Anka Zink: Zickig, zahm, zappelig
Als Kabarettistin bringt sie die Leute zum Lachen. Sich auf Kosten anderer lustig zu machen, liegt der studierten Soziologin aber nicht. Privat gibt sie sich konservativ.
Düsseldorf. Kann man dieser Frau trauen? Dunkle Augen, unschuldiger Blick, ein liebes Lächeln auf den Lippen. Ganz zahm. Doch dann ein leichtes Zucken in den Mundwinkeln, aus dem Lächeln wird ein Grinsen, ein lautes Lachen. Ganz zickig.
Bei dieser Frau weiß man nie genau, wo man dran ist. Nur eins ist klar: Anka Zink bringt die Menschen zum Lachen. In Fernsehsendungen wie "Genial daneben". Und vor allem auf der Bühne mit ihrem neuen Kabarettprogramm "Wellness für alle". Eine Ulknudel - aber was für eine?
Wie es sich für eine Dienstleisterin gehört, hat sie einen Firmensitz - ein Büro in einem schmucken Altbau in Köln. Schreibtisch, Schrank, daran Fotos: Familie und Katze. Nebenan ein kleiner Saal, rotes Riesengemälde, Plüschteppich, Tisch und Stühle - und viel freie Fläche: Raum, Luft, ja Freiheit brauche sie, erläutert Anka Zink, um kreativ zu sein. Um Programme zu planen. Um nachzudenken, worüber die Leute lachen könnten.
Und darüber lachen die Leute: Seitenhiebe auf den Fitnesswahn, Sticheleien über Politiker, Kritik am Medienkonsum. Erzählt, gedichtet, gesungen. Die Zink macht sich lustig über alles und jeden. Nur über eines nicht: "Ich weise nicht so sehr den Menschen die Schuld zu. Die Leute möchten nicht, dass ich über ihre Probleme lache. Niemand möchte das."
Ihr Prinzip sei die "Social Comedy", wie man in Amerika sagt. Zuwider ist ihr deshalb "der ganz normale Sexismus": Wenn Stars wie Harald Schmidt oder Oliver Pocher ihre Witzchen über Frauen machen, sagt Frau Zink klar: "Das sind für mich keine Kollegen."
Sie spielt demnach in einer höheren Liga, die Zink - oder? "Natürlich bin ich nicht besser", winkt sie ab, "aber ich kann einfach nicht ohne Niveau." Und Niveau hat für sie mit Werten zu tun, erst recht, wenn man wie sie im Blickpunkt der Öffentlichkeit steht: "Es geht um Glaubwürdigkeit, um Anerkennung, um Orientierung."
Die Zink wäre nicht die Zink, gäbe sie nicht grinsend einen sarkastischen Kommentar dazu ab: "Es ist super, wenn keine Werte an sich da sind, da muss ich mich nicht auseinandersetzen...", ironisiert sie.
Sie spricht von zerbrechenden Familienstrukturen, Überalterung und Werteverlust und sagt: "Die Entwurzelung vieler führt dazu, dass sie in Krisen zu Depressionen, zu Aggressionen neigen. Also Frauen depressiv, Männer aggressiv. Eine ganze Gesellschaft in den Wechseljahren. Das ist die Nebenbedeutung der Best-Ager."
Nachdenklich wirkt Anka Zink - und zappelig. Schlägt die Beine übereinander, streckt sie wieder aus, lehnt sich zurück, beugt sich vor, dreht ein Armband zwischen den Fingern, bis sich die Perlen verheddern.
Bonn-Beuel ist ihre Heimat, Köln ihr Wohnort: Hier lasse es sich gut wohnen, erzählt die Rheinländerin, stadtnah und doch mit Blick ins Grüne. Ihr Büro liegt am Hildeboldplatz - und natürlich weiß sie, dass Hildebold der erste Erzbischof von Köln war.
Gern ist sie zu Hause, doch meistens unterwegs, auf Tournee mit 120 Auftritten im Jahr, dazu kommen Galas und Fernsehauftritte: "Wenn man nicht gern reist, darf man diesen Beruf nicht machen."
Lächelt - und springt plötzlich auf, wild und wuselig wie auf der Bühne. Die Künstlerin spielt die Szene nach, die ihr in einem Dresdner Hotel passierte, wo sie morgens um sechs beim Frühstück angesprochen wird: Sie kenn’ ich doch, sind sie nicht, das ist ja toll...