Ärger über Düsseldorfer Kampagne
Landeshauptstadt wildert in den Nachbarstädten.
Düsseldorf. Immer mehr Kunden kehren der Einkaufsstadt Düsseldorf den Rücken, der Einzelhandel meldet sinkende Umsätze. Ursachen sind gleich mehrere Großbaustellen in der Innenstadt, aber wohl auch das massive Auftreten von Filial-Ketten in den Top-Lagen.
Mit einer Werbekampagne im Umland will die Landeshaupstadt zusammen mit dem Rheinischen Einzelhandelsverband wieder mehr Kundschaft locken. Doch die Plakataktion stößt in den Nachbarstädten, die selbst zu kämpfen haben, auf wenig Gegenliebe.
Am heftigsten schimpft die Remscheider Oberbürgermeisterin Beate Wilding (SPD). Sie spricht von einem "direkten Angriff auf den Remscheider Einzelhandel" und wirft ihrem Düsseldorfer Amtskollegen Dirk Elbers (CDU) "Städtekannibalismus" vor.
Sie fordert ihn in einem Brief auf, "die Werbung in den Innenstädten außerhalb Düsseldorf zu unterlassen". Auch Arno Werner (CDU), Erkraths Bürgermeister, befremdet die "Kaufstadt"-Kampagne: "Davon halte ich wenig."
Krefelds OB Gregor Kathstede (CDU) ist auf die Plakatoffensive ebenfalls nicht gut zu sprechen: "Das sehe ich nicht gerne. Bisher habe ich meinen Düsseldorfer Kollegen Elbers so verstanden, dass er eine andere Gangart gegenüber den umliegenden Kommunen pflegen will. Wenn das nicht gilt, müssen wir unsere Stadtwerbung überdenken."
Norbert Feith (CDU), designierter Solinger Oberbürgermeister, spricht von "wenig Fingerspitzengefühl". Gleiches gelte für einen Verband, "der das stärkste seiner Mitglieder gegen die Interessen der schwächeren unterstützt". Solingen lasse sich davon aber nicht einschüchtern.
Angesichts der geharnischten Kritik von Düsseldorf Nachbarn rudert Düsseldorf OB jetzt zurück und schiebt dem Rheinischen Einzelhandelsverband den Schwarzen Peter zu. "Wir haben die Aktion mit dem Einzelhandelsverband abgesprochen und sind davon ausgegangen, dass es mit den anderen Städten Absprachen gab", so Elbers am Freitag.
"Das ist auch nicht meine Kampagne, sondern wir unterstützen den Einzelhandelsverband nur. Ob es sinnvoll ist, in anderen Städten zu werben, dahinter setze ich allerdings auch ein Fragezeichen."