die für das Bergische Land typisch ist.

Die E-Mobilität habe in den vergangenen Monaten noch einmal enorm an Fahrt aufgenommen. VW hat darauf seinen Entwicklungsschwerpunkt gesetzt, weitere Große in der Branche werden folgen. „Aus meiner Sicht ist E-Mobilität die Lösung im urbanen Bereich. Das Ladenetz hat sich enorm verbessert. Man kann ein Auto über Nacht aufladen oder findet an jeder Raststätte und an Supermärkten Ladestationen. Wir müssen uns von dem Gedanken lösen, dass wir gerade mal eben zur nächsten Tankstelle fahren.“ Wobei man die kleine Tankstelle um die Ecke bei der Ausdünnung im Tankstellennetz kaum noch findet.