68er-Bewegung: Das große Hadern mit den Hippies
40 Jahre Studenten-Revolte: Warum Amerika die Flower-Power-Generation liebt und Deutschland ein gravierendes Problem mit dem Vermächtnis seiner Rebellen hat.
<strong>Düsseldorf. Manchmal reicht der Blick auf Zeitschriften-Titel, um nationale Befindlichkeiten zu begreifen. "1968 - das Jahr, das uns zu dem machte, was wir heute sind", leuchtet es in Popart-Buchstaben von der amerikanischen "Newsweek". Man sieht die Gestalten der Zeit jubelnd, lächelnd, singend. Darüber fliegen, in schrillen Farben gemalt, Erde, Saturn und jede Menge Stars on Stripes. 1968: Quantensprung der Zivilisation, ewig junger Flower-Power-Zauber.
Das gleiche Thema im deutschen "Spiegel": Die mit allen Klischees der Hippie-Zeit behangenen, reichlich gealterten 68er- Ikonen Uschi Obermaier und Rainer Langhans halten ein Spruchband hoch. Das ewig gestrige "Es war nicht alles schlecht!" ist darauf zu lesen. Und dann die Schlagzeile: "Gnade für die 68er."
Das wiederum bringt den Schweizer Publizisten und Alt-68er Frank Meyer in Rage. Stellvertretend für seine Generation platzte ihm in der Zeitschrift "Cicero" der Kragen: "Diekmann klebt seine Haare mit glänzendem Gel windschlüpfrig an den Kopf", höhnt er, "das ist gepflegt." Und dann setzt es Prügel für die Bevölkerungsgruppe, die Meyer "Generation Diekmann" nennt. "Die Generation der 68er hat Lebensläufe, die Generation der 90er hat Karrieren."
Und dann der Schock, die veränderte Welt nach dem 11. September 2001: Ob Bombenterror in Madrid und London, der Mord an Theo van Gogh in Amsterdam, Straßenschlachten in Paris, Ehrenmorde in Berlin - erst in diesem Jahrhundert werde den Europäern bewusst, was die Generation der 68er in ihrem wahnhaften Streben nach politischer Korrektheit in nur wenigen Jahrzehnten angerichtet habe.
Definition Unter 68er-Bewegung werden politisch linke Studenten- und Bürgerrechtsbewegungen zusammengefasst, deren Proteste 1968 international eskalierten.
Themen In den USA standen der Vietnam-Krieg und die Black-Power-Bewegung im Mittelpunkt, in Deutschland formierte sich eine außerparlamentarische Opposition.