Horst Schlämmer will ins Kanzleramt - „Isch kandidiere!“

Der Grevenbroicher Journalist alias Hape Kerkeling geht mit populären Parolen auf Stimmenfang. Seine Erlebnisse gibt es noch vor der Bundestagswahl im Kino zu sehen.

Grevenbroich. Die Bundestagswahl rückt näher, und proportional zur kleiner werdenden Zeitspanne bis zum 27. September wächst die Fülle an Wahlplakaten, Wahlversprechen und Wahlwerbespots. Einer hebt sich deutlich von allen anderen ab: Kanzlerkandidat Horst Schlämmer.

Der stellvertretende Chefredakteur des "Grevenbroicher Tagblatts" hat seinen Job satt und geht für die von ihm gegründete "Horst Schlämmer Partei - HSP" ins Rennen um die Kanzlerschaft. Im über dem stattlichen Wanst spannenden Trenchcoat verkündet er von Litfaßsäulen (und unter Grunzlauten in Kinospots): "Isch kandidiere!"

Im Werbespot drückt Schlämmer in gewohnt schmieriger Manier ahnungslosen Bürgern Fähnchen mit der Aufschrift "HSP" in die Hand, mit denen sie verwirrt, aber freundlich in die Kamera winken. Schlämmer klärt sie auf: "Wenn de da so reinwinkst, dat die mich wählen, die Leute, weisse."

Auch über die HSP gibt es nähere Infos: "Wir sind konservativ, wir sind liberal, wir sind links." Er macht das Siegeszeichen mit zwei erhobenen Finger - die er sodann krümmt wie Hasenohren: "Hasenpower", rufen die Passanten fröhlich und wedeln mit "HSP"-Fähnchen.

Auch im Interview mit "Bild" gibt sich Schlämmer siegessicher: Angst vor seiner "Gegenkandidatin" Angela Merkel habe er nicht. "Die hat sicher schon so ´nen Hals." Er freue sich schon aufs Kanzleramt, schließlich habe er dort 3000 statt bisher 80 Quadratmeter - "warm!"

Bei seinem ziemlich eigenwilligen Wahlkampf muss Schlämmer natürlich auch in diversen Fernsehtalkshows sitzen, wo ihm so einiges an Politprominenz begegnet. Darunter unter anderem die Grevenbroicher CDU-Bürgermeisterkandidatin Ursula Kwasny, die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth sowie die ehemalige Fürther Landrätin Gabriele Pauli.

In seiner "Heimatstadt" kommt Schlämmer mit seinen Bekenntnissen ("Grevenbroich hat nicht nur einen Platz in meinem Herzen, sondern auch in meinem Rücken") jedenfalls bestens an.

Auf dem Wochenmarkt hatte er seinen Stand jüngst zwischen der CDU und der Linken platziert. Er werde der erste und wahrscheinlich letzte Bundeskanzler aus Grevenbroich sein, denn "euer Horst ist ein Macher!", sagt der Wahlkämpfer und verspricht "etwas mehr von weniger, deshalb treten wir an". Die Werbegeschenke seiner Partei finden reißenden Absatz: T-Shirts, Schirmmützen und Fähnchen in unbestimmbarem Hellbraun-Beige.

Als Wahlslogan hat er kurzerhand den des US-Präsidenten "Alabama" leicht verfremdet: "Yes Weekend - Mehr Freizeit, weniger Steuern." Das Programm: Sonnenbank gratis für alle, Schönheitsoperationen auf Kasse, Auflösen der Verkehrssünderdatei in Flensburg, Abschaffung des Rauchverbots, das Wahlalter wird auf zwölf Jahre herabgesetzt.

Zu Hilfe kommen ihm auch prominente Unterstützer wie Iris Berben, Senta Berger und Michael "Bully" Herbig. Die Schar der Unterstützer auf der Internetseite der HSP wird täglich größer. Schlämmer ist sich daher gewiss: "Freunde, isch habe ein jutes Jefühl. Isch werde Ihr nächster Bundeskanzler - da weisse Bescheid." Vorher werde er sich noch die Zähne machen lassen.

Aber die Konkurrenz kann wohl doch aufatmen: Auf der offiziellen Liste des Bundeswahlleiters für die Bundestagswahl taucht die HSP nicht auf. Womöglich ist die Kampagne ja doch nur Werbung für den Kerkeling-Film "Isch kandidiere", ab 20. August im Kino.