100 Fahnder suchen „Babygesicht“
Die Ermittler hoffen, den brutalen Vergewaltiger durch eine Großaktion in Hilden am Dienstag und Mittwoch zu finden.
Kreis Mettmann. Er ist groß und kräftig, mit auffällig dicken Waden, so beschreiben ihn seine Opfer. Es muss ein Leichtes für ihn gewesen sein, die Frauen zu überwältigen und dann brutal zu vergewaltigen. Die Polizei nennt den Mann, der seit Monaten auf Fahndungsplakaten im südlichen Kreis Mettmann und den angrenzenden Düsseldorfer Stadtteilen zu sehen ist, „Babygesicht“. 1500 Euro Belohnung sind für Hinweise auf ihn ausgesetzt. Bisher erfolglos.
Jetzt geht die Polizei einen Schritt weiter. In einer großangelegten Öffentlichkeitsfahndung sind am Dienstag und voraussichtlich Mittwoch mehr als 100 Beamte im Hildener Süden unterwegs und befragen Bewohner und Passanten. Denn die Zeit drängt. „Wir können nicht ausschließen, dass der Täter noch einmal zuschlägt“, sagte der ermittelnde Kriminalhauptkommissar Frank Pick am Dienstag auf einer Pressekonferenz. Die Ermittler gehen davon aus, dass der Mann in Hilden oder der direkten Umgebung lebt.
Erst war es nur die eine Tat. Am 31. Mai gegen 3 Uhr steigt eine junge Frau am S-Bahnhof Langenfeld Berghausen aus der S6 und geht zu ihrem Auto. Auf dem Weg dorthin fallen drei Männer brutal über sie her und vergewaltigen die Frau. „Normalerweise gehen wir mit solchen Fällen nicht an die Öffentlichkeit, um das traumatisierte Opfer zu schützen“, sagt Ulrich Löhe, Sprecher der Kreispolizeibehörde. „Aber jetzt brauchen wir dringend Unterstützung.“ Denn am 29. September wird wieder eine Frau vergewaltigt. Nur wenige Kilometer vom ersten Tatort entfernt, von einem Mann, der laut Opferbeschreibung einer der Täter aus Langenfeld sein könnte.
Diesmal schlägt „Babygesicht“ am helllichten Tag zu. Gegen 10 Uhr spricht er laut Polizei eine Mitte 20-jährige Frau an der Pestalozzistraße im Hildener Süden an, bedroht diese mit einem Messer und zerrt sie in den nahe gelegenen Park. Dort vergewaltigt er die junge Frau. Tage nach der Tat erhält die Polizei einen anonymen Brief, in dem ein Zeuge die Vergewaltigung, Opfer und Täter beschreibt. „Die Frau selbst hat sich nicht bei uns gemeldet“, sagt Pick. Aus Scham oder Angst, wie der Ermittler vermutet. „Wir haben sie erst durch die Beschreibung aus dem Brief gefunden.“
Bei der Anfertigung der Phantombilder, bei dem die Opfer aus rund 100 Augen-, Mund- und Nasenpartien die ähnlichste auswählen müssen, nannten beide Frauen das exakt gleiche Augenpaar. „Das ist extrem selten“, sagt Löhe. Daher sei das Phantombild fast so genau wie ein Foto. Den anonymen Briefeschreiber sucht die Polizei ebenfalls noch. Jedoch könnte es sein, dass dieser fürchtet, wegen unterlassener Hilfeleistung strafrechtlich verfolgt zu werden. Pick: „Aus meiner Sicht ist das zweitrangig, denn er hat ja durch den Brief schon einen Beitrag geleistet.“
Wenn am Dienstag und Mittwoch die Großaktion der Polizei in Hilden läuft, sollten Bürger in angrenzenden Städten ebenfalls aufmerksam sein. Hinweise nimmt die Polizei unter Telefon 02104/9827129 entgegen.