Aachen: Elite-Universität im zweiten Anlauf
Exzellenz-Initiative: RWTH erhält in den nächsten fünf Jahren 100 Millionen Euro extra. Trauer in Bochum um Ausscheiden in letzter Minute.
Bonn. Die Technische Hochschule Aachen, die FU Berlin sowie die Universitäten Freiburg, Göttingen, Heidelberg und Konstanz sind die neuen deutschen Elite-Universitäten. Sie können in den nächsten Jahren mit einer zusätzlichen staatlichen Förderung von jeweils insgesamt etwa 100 Millionen Euro rechnen. Diese Entscheidungen traf ein Gremium aus Vertretern von Politik und Wissenschaft zum Abschluss der zweiten und vorerst letzten Bewerbungsrunde der Exzellenz-Initiative von Bund und Ländern zur Stärkung der Spitzenforschung gestern in Bonn.
Die Finanzmittel werden außer für die vorgelegten Elitekonzepte der Universitäten auch noch für Graduiertenschulen zur Förderung des Nachwuchses und für Spitzenforschungszentren (Exzellenzcluster) zur Verfügung gestellt. Auch dabei schnitt NRW erfolgreich ab. Zu den 21 ausgewählten Graduiertenschulen gehören die "Bielefeld Graduate School in History and Sociology", sowie das Gemeinschaftsprojekt der Universitäten Bonn und Köln "Bonn-Cologne Graduate School of Physics and Astronomy".
Die Technische Hochschule Aachen hat es nun im zweiten Anlauf geschafft: Sie erhält den begehrten Status einer Elite-Universität und wird in den kommenden fünf Jahren auf rund 100Million Euro zusätzlicher Fördergelder zugreifen können.
Einen großen Ansehensgewinn verspricht sich RWTH-Rektor Prof. Burkhart Rauhut für seine Hochschule. "Das ist ja auch im Ausland sehr intensiv beobachtet worden", sagte er. Bei einer Reise nach Korea sei er auf das Elite-Uni-Programm angesprochen worden, und in China habe es geheißen: "Wir wollen mit den Elite-Unis kooperieren." Dass Aachen den Zuschlag im zweiten Anlauf bekam, führte Rauhut darauf zurück, dass diesmal stärker visionäre Ziele formuliert worden seien. "Beim letzten Mal sind wir vielleicht etwas zu sehr auf dem Boden geblieben", sagte er.
Zum Abschneiden der Aachener Hochschule sagte Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU): "Das ist ein toller Beweis für die Qualität dieser Hochschule". Der Beschluss der Deutschen Forschungsgemeinschaft und des Wissenschaftsrates zeige, "dass NRW in Sachen Forschung international vorn mitspielt". Es sei schade, dass es Bochum nicht geschafft habe. "Früher hatten wir in NRW die dichteste Hochschullandschaft. Jetzt haben wir auch zu den besten Universitäten aufgeschlossen", sagte Rüttgers mit Blick auf das Bochumer Ergebnis.
Mit dem staatlichen Förderprogramm Exzellenzinitiative soll die Spitzenforschung an deutschen Universitäten ausgebaut werden. Der Wissenschaftsstandort Deutschland soll damit auf Dauer gestärkt und seine internationale Wettbewerbsfähigkeit verbessert werden. In dem Bund-Länder-Programm stehen von 2006 bis 2011 für fünf Jahre insgesamt 1,9 Milliarden Euro zur Verfügung. Die Mittel für die siegreichen Universitäten werden zu 75 Prozent vom Bund und zu 25 Prozent von den Ländern getragen. Ob das Programm über 2011 hinaus weitergeführt wird, muss noch entschieden werden.
Das Geld soll in drei Förderkategorien eingesetzt werden: für Zukunftskonzepte bereits erfolgreicher Hochschulen als Elite- Universitäten, für Graduiertenschulen zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und für Spitzenforschungszentren (Exzellenzcluster). Ein relativ großer Teil der Mittel soll an wenige Elite-Universitäten (je Hochschule etwa 100 Millionen Euro) fließen. Die Anzahl dieser Elite-Unis ist nicht vorgegeben.
Bei zwei Ausschreibungsrunden konnten sich alle deutschen Universitäten bewerben. Nach der Bewertung der Anträge durch internationale besetzte Gutachtergruppen hat ein Bewilligungsausschuss entschieden, dem neben Vertretern der Wissenschaft auch die Politik angehört. In der ersten Runde waren vor einem Jahr die TH München, die Ludwig-Maximilians-Universität-München und die TH Karlsruhe zu Elite-Universitäten gekürt worden.
Die Hochschullandschaft in NRW ist die dichteste in Europa: An fast 60 staatlichen und privaten Hochschulen - Universitäten, Fach- und Kunsthochschulen - wird gelehrt und geforscht. Doch es gibt mehr Masse als Klasse. Nach dem Scheitern von Bochum hat das Land mit Aachen nur eine einzige Elite-Uni vorzuweisen. Auch bei den verschiedenen Rankings landen die NRW-Hochschulen regelmäßig abgeschlagen in der Schlussgruppe der Bundesländer. Baden-Württemberg dagegen stellt mit vier Hochschulen gleich die Hälfte der deutschen Premium-Universitäten. Das liegt aber nicht nur an der besonderen Förderung der Forschung. Dort wird die Lehre, die Spitzenakademiker schafft, weniger stiefmütterlich behandelt.