100 Tage Rauchverbot — in Kneipen herrscht dicke Luft
Wirte fürchten um ihre Existenz: Seit dem 1. Mai sind die Umsätze um 20 bis 40 Prozent zurückgegangen.
Düsseldorf. Wer rauchen will, muss draußen bleiben — am Donnerstag gilt seit 100 Tagen überall in NRW das verschärfte Nichtraucherschutzgesetz. Anders als die Vorgängerregelung, die viele Ausnahmen zuließ, greift dieses Gesetz: Seit 1. Mai dürfen Kneipen, Freizeiteinrichtungen und Hochschulen keine Raucherräume mehr anbieten. Sie sind seither tatsächlich rauchfrei.
In vielen Kneipen herrscht trotzdem dicke Luft. Wirte beklagen einen Umsatzrückgang zwischen 20 und 40 Prozent, einige sehen ihre Existenz bedroht. Die Krefelder Wirtin Christina Schwirtz-Lindner sagt: „Seit Inkrafttreten des Gesetzes haben in Krefeld 15 Kneipen geschlossen. Bei mir sitzen Raucher und Nichtraucher jetzt noch im Biergarten. Mal sehen, wie es bei schlechtem Wetter weitergeht.“
Auch der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga sieht Hinweise auf ein Kneipensterben. In den Regierungsbezirken Köln und Düsseldorf machten im ersten Halbjahr 525 gastronomische Betriebe dicht, sagt Rainer Spenke, Geschäftsführer der Dehoga Nordrhein. Das seien rund 25 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum 2012. Viele Kneipiers, etwa in Wuppertals Ausgehviertel Luisenstraße, fürchten den Ärger mit Anwohnern, weil diese durch die Gespräche der Draußenraucher gestört werden, und dann den Winter, wenn es draußen vor der Tür ungemütlich wird.
Isa Fiedler, Wirtin in Düsseldorf und Vorsitzende der Altstadtgemeinde, ist dagegen zuversichtlich — auch weil gerade samstags Gäste aus anderen Bundesländern kommen, die schon länger an ein striktes Rauchverbot gewöhnt sind: „Es beruhigt sich schon. Die Übergangszeit wird wohl insgesamt ein Jahr in Anspruch nehmen. Aber niemand wird dauerhaft zu Hause bleiben.“