Andreas Klöden: Der Emigrant

Andreas Klödens Eleganz auf dem Rad ist fraglos bewundernswert. Doch der seltsame Herr Klöden ist nur noch ein Phantom für die deutsche Öffentlichkeit. Er will nicht gesehen, nicht angesprochen werden, nichts mehr mit Deutschland zu tun haben.

Der Expertenbericht zu den Dopingverstrickungen des sportmedizinischen Bereichs der Universität Freiburg hat Klöden des Eigenblutdopings bezichtigt. Seitdem ist es dem Astana-Fahrer am liebsten, die Bildschirme verdunkelten sich, sobald er gesendet wird - natürlich nur in Deutschland.

Der 34-Jährige führt eine Art Zensur durch, seine Homepage ist standby, bei alten Verlinkungen erscheint nur das Wort "Mambo". Der Wahl-Schweizer, geboren im mittelsächsischen Mittweida, befindet sich in der Emigration.

Kommt ihm ein Mikrofon der ARD zu nah, dreht er sich ab. Richtet das ZDF eine Kamera auf ihn, streckt er infantil die Zunge heraus. Interview-Anfragen wiegelt Astana-Pressesprecher Philippe Martens ab. Der Belgier zeigt an den Haaransatz: "Bis hierhin steht ihm das."

Klöden ist als Gesamtsechster bester deutscher Fahrer bei der am Sonntag zu Ende gegangenen Tour de France. Gewonnen hat er damit kein einziges Herz.