Kinder verboten: Schotten wollen ihre Ruhe haben
Marketing: Im Dörfchen Firhall darf niemand unter 16 Jahren wohnen. Die UN warnen vor Intoleranz gegenüber Kindern.
Firhall. Idyllisch liegt das Dörfchen inmitten der schottischen Highlands. Das einzige, möglicherweise störende Geräusch kommt vom Fluss Nairn und den wenigen Hunden, die in der Siedlung leben. Die oder eine Katze je Haushalt sind den Einwohnern gestattet - Kinder nicht. Wer nach Firhall zieht, muss sich verpflichten, niemanden unter 16 Jahren mitzubringen.
Diese unumstößliche Regel gehört zum Marketing-Konzept von "Caledonian Retreats", das die Siedlung mit den 93Häusern vermarktet. Die Aussicht auf ein Leben ohne Kinderlärm kommt an, die Häuser sind längst vergeben. "Hier ohne Kinder zu leben, gibt uns Ruhe und Frieden", sagt David Eccles vom Immobilienentwickler.
Andere freilich betrachten diese vermeintliche Idylle als "Apartheid der Generationen". Eine Kommission der Vereinten Nationen warnte bereits vor zwei Jahren vor einem "generellen Klima der Intoleranz gegenüber Kindern" im Vereinigten Königreich.
Wobei kinderfreie Zonen längst keine britische Spezialität sind. Viele Hotels werben mittlerweile damit, keine Kinder unter zwölf, 16 oder gar 18Jahren bei sich zu dulden. Internetseiten listen diese Herbergen auf. Ausgerechnet auf der Partyinsel Mallorca sind Hotels nur für Erwachsene der Renner.
Auch in der Gastronomie sind Kinderstühle längst nicht mehr selbstverständlich. Im Berliner Szeneviertel Prenzlauer Berg, berüchtigt für seine hohe Kinderwagendichte und die unzähligen Latte-Macchiato-Mütter, heißt es im Café Niesen seit einiger Zeit für kleine Menschen: Wir müssen draußen bleiben. Ein Nebenraum ist für Erwachsene reserviert, die ihre Torte ohne stillende Mütter oder plärrenden Nachwuchs essen möchten. Die Anregung dazu sei übrigens von den Gästen gekommen. Im Hauptraum des Cafés sind Kinder aber weiterhin erwünscht.