Schweinegrippe: Angesteckt im Partyurlaub

Die Düsseldorfer Schülerin Soumaya (18) wurde in Lloret de Mar infiziert. Die Ärzte dort wollten sie nicht einmal testen.

Düsseldorf. Ihre Mitschüler genießen die Sommerferien - und die 18-jährige Soumaya Bösken liegt seit Mittwoch in der Düsseldorfer Uni-Klinik. "Ich bin regelrecht eingesperrt", sagt die Schülerin. Nur auf den Balkon darf sie hinaus, schon der Flur des Krankenhauses ist für sie tabu. "Wenn ich duschen möchte, muss ich erst klingeln." Mindestens eine Woche ihrer heiß ersehnten Ferien wird Soumaya wohl auf der Isolierstation verbringen müssen. Sie hat sich im Partyurlaub im spanischen Lloret de Mar mit der neuen Influenza angesteckt, wurde nach ihrer Rückkehr positiv auf das Virus getestet.

"Die meiste Zeit war es ja schön", erinnert sich Soumaya zumindest mit etwas Freude an den Urlaub mit ihren Freundinnen. Dabei hatte sie das Unglück fast kommen sehen: "Das ganze Hotel hat geniest und gehustet", beschreibt sie die Situation in der spanischen Partymetropole. "Und die Diskotheken sind riesig, da steht man Kopf an Kopf."

Am Sonntag plagten die junge Frau erste Symptome: Halsschmerzen, Husten, Gliederschmerzen. Plötzlich schnellte ihre Körpertemperatur auf mehr als 39 Grad hoch. Soumaya fuhr zu einem privaten Medizinzentrum - den Verdacht, sie könnte an der so genannten Schweinegrippe leiden, hatte sie zu diesem Zeitpunkt schon selbst. Doch die Ärzte wollten davon nichts wissen, berichtet die junge Frau. "Die haben einmal abgehorcht, mir in die Ohren geschaut und wollten dafür 70 Euro haben. Dann haben sie mir Schmerzmittel und Antibiotika gegeben und mich nach Hause geschickt."

Soumaya lässt nicht locker und geht ins Krankenhaus. Doch dort wird sie nicht einmal zum Arzt vorgelassen. "Am Empfang hat man mir gesagt, ich würde nicht krank genug aussehen, es sei sicher keine Schweinegrippe", berichtet Soumaya. "Ich hatte das Gefühl, sie denken: In ein paar Tagen sind die Touristen ohnehin wieder weg."

"Das ist eine Sauerei", empört sich Soumayas Vater, Mohamed Mazrouai. "Die spanischen Ärzte wiegeln ab, als gäbe es die Schweinegrippe überhaupt nicht." Dabei ist das Problem durchaus bekannt: Schon in der vergangenen Woche war das Virus vermehrt bei Rückkehrern aus dem Spanienurlaub entdeckt worden. Mazrouai wurde das beim Gesundheitsamt bestätigt: "Offenbar gibt es Hotels, die schon ganze Etagen als Quarantänestationen eingerichtet haben."

Mazrouai hat auch festgestellt, dass nicht alle möglicherweise Betroffenen sich so umsichtig verhalten wie seine Tochter. "Sie hat sich bei der Kontrolle am Flughafen in Düsseldorf sofort gemeldet und wurde zum Test in die Uni-Klinik gebracht", berichtet Mazrouai. "Meine Frau und ich standen dann am Gepäckband zwischen hustenden Menschen, die über unsere Tochter lästerten, wie dumm sie war, freiwillig in die Klinik zu fahren."

"Die junge Frau hat sich vollkommen vernünftig verhalten", sagt hingegen der Leiter des Düsseldorfer Gesundheitsamtes, Professor Heiko Schneitler. "In einer Gemeinschaft können sich Menschen nicht wegducken." Das Verhalten der spanischen Kollegen darf er als Arzt nicht bewerten, doch er sagt deutlich: "Es gehört zur Berufspflicht eines Arztes, Patienten anzuhören, zu untersuchen und eine ernsthafte Diagnose zu stellen." Gerade in den Urlaubsregionen sei jetzt Wachsamkeit gefragt. Zudem hofft Schneitler darauf, dass die Fluggesellschaften endlich für jeden Passagier einen Mundschutz bereithalten - so sei eine Eindämmung der Verbreitung noch möglich.

Soumaya Bösken erholt sich in der Uni-Klinik allmählich von ihrem bösen Urlaubssouvenir. "Ich würde jedem davon abraten, jetzt in solche Regionen in den Urlaub zu fahren", sagt sie. "Das ist es einfach nicht wert, nachher im Krankenhaus zu liegen."