Interview Wie sieht die Zukunft des Wuppertaler SV aus? Das sagt der Vorstand

Wuppertal · Am Freitag hat der WSV-Vorstand verkündet, dass man nun die Zukunft planen könne. Darüber hat die WZ mit Vorstandssprecher Alexander Eichner gesprochen.

Alexander Eichner am vergangenen Freitag bei der Pressekonferenz zur Zukunft des WSV. Er ist optimistisch.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Der WSV ist erst einmal über den Berg, haben Sie am Freitag mitgeteilt. Wie geht es dem Patienten aktuell?

Eichner: Besser. Wir sind mit der Finanzierung dieser Saison quasi durch. Was vor allem gut ist - der Silberstreif am Horizont -, dass wir die kommende Saison zwar mit einem minimalen Budget, aber doch mit einem ausgeglichenen Ergebnis hinkriegen und gleichzeitig die Kapitaldienste auch bedienen können.

Wie wichtig ist für diese Saison noch das Pokalfinale bei der Deckung?

Eichner: Das ist sehr wichtig. Es ist ein Teil unserer Planung. Wir hoffen natürlich, dass möglichst viele Wuppertaler kommen. Wir wollen mal wieder ein schönes, positives Fußballerlebnis für Wuppertal auf die Beine stellen. Dazu gehört eine gute Kulisse mit Menschen, die das gemeinsam zelebrieren. Wer den Verein unterstützen will, kommt am 25. Mai ins Stadion.

Von welchem Schuldenstand gehen Sie aktuell nach dieser Saison aus? Es hieß ja mal, es seien bis zu 1,4 Millionen Euro.

Eichner: Wir haben immer gesagt gegen 1,4 Millionen. Da hat sich nichts geändert.

Die Schulden abzutragen, gleichzeitig in der nächsten Saison in der sehr starken Regionalliga konkurrenzfähig zu bleiben, ist eine große Herausforderung. Ist das mit einem Schmalspuretat von 350 000 Euro für die erste Mannschaft überhaupt zu schaffen?

Eichner: Das ist die Herausforderung für Sportdirektor Karsten Hutwelker. Er hat schon klar gesagt, dass das ein harter Ritt wird. Wir werden alles aufbieten müssen, um die Klasse zu halten.

Ist der Vertrag mit Hutwelker schon unterschrieben?

Eichner: Nein, wir sind da noch in Gesprächen.

Wie war die Resonanz auf die Pressekonferenz vom Freitag, bei der Sie ja auch um neues Vertrauen bei Sponsoren geworben haben?

Eichner: Gut, sonst hätten wir nicht Zusagen bekommen, um uns neu aufzustellen. Die Resonanz steigt erkennbar wieder, wenn auch nicht rasant. Was sehr honoriert wird, ist, dass wir alles transparent gestalten.

Sie haben die Fans aufgefordert, bei der Definition einer neuen Identität für den WSV mitzuwirken, was würde für Sie dazugehören?

Eichner: Da halte ich mich persönlich zurück. Wir wissen ja noch gar nicht, wie dieser Findungsprozess inhaltlich verlaufen wird und inwieweit die Kombination mit der Stadt Wuppertal als Heimat eine Rolle spielt. Das wird ein spannender Prozess. Heute kann noch niemand sagen, was am Ende der kommenden Saison das Ergebnis sein wird. Wir wollen uns bewusst Zeit bei der Entwicklung lassen und stellen gerade die Gruppe zusammen, die möglichst viele Stimmen sammeln und auswerten soll.

Sie wollen das Marketing professionalisieren, aber auf der Geschäftsstelle sparen. Wie ist das möglich?

Eichner: Das sind zwei getrennte Einheiten. Für die Geschäftsstelle gab es am Montag einen Kick-off. Das Marketing ist separat, wird von der Geschäftsstelle nur administrativ unterstützt.

Gibt es einen neuen Geschäftsstellenleiter?

Eichner: Nein, das ist ein Team. Momentan sind aber alle Kräfte auf das Pokalfinale am 25. Mai gebündelt.

Ein wichtiges Datum daneben ist die außerordentliche Mitgliederversammlung am 28. Mai, auf der auch über alternative Einnahmemöglichkeiten gesprochen werden soll. Was erhoffen Sie sich von dem Abend?

Eichner: Es wird nicht über alternative Einnahmequellen gesprochen werden. Es geht nur darum, dass die Verantwortlichen beim WSV, egal ob wir oder wer auch immer nachfolgt, die Handlungsmöglichkeit haben, sobald sich Chancen ergeben, eine Kapitalgesellschaft aufzusetzen, dies auch umsetzen können. Das ist ja nicht zwangsläufig damit verbunden, dass man einen Partner mit hereinholt. Es gibt ja auch Finanzierungsmodelle ohne Partner. Wir reden auch für andere Abteilungen mit potentiellen Interessenten.

Haben Sie Unterstützer für den Fußball in Aussicht? Sie hatten ja auch einmal China als interessanten Markt genannt.

Eichner: Das wird falsch dargestellt. China hat mit dem Thema nichts zu tun. Da ging es um Traineraustausch oder Ausbildung. Es wird aber nicht passieren, dass ein chinesischer Investor hier einsteigt.

Wie sind die Gespräche mit Herrn Runge weiterverlaufen, der ja den Schmalspuretat für kommende Saison erweitern könnte.

Eichner: Im Rahmen von vielen Sponsorengesprächen, die wir führen, sind das Gespräche, die erfreulich und zielorientiert sind.

In der aktuellen Satzung steht schon, dass der Verein mit Zustimmung der Mitgliederversammlung Kapitalgesellschaften gründen darf. Was wird dann am 28. Mai entschieden?

Eichner: Wir folgen der Satzung und stimmen darüber in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung ab, dass die Gremien Kapitalgesellschaften gründen dürfen.

Wäre für eine Zustimmung wieder eine Dreiviertel-Mehrheit nötig?

Eichner: Ja, auch wenn das keine Satzungsänderung ist. Es wird nur darüber entschieden, dass Kapitalgesellschaften gegründet werden können - mit den sechs bekannten Stellschrauben.

Die da wären?

Eichner: Investoren können keine Positionen in Gremien des Vereins einnehmen. Alle aufgelaufenen Verbindlichkeiten gehen auf die Kapitalgesellschaft über. Es wird eine faire Gewinnbeteiligung zwischen WSV und Kapitalgesellschaft geben. Die Vertragslaufzeit ist begrenzt. Anschließend wird zurückabgewickelt oder verlängert. Die Werte des WSV können nicht verkauft werden. Und der WSV erhält in Aufsichtsgremien Sitze mit Stimmrecht.

Sie haben betont, wie wichtig das Stadion und dessen Entwicklung für den Verein sind. Wie gestalten sich da die Gespräche mit Herrn Küpper, der sein Stadion-Stufen-Projekt ja im Juli auch im Rat zur Abstimmung vorstellt.

Eichner: So weit sind wir noch nicht. Es geht erst mal darum, dem Entwickler des Stadionprojekts vorzustellen, was wir beim WSV vorhaben. Er muss ja wissen, welches nachhaltige Konzept wir haben, nachdem es WSV 2020 nicht mehr gibt. Die Gespräche gibt es nun auf mehreren Ebene, die wir bis vorigen Freitag noch nicht führen konnten. Wir haben ja ein Konzept, konnten aber bis Freitag noch nicht sagen, ob es umsetzbar ist.

Wir würden Sie dieses Konzept umreißen:

Eichner: Wir müssen alles neu aufbauen mit den zehn Arbeitsthemen Finanzen, Sport, Marketing, Raumkonzepte , Organisation, Sponsoren, Fans und Mitglieder, Identität, soziale und gesellschaftliche Verantwortung sowie Satzung.

Welchen Schub würde ein Erfolg im Pokalfinale dem Ganzen geben?

Eichner: Einen unglaublichen. Wir sind natürlich nicht der Favorit. Aber vielleicht gibt es ein Fußballwunder. Dann würde es uns sehr, sehr helfen - emotional, mental wie finanziell.

Kann man den Spielern denn noch einen Anreiz bieten, zumal viele nach der Saison gar nicht mehr da sein werden.

Eichner: Wer an diesem Tag auf dem Platz steht, ist schon Teil einer gewissen Legende. Das ist ein echter Anreiz neben Prämien.

Würde es denn eine Prämie geben?

Eichner: Ja klar. Sie wird in der Größenordnung an Einnahmen aus der ersten Runde gekoppelt.

Sie sprechen gleich noch mit KSC-Präsident Ingo Wellenreuther. Worum geht es da?

Eichner: Das Fanprojekt Wuppertal hat ein Regelwerk zu Stadionverboten vorgeschlagen und dabei 80 Prozent vom Regelwerk des KSC übernommen. Der KSC hat damit gute Erfahrungen gemacht. Da hole ich mir heute eine Expertise, wir wollen das, was bundesweiter Standard ist, ebenfalls gerne umsetzen.