Whitney Houston: „Ich schaffe es, ich schaffe es“

Whitney Houston war nach Drogen-Exzessen so gut wie am Ende. Nun präsentiert sie ein neues Album.

New York. Vor einigen Jahren schien Whitney Houston am Ende. Abgemagert zum Skelett, gezeichnet von einer zerrütteten Ehe, Alkohol und Drogen stand die einst erfolgreichste Sängerin der Welt vor dem Aus. Doch jetzt kehrt die Soul-Diva zurück: Nach fast siebenjähriger Pause erscheint am 1. September weltweit ihr neues Studioalbum "I Look to You" - das war allerdings schon für den Herbst 2008 angekündigt.

In New York stellte die 45-Jährige ihr neues Werk diese Woche erstmals einem US-Publikum vor. "Vor drei Jahren hatte ich noch vor, auf eine Insel zu ziehen und einen Obststand aufzumachen", witzelte eine blendend aussehende Whitney nach Angaben des "People"-Magazin. "Aber meine Mutter hat gesagt: Ich bin es leid, immer nur Radio zu hören. Ich will neue Songs von Dir hören."

So hat Whitney Houston das gemacht, was viele ihr nicht mehr zugetraut hätten. Sie brachte ihr Leben in Ordnung, unterzog sich einer Entziehungskur und arbeitete fast vier Jahre an neuen Songs. "I Didn’t Know My Own Strength" (Ich kannte meine eigene Stärke nicht) - so heißt bezeichnenderweise ein Titel auf dem Album.

Houston war 20 Jahre alt und bereits ein begehrtes Model, als der US-Musikmogul Clive Davis die Sängerin erstmals hörte und aus dem Stand unter Vertrag nahm. Schon ihre erste Platte "Whitney Houston" (1985) war ein Hit. Die schwarze Sängerin aus dem US-Bundesstaat New Jersey wurde für ihre drei Oktaven umfassende Stimme bejubelt. Mit ihren eingängigen Liebesballaden fand sie auch bei weißem Publikum Zuspruch und ebnete - ähnlich wie Michael Jackson - vielen schwarzen Künstlern den Weg.

In einem rasanten Höhenflug wird die Sängerin zum Vorzeige-Star. Doch der Ruhm macht Probleme, vor allem seit Whitney Houston mit dem R&B-Sänger Bobby Brown zusammen ist. Das ungleiche Paar heiratet 1992, ein Jahr später kommt Tochter Bobbi Kristina zur Welt.

"Sie haben uns anfangs keine sechs Minuten gegeben, aber wir haben es auf über zehn Jahre gebracht", sagte sie später. Doch es ist ein ständiges Auf und Ab. Er kommt wegen Drogen und Alkohol immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt und muss mehrfach hinter Gitter. Zunehmend gerät sie mit in den Strudel. Einmal werden sie gemeinsam mit Rauschgift erwischt, ein anderes Mal ruft sie nach einem handgreiflichen Streit die Polizei.

Ihr Karriere leidet zunehmend. Sie erscheint nicht zu Proben, lässt Termine und Konzerte platzen. Beim Konzert zum 30. Bühnenjubiläum von Michael Jackson 2001 ist sie ein Wrack - konfus und abgemagert bis auf die Knochen. Als sie am nächsten Tag erneut nicht zu einem Auftritt erscheint, munkelt Hollywood, sie liege im Sterben.

"Ich habe mir die Seele aus dem Leib gefeiert", sagt sie 2002 in einem denkwürdigen TV-Interview, in dem sie ihren Alkohol-, Drogen- und Medikamentenkonsum zugibt. "Aber irgendwann kommt man an einen Punkt, wo man weiß, dass die Party vorbei ist."

Von ihrem Mann ist Houston seit zwei Jahren geschieden, die 16-jährige Tochter lebt bei ihr. Bobbi habe ihr in den vergangenen Jahren immer wieder die Kraft gegeben, durchzuhalten, sagt die Sängerin. "Sie hat mich ermutigt und inspiriert. Wenn ich sie anblicke und ihr in die Augen schaue und mich sehe, dann sage ich mir: Okay, ich schaffe es, ich schaffe es."