Schweinegrippe: Zahl der Fälle verdoppelt

Von bundesweit 2.844 Erkrankten leben rund 1.000 in Nordrhein-Westfalen.

Berlin. Seit Wochenbeginn ist die Zahl der Schweinegrippe-Infektionen in Deutschland rasant gestiegen. Die Zahl der Erkrankten hat sich von Montag bis Donnerstag von 1.400 auf 2.844 verdoppelt. "Wir müssen jeden Tag mit 400 bis 600 neuen Fällen rechnen", prognostizierte am Freitag Professor Jörg Hacker, Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI). Danach müssten inzwischen mehr als 3.000 Menschen in Deutschland mit der Schweinegrippe infiziert sein. In NRW gibt es mit rund 1.000 Schweinegrippefällen die meisten Erkrankungen.

Das Bundesgesundheitsministerium rief am Freitag die Bevölkerung zu besonderer Vorsicht und hygienischen Vorsorgemaßnahmen auf. Insbesondere bei Kontakt zu Reiserückkehrern empfahl Gesundheitsstaatssekretär Klaus Theo Schröder häufiges Händewaschen und "das Husten in den Ärmel statt in die Hand".

Laut RKI ist die Sommerreisewelle verantwortlich für den deutlichen Anstieg der Infektionen: "80 Prozent der Schweinegrippe-Patienten haben sich in Urlaubsländern angesteckt", sagte Hacker. Als Risikoland gilt vor allem Spanien. Zuvor hatte es hauptsächlich Ansteckungen im Inland gegeben.

Trotz der gestiegenen Fallzahlen sieht das Bundesgesundheitsministerium zurzeit noch keinen Anlass für Einschränkungen des öffentlichen Lebens. "Es gibt überhaupt keinen Grund zur Absage der Leichtathletik-WM in Berlin Mitte August", sagte Staatssekretär Schröder. Auch im Nationalen Pandemieplan vorgesehene Einschränkungen des Reiseverkehrs seien "nicht einmal am Horizont erkennbar".

Bisher verläuft die Schweinegrippe in Deutschland nach Angaben des RKI so glimpflich wie eine "leichte Grippewelle". Die Erkrankung dauere drei Tage bis maximal eine Woche. Nur in seltenen Fällen seien Krankenhausaufenthalte erforderlich.

Der RKI-Präsident riet beim Auftreten von Symptomen wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen den Hausarzt telefonisch zu kontaktieren, um weitere Ansteckungen zu vermeiden. Ein Freund oder Angehöriger könnten Einkäufe erledigen und andere Hilfsdienste übernehmen, ergänzte der Staatssekretär. Personen mit Kontakt zu Schweinegrippe-Patienten sollten auf besondere Hygiene achten.