8. Dezember 1988: Flugzeugabsturz in Remscheid
Vor 25 Jahren stürzte in Remscheid ein US-Kampfjet ab, sieben Menschen starben. Die Eindrücke von damals sind den Feuerwehrleuten heute noch präsent.
Remscheid. Zunächst war eine Explosion gemeldet worden. Doch den Einsatzkräften vor Ort war an dem Donnerstag, 8. Dezember 1988, schnell klar, dass da etwas passiert ist, das noch schlimmer war, erinnert sich Ulrich Schnell von der Berufsfeuerwehr.
Als er etwa 150 Meter von der Einsatzstelle entfernt war, sah er einen großen tarnfarbenen Ring auf der Stockder Straße in Remscheid liegen — einen Turbinenring, wie sich später herausstellte.
„Da wusste ich, das bedeutet nichts Gutes.“ Wer das Inferno des Flugzeugabsturzes selbst miterlebt hat, kann sich auch nach 25 Jahren noch an viele Einzelheiten erinnern.
„Von hinten sah das Haus fast völlig intakt aus“, beschreibt Karlheinz Ziebehl, der damals für die Freiwillige Feuerwehr Hasten im Einsatz war. Ein Eindruck, der sich auf der anderen Seite des Gebäudes völlig anders darstellte.
Trümmerteile lagen auf der Straße, viele Häuser standen auf einem gut 100 Meter langen Abschnitt in Flammen. „Alle Fensterscheiben waren kaputt“, beschreibt auch Feuerwehrmann Thorsten Bussmann.
Der genaue Unfallhergang wurde erst später bekannt. Ein Kampfjet der US-Army flog den Remscheider Stadtkegel zu tief an. Im dichten Nebel hatte der Pilot wohl die Orientierung verloren. Mit der linken Tragfläche blieb der Flieger in dem Haus Nummer 120 hängen.
Mit der „Schnauze“ habe er sich dann in das Wohngebäude gedreht, berichtet Schnell. Wrackteile flogen umher, das brennende Kerosin verteilte sich durch die geborstenen Fenster auch in die umliegenden Häuser. Von dem Unglückshaus und einem kleineren daneben blieb an der Frontseite nicht viel übrig. Außer dem Piloten starben sechs Menschen, etwa 50 wurden verletzt.
Das Flugzeug war zwar „nur“ mit Übungsmunition bestückt. Aber auch die hatte es in sich. „Man hörte, dass es überall knallte“, sagt Ziebehl. Den Feuerwehrmännern sei aber nicht bewusst gewesen, dass auch die gefährlich gewesen wäre, hätten sie aus Versehen darauf getreten. „Das waren richtige Kawenzmänner“, beschreibt Bussmann.
Eine weitere Gefahr habe das brennende Hydrauliköl der Maschine mit den damit verbundenen giftigen Dämpfen dargestellt. „Aber erst schaltet man bei solchen Einsätzen auf Arbeiten“, sagt Bussmann. „Gedanken macht man sich hinterher.“
Damals übernahm Peter Kistner im Einsatzleitwagen der Feuerwehr die Koordination des Funkverkehrs. „Am Anfang war da viel Chaos“, erinnert er sich. „Da musste ich schon mal dazwischen rufen: Ruhe, jetzt bin ich dran!“ Schlimm war aus Sicht der Feuerwehrleute, dass sie nicht nur in einem Fall Anwohner davon abhalten mussten, in vermeintlich intakte Wohnungen zurückzukehren. Bussmann: „Wir wussten ja nicht, ob die Häuser einsturzgefährdet sind.“
Sehr genaue Erinnerungen haben die vier Männer auch noch daran, dass plötzlich das US-Militär anrückte und die Unglücksstelle abriegelte. Eventuelle technische Geheimnisse sollten im „Kalten Krieg“ geheim bleiben. Die Trümmer des Unglückshauses wurden zum Schützenplatz gebracht und in Handarbeit durchsucht. Dabei fanden die Militärs sogar eine Geldkassette mit 10 000 Mark, die an den Besitzer zurückgegeben wurde.
Für alle vier Feuerwehrmänner war dies der größte Einsatz in ihrem gesamten Feuerwehrleben. „Solch eine Zerstörung habe ich sonst nirgends gesehen“, sagt Bussmann.