Als Senior „flockig unterwegs“

Der 76-jährige Wilhelm Schmitz will wissen, ob er noch sicher mit dem Auto unterwegs ist. Er lässt sich testen.

Erkrath. Politisch aktuell heiß diskutiert: Sollen Autofahrer regelmäßig ihre Fahrtüchtigkeit prüfen lassen? Wilhelm Schmitz (76) macht schon mit — freiwillig:

Die Hände fest am Lenkrad, vielleicht etwas verkrampft — die Knöchel blitzen weiß unter der Haut hervor — der Rücken gerade, der Blick konzentriert. Der Hochdahler lässt seine Fahrkünste überprüfen. „Nach meiner Herz-Operation sagte mein Schwiegersohn, dass er sich nicht mehr sicher fühlt, wenn ich fahre“, erzählt er und fügt selbstbewusst hinzu: „Das sehe ich anders.“ Dennoch hat es in ihm rumort. Acht Jahre lang ist er auf den Straßen Düsseldorfs Taxi gefahren. 1954 die Fahrprüfung im sandfarbenen Käfer und seither unfallfrei. Aber was, wenn der Schwiegersohn doch recht hat?

Also macht er mit beim Fahr-Fitness-Check für Senioren. Fahrlehrer Heinz Krupp (62) plaudert mit Wilhelm Schmitz. Er will sehen, wie der Senior mit Ablenkung zurecht kommt. Das meistert der 76-Jährige mit Bravour. Nach wenigen Minuten schon wechseln sich der fokussierte Blick mit Lachfältchen ab. Er reißt einen Witz über das Einparkvermögen des weiblichen Geschlechts. Wilhelm Schmitz hat sich entspannt. Routiniert lenkt er seinen dunkelroten Mazda. „Oh, ein Trabi“, ruft er. Dann der Kreisverkehr — zügig nutzt er die Lücke. „Sehr gute Reaktionszeit“, kommentiert Heinz Krupp. Etwas rasant geht’s in den nächsten Kreisel. „Ui, da hätt’ ich lieber gewartet.“ Kein Grund zur Sorge. „Das sind Situationen, die jeder Fahrer kennt. Wichtig ist, dass man sich richtig einschätzt“, beruhigt der Fahrlehrer.

Seit zwei Jahren bietet Heinz Krupp den Fahr-Fitness-Check an. Seine Düsseldorfer Fahrschule kooperiert dazu mit dem ADAC. Die Nachfrage steigt. „Im vergangenen halben Jahr haben 50 Menschen mitgemacht.“ Eine dreiviertel Stunde lang fährt er mit Senioren in deren Autos. Sie suchen die Strecke selbst aus. „Das ist ja keine Prüfung“, betont Heinz Krupp. Die Fahrfähigkeit soll neutral beurteilt werden.

Ein Durchfallen gibt es nicht. „Zweimal habe ich empfohlen, die Mobilität anders zu organisieren“, beschreibt es der Fahrlehrer galant. Rechtliche Folgen muss niemand fürchten. Es geht um Tipps. Mal kann ein Sicherheitstraining sinnvoll sein, immer rät er, sich regelmäßig beim Arzt untersuchen zu lassen.

Als Wilhelm Schmitz die Beurteilung hört, grinst er. „Ha, ich hab’s doch gewusst“, ruft er nicht ohne Stolz. Das Urteil: „Prima — eine flockige Fahrt.“ Spätestens mit 80 Jahren will der Rentner sich wieder testen lassen.