Hochzeit mit 75 Alice Schwarzer hat ihre Lebensgefährtin geheiratet

Köln (dpa) - Als Deutschlands bekannteste Feministin ist Alice Schwarzer seit Jahrzehnten in den Medien präsent, aber ihr Privatleben hat sie in der ganzen Zeit immer streng abgeschirmt. Man wusste nur, dass sie mit einer Frau zusammen ist.

Foto: dpa

Deshalb ist es schon sehr überraschend, dass jetzt auf ihrer Website plötzlich die Schlagzeile steht: „Ja, Alice Schwarzer hat geheiratet!“ Darüber ein Foto, das sie breit grinsend an der Seite einer herzlich lachenden Frau zeigt. Es ist eine schöne Momentaufnahme in sehr entspannter Atmosphäre.

Unter dem Foto findet sich ein kurzer Text: „Alice Schwarzer bestätigt: „Meine langjährige Lebensgefährtin, die Fotografin Bettina Flitner, und ich haben am 2. Juni 2018 geheiratet.“ Die beiden haben unter anderem drei Bücher zusammen gemacht: „Frauen mit Visionen“ (2004), „Reisen in Burma“ (2012) und zuletzt „Meine algerische Familie“ (2018). Es gibt einen Altersunterschied von fast 20 Jahren zwischen ihnen: Alice Schwarzer ist 75, Bettina Flitner 56.

Vergangenen Samstag war also der große Tag, an dem sich die beiden das Jawort gaben. Der Deutschen Presse-Agentur erläutert Alice Schwarzer: „Wir hatten immer schon eine offene, allerdings keine öffentliche Beziehung. Ich lege bekanntermaßen grundsätzlich Wert auf den Schutz meines Privatlebens. Eine Lebenspartnerschaft ist allerdings etwas anderes als eine standesamtlich geschlossene Ehe. Und da wir uns - ein halbes Jahr nach Einführung der 'Ehe für alle' - nun zu diesem Schritt entschlossen haben, finden wir es richtig, das mitzuteilen.“

Bettina Flitner muss wohl nicht befürchten, künftig als „die Frau von Alice Schwarzer“ durchs Leben zu gehen. Sie ist seit langem eine bekannte Fotografin und Fotokünstlerin, hatte viele Ausstellungen und mehrere Gastprofessuren.

So sparsam Schwarzer mit Auskünften über ihr aktuelles Liebesleben ist, so offen äußert sie sich über ihre Vergangenheit. Ihren ersten Sex hatte sie mit 19 Jahren - mit einem Mann. Schauplatz: ein möbliertes Zimmer in Köln. Diese erste Liebesnacht plante sie genau: knapp vor ihrer Periode, um eine Schwangerschaft möglichst auszuschließen. Am nächsten Morgen beschwerte sie sich bei ihrem Liebhaber: „Deswegen macht man so ein Theater..!“

Ihre erste große Liebe war der Franzose Bruno, mit dem sie zehn Jahre zusammenblieb. In einem Brief an ihre Mutter schrieb sie in der Phase frischer Verliebtheit: „Er ist die vollkommene Verkörperung meines Typs: groß, dunkel mit einem sehr ausdrucksstarken Gesicht.“ Die vielen Fotos, die sie in ihrer Autobiografie „Lebenslauf“ von ihm abdruckte, bestätigen das.

Die Kämpferin Alice Schwarzer, der ihre Gegner oft Haare auf den Zähnen nachgesagt haben, hat also auch eine romantische Seite. „Denn das ist die Ironie der Geschichte“, gibt sie zu, in Frankreich habe sie damals für die „militanten Lesben“ zur „Heterofraktion“ gehört, und auch in Deutschland sei sie „später innerhalb der Frauenbewegung am schärfsten von den Polit-Lesben kritisiert“ worden.

Dabei liegen die Männer und die Frauen, die sie attraktiv findet, vom Typ her gar nicht so weit auseinander: „Mich interessiert einfach der Rollenbruch. Frauen mit einem Schuss Männlichkeit - und Männer mit einem Schuss Weiblichkeit. Hundertprozentige Frauen beziehungsweise Männer finde ich öde. Ich habe es am liebsten dazwischen.“

Erst die Verbindung zu Bettina Flitner betrachtet sie wieder als eine „Lebensbeziehung“ - so wie damals mit Bruno. In ihren Memoiren schreibt sie: „Wir haben beide einen kreativen Beruf, den wir mit Leidenschaft betreiben; wir verstehen viel vom Metier der jeweils anderen; wir haben unsere eigenen Räume, aber auch gemeinsame Orte - und sie ist: mitfühlend, intelligent, bewusst, humorvoll, lebensfroh.“ Wenn das keine Liebeserklärung ist.