Zug prallt ungebremst auf Bagger: Drei Tote in Hessen

Mühlheim/Offenbach (dpa) - Bei einem der schwersten Zugunglücke in Hessen in den vergangenen Jahren sind in der Nähe von Offenbach drei Menschen ums Leben gekommen. 13 weitere wurden verletzt, als der Regionalzug mitten in der Nacht mit voller Wucht gegen einen Bagger auf dem Gleis prallte.

Dabei schob die Bahn den Bagger mehrere hundert Meter über das Gleis, bevor beide Fahrzeuge nahe Mühlheim aus dem Gleis sprangen und zur Seite kippten.

Neben dem 54 Jahre alten Lokführer wurden auch zwei Bauarbeiter getötet, einer von ihnen ein 53-jähriger Baggerführer. Der Zug war auf der Strecke von Frankfurt nach Hanau unterwegs. „Wir vermuten, dass alle drei gleich tot waren, bei dem Schlag, den es getan hat“, sagte ein Sprecher der Bundespolizei. Ein Zug darf an dieser Stelle nach Angaben der Bahn Tempo 140 fahren.

Es werde noch einige Tage dauern, bis die Unfallursache geklärt sei, teilte die Bundespolizei in Koblenz mit. „Das sind sehr komplexe Ermittlungen. Unterlagen müssen ausgewertet werden, Zeugen befragt“, sagte Sprecher Reza Ahmari. Geprüft wird unter anderem, ob der sogenannte Zweiwegebagger, der auf Schienen und auf der Straße fahren kann, zu früh am Unfallort war oder an der falschen Stelle aufgesetzt wurde.

„Der Zug war auf dem genau richtig vorgesehenen Gleis“, sagte der Konzernbevollmächtigte der Deutschen Bahn für Hessen, Klaus Vornhusen. Er sicherte den Opfern und ihren Familien Hilfe zu. „Das ist heute ein trauriger Tag für die Bahn“, sagte er.

Die Strecke zwischen Offenbach und Hanau wird auch am Wochenende für den Regional- und Fernverkehr gesperrt bleiben. Zusätzlich eingesetzte S-Bahnen sollen laut Bahn dafür sorgen, dass die Behinderungen für Reisende nicht zu groß werden. Nach dem schweren Zusammenstoß konnte nur die S-Bahn auf einem dritten, nicht betroffenen Gleis wieder freigegeben werden.

Zur Unglückszeit gegen 1.00 Uhr saßen 34 Fahrgäste in dem doppelstöckigen Regionalzug der Deutschen Bahn, sie wurden noch in der Nacht aus den insgesamt sechs Waggons gerettet. Neben einem Zugbegleiter wurden auch zwölf Reisende verletzt. Sechs Menschen wurden schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht. Rund 200 Rettungskräfte und Feuerwehrleute waren die Nacht über im Einsatz.

Bei dem Unfall hatte sich ein roter, doppelstöckiger Wagen der Bahn ungebremst in den gelben Bagger geschoben. Erst Stunden nach der Karambolage konnten die Leichen eines Arbeiters und des Lokführers aus den Wracks geschnitten werden. Einer der Toten wurde nach Angaben der Polizei durch die Wucht des Aufpralls von der Strecke geschleudert.

Der Ort des Zusammenstoßes war nach dem Unglück mit Flatterband und einem Sichtschutz abgesperrt. Bagger und Steuerwagen waren mit starken Drahtseilen gesichert, damit sie nicht umkippen. Am Nachmittag wurde an der Unglücksstelle auch ein Spezialkran aus Nordrhein-Westfalen eingesetzt, um die wuchtigen Wracks von den Schienen zu heben.

Das Baufahrzeug einer von der Bahn beauftragten Firma war auf dem Weg zu einer gut zwei Kilometer entfernten Baustelle, an der Gleise ausgewechselt werden sollten, hieß es. Alle Baustellen würden langfristig vorgeplant und die Beteiligten vorher genau informiert, sagte Vornhusen. Die Bahn habe ein in vielen Jahrzehnten erarbeitetes und „sehr striktes System von Regeln, die absolut ausschließen müssen, dass so etwas passiert“. Die Schwachstelle müsse noch gefunden werden.

Die Bahnstrecke von Hanau nach Frankfurt ist eine beliebte Pendlerstrecke. Die Züge aus Fulda wurden nach Angaben der Bahn von Hanau über Frankfurt-Ost umgeleitet. Nach Angaben der Bahn hielten sich die Verspätungen im Bahnnetz allerdings in Grenzen.