Aachener haben vom Gestank die Nase voll
Der Mief hängt in Häusern und Kleidung. Experten suchen seit einem Jahr nach der Ursache.
Aachen. "Heute müffelt es wieder ganz besonders schlimm - nach faulen Kartoffeln", sagt Karl-Heinz Schöner. Andere sagen nach Schimmel, altem Putzlappen oder Chemie. Egal. Den Menschen im Aachener Viertel stinkt’s gewaltig. Sie haben die Nase gestrichen voll. Und sie wollen endlich wissen, woher dieser rätselhafte Gestank kommt. Seit einem Jahr kommt und geht er, kriecht in die Gebäude, setzt sich in die Kleidung und geht erst beim Waschen wieder weg.
"Alles stinkt. Bei uns läuft ständig die Waschmaschine", sagt Schöner. Der Gestank hat das Ehepaar in diesem Sommer ins Haus getrieben, aber da war es auch nicht viel besser. Manchmal am Wochenende fährt Schöner mit Frau und Enkelkindern in die Eifel - mal tief durchatmen.
Wäre es nur der Gestank. Natürlich fragen sich die Menschen in dem Viertel, was sie da eigentlich ständig einatmen. "Wir haben Angst davor, dass das chemische Stoffe sind", befürchtet Karl-Heinz Schöner, die Enkeltochter Lea (4) an der Hand. In dem betroffenen Viertel im Nordosten von Aachen gibt es Wohnstraßen, aber auch Gewerbebetriebe. Eine örtliche Maschinenfabrik stand auch schon mal unter Verdacht. Das Unternehmen sitzt dort, wo es in der Regel am meisten stinkt.
"Wir sind 100 Prozent nicht der Verursacher", sagt Geschäftsführer Volker Schiffer. Die 160 Beschäftigten könnten den Gestank selbst nicht mehr ertragen. Er ist nicht beißend, aber penetrant. "Der Gestank sitzt in der Kleidung, im Gürtel, im Portemonnaie", sagt Schiffer. Von der Arbeit mal kurz zum Arzt - geht nicht. "Wir stinken", sagt Schiffer. Und: "Wir sind es leid."
Er wird sich trotzdem gedulden müssen. Die Suche nach der Ursache ist kriminalistische Kleinarbeit. Die Stadt habe sogar eine "Kommission Gestank" gegründet, heißt es im Radio. Gemeint sind damit die vier Kollegen vom Umweltamt, die ständig an dem Problem dran sind. Ein Jahr ermitteln sie schon, ohne Erfolg. Jetzt haben sie noch einmal einen Zahn zugelegt und auch Wissenschaftler eingeschaltet. Es gibt noch keine heiße Spur, trotzdem Zuversicht: "Das ist ja kein Problem vom anderen Stern", sagt Amtsleiter Elmar Wieczorek. Aber es ist eine harte Nuss.
In den Gewerbebetrieben wurde ermittelt. Es gab Untersuchungen von Gasen in Druckrohrleitungen, Luftproben wurden genommen, das Landesumweltamt eingeschaltet - ohne Erfolg. Mikrobiologen und Analytiker verstärken die städtischen "Ermittler". Sie stecken Nasen und Messgeräte jetzt noch mal in die Kanalisation.