Abi mit 15, Doktor mit 21?
Der 19-jährige Ferdinand Schulz hat sein Mathe-Diplom in der Tasche und strebt nun nach den hohen Uni-Weihen.
Düsseldorf. Er ist nervös, er wippt mit den Füßen, er fällt dem Frager ins Wort, er kann mit seinen Antworten nicht warten - kurz gesagt, Ferdinand Schulz ist hochbegabt. Doch er ist nicht eines jener Kinder, auf das seine Eltern große Hoffnungen setzen und das sich im Nachhinein eher als verhaltensauffällig denn als superschlau entpuppt. Schulz hat mit 15 Jahren sein Abitur mit einer 1er-Note gemacht, ist mit 19 Jahren bereits Diplom-Mathematiker und beginnt nun an der Uni Wuppertal seine Doktorarbeit - eine Bildungskarriere im Sauseschritt.
Gestern ist mal wieder ein großer Tag seiner an Höhepunkten wahrlich nicht armen Laufbahn: Hochschulminister Andreas Pinkwart (FDP) empfängt den jungen Überflieger im Landtag und stellt ihn als Hoffnungsträger für den Wissenschaftsstandort NRW ins Schaufenster - dabei wäre, rein altersmäßig, noch Schulministerin Barbara Sommer (CDU) für Ferdinand Schulz zuständig.
Doch auf den Schulbänken ist es ihm schon vor langer Zeit langweilig geworden, wie Schulz im schnellen Sprachduktus der Blitzmerker erzählt. "In der Grundschule alle Klassen gemacht, danach ein paar übersprungen", sagt er. Von der siebten gleich in die Klasse 10, dann rasch bis zum Abitur: Mit 15 hatte er es in der Tasche und damit die Möglichkeit, seine Leidenschaft für Naturwissenschaften an der Uni Münster endlich auf einem anderen Niveau pflegen zu können.
"Das war alles logisch. Ich habe Mathematik und Physik immer geliebt", so Schulz. Woher das komme: "Natürlich von meiner Mutter." Mit der ist er als Kleinkind aus Usbekistan nach Deutschland gekommen, die Mutter war Ingenieurin. "Bei mir hat der Plutoniumskandal meine Neugierde geweckt. Da wollte ich alles wissen - über Atome und so."
Zur Erinnerung: Bei der Entdeckung des Plutonium-Skandals war Schulz gerade einmal sechs Jahre alt. In dem Alter waren seine Altersgenossen wohl erst beim Wunder der Spielzeugautos angekommen.
Schlau, sehr schlau, einsam - das ist für viele das Klischee, das auf die sogenannten Wunderkinder passt. "Ferdinand hat auch ein breites Interesse. Er hat sich immer für Sprachen interessiert: Latein, Griechisch und natürlich auch Englisch", sagt ein ehemaliger Lehrer. "Zeitgeschichte" gibt Schulz als sein aktuelles Hobby an.
In Wuppertal ist der Hochbegabte natürlich hochwillkommen. Bei Professor Michael Günther will er nun in zwei oder drei Jahren promovieren - über Nano-Technologie. "Wir haben sofort einen Draht gefunden. Da spielt das Alter gar nicht so eine große Rolle", so Günther. Aber auch er gab zu, vom Teenager überrascht zu sein. Die anderen Doktoranden bei Günther sind im Schnitt 26 Jahre alt - fast eine ganze Generation in Kategorien der Wissenschaft.