Anna Loos: Liebe ist, Zeit für Kinder zu haben
Anna Loos – eine Frau mit zwei Berufen, zwei Kindern und einem bekannten Ehemann – spricht darüber, wie alle in der Familie zu ihrem Recht kommen.
Düsseldorf. Die Schauspielerin und Musikerin Anna Loos spricht über ihren aktuellen Film, die großen Sorgen um ihre Kinder, ihr Rezept für die Liebe mit Ehemann Jan Josef Liefers und vieles mehr.
Frau Loos, in den nächsten Tagen sehen wir Sie in dem ZDF-Zweiteiler "Das Echo der Schuld". Sie spielen eine von Angstzuständen geplagte Frau, deren Kind spurlos verschwindet. Was war für Sie das Faszinierende an der Rolle?
AnnaLoos: Zum einen war es das Thema Kindesmissbrauch; das wird in Filmen ja nicht so oft aufgearbeitet. Und ich fand es interessant, eine Frau zu spielen, die unter einer Psychose leidet. Das war eine große Herausforderung.
Es geht um Schuld, die man irgendwann auf sich geladen hat und mit der man später umgehen muss.
Loos: Richtig, Schuld ist das übergreifende Thema des Films. Und die Frage: Welche Unaufmerksamkeiten aller Beteiligten haben es erst möglich gemacht, dass ein Kinderserienmörder zuschlagen kann? Wobei nicht unbedingt die Eltern eine Schuld treffen muss.
Wie wirken sich folgenschwere Fehler, die man gemacht hat, auf das eigene Leben aus?
Loos: Schuld macht Angst, und Schuld macht klein. Schuld nimmt einem die Luft zum Atmen und bringt Menschen dazu, eine unglaubliche Mauer um sich herum zu errichten.
Sprechen Sie aus Erfahrung?
Loos: Ich kann nicht von mir behaupten, dass ich eine große Schuld fühle. Ich habe mich nur sehr eingehend damit beschäftigt und mich in der Vorbereitung auf die Rolle mit Psychoanalytikern unterhalten. Die haben mir von Angstpatienten berichtet. Meist war bei denen die Schuld der Auslöser dafür, dass sie sich später eingekapselt haben, dass sie ganz klein geworden sind und gar kein normales Leben mehr führen konnten. Das ging bis hin zur Depression oder sogar bis zum Selbstmord.
Wie kann man seine Kinder schützen, damit Sie nicht zum Opfer werden?
Loos: Indem man für seine Kinder Zeit aufwendet. Indem man sich mit ihnen beschäftigt, sich mit ihnen auseinandersetzt. Indem man unter Liebe nicht versteht, den Kleinen ein Riesen-Kinderzimmer, den neuesten Computer und das coolste Mountainbike zu geben. Sondern indem man sagt: "Für mich ist Liebe, wenn ich mich mit dir auseinandersetze."
Was oft gar nicht so leicht ist...
Loos: Ich weiß, dass das schwer ist. Ich arbeite ja auch viel, und mein Mann arbeitet viel. Meine Eltern haben auch immer gearbeitet. Ich kann mich überhaupt nicht daran erinnern, dass meine Eltern viel zu Hause gewesen wären. Aber trotzdem haben sie sich immer Zeit für mich genommen. Ich habe noch gut in Erinnerung, dass ich mit meinen Eltern immer viele Gespräche geführt habe, und zwar von klein auf. Dadurch habe ich gelernt, wie extrem wichtig es ist, dass sich Eltern mit ihren Kindern beschäftigen. Eltern müssen immer wissen, was los ist mit ihren Kindern.
Wie schaffen Sie es, Ihre Tätigkeiten als Schauspielerin, Musikerin und Mutter gleichermaßen unter einen Hut zu bringen?
Loos: Manchmal wird schon alles ganz schön viel, das finde ich auch. Und natürlich muss ich aufpassen, dass ich nicht an meine Grenzen stoße. Aber ich mache nur zwei bis drei Filme im Jahr; das bedeutet fünf bis sechs Monate Arbeit. In der Zeit komme ich meist nur am Wochenende nach Hause. Da geht man dann halt am Wochenende nicht feiern, sondern da ist dann Familie angesagt. Da dreht sich alles nur um die Kinder. Das andere halbe Jahr mache ich Musik, und in der Phase bin ich größtenteils zu Hause und kann mich sehr intensiv den Kindern widmen.
Ohne klare Strukturen klappt es also nicht?
Loos: Ich denke, Jan und ich haben gemerkt, dass es gar nicht anders geht. Wir wollen zwar gute und konzentrierte Arbeit machen, andererseits wollen wir unseren Kindern einiges bieten. Beides geht nur, wenn man sich nicht groß vertanzt. Und dann darf man ja auch nicht aus den Augen verlieren, dass Jan und ich auch als Paar noch irgendwo vorkommen müssen.
In der Öffentlichkeit wirken Sie beide ja immer wie frisch verliebt...
Loos: Das liegt vielleicht auch daran, dass wir irgendwann gespürt haben: Wir müssen uns das Leben so einrichten, dass die Zweisamkeit nicht auf der Strecke bleibt.
Ist es denn ab dem zweiten Kind egal, ob man noch ein drittes oder viertes hat?
Loos: Nein, das glaube ich nicht. Das, was ich eben gesagt habe - dass man sich viel Zeit nehmen muss für seine Kinder -, das versuche ich auch wirklich zu machen. Jan versucht das auch. Und wir schaffen das auch. Es ist wirklich machbar. Aber bei drei Kindern würden wir dann wirklich an die Grenze stoßen. Da müssten wir dann woanders Abstriche machen. Vielleicht noch einen Film pro Jahr weniger machen oder die Musik bleiben lassen. Und da wir das beide nicht wollen, würde ich sagen: Mit Lola ist unsere Familie jetzt erst mal komplett.
Wer von Ihnen beiden ist eigentlich der Strengere, der Konsequentere bei der Erziehung der Kinder?
Loos: Auf jeden Fall ich. Liegt vielleicht auch daran, dass wir zwei Mädchen haben. Die wickeln Jan natürlich ganz easy um den Finger. Jan ist so der Wilde, er traut ihnen auch mehr zu, hat nicht so viel Angst um die Kinder wie ich. Bei uns sind die Rollen ganz klassisch verteilt: Ich bin so die angstvolle Mutti, die in der Erziehung auch richtig konsequent ist, und Jan ist der experimentierfreudige, mutige Vati. Er bemüht sich zwar auch um eine gewisse Konsequenz, aber ihm gelingt es nicht so gut. Er ist den Reizen dieser beiden Damen doch eher erlegen. Bei mir haben die nicht so gute Karten.
Es hieß, Sie hätten nach Lolas Geburt Gewichtsprobleme gehabt und dann drastisch abgenommen. Wie haben Sie das geschafft?
Loos: Ich habe bei beiden Mädchen 28 Kilo zugenommen. Nach dem ersten Kind habe ich ein ganzes Jahr gar nicht gearbeitet, weil ich mir sagte: Ich werde zum ersten Mal Mutter, muss erst mal lernen, damit umzugehen, ich konzentriere mich jetzt voll darauf, Mutter zu sein. Das war auch richtig so, und dadurch hatte ich nach dem ersten Kind ein Jahr Zeit, wieder abzunehmen. Nach Lolas Geburt war das anders: Ich wollte schneller wieder arbeiten. Ich habe mit Jan einen Film gedreht; da hab’ ich Lola noch gestillt. Da hat es auch herrlich gepasst, dass ich so ’ne Wuchtbrumme war. Aber für den nächsten Film musste ich mir sagen: Jetzt, meine Liebe, wird mal was gemacht gegen die Pfunde! Ich habe dann eine ganz harte Diät gemacht, verbunden mit Sport und extrem viel Pilates. Keine Kohlenhydrate mehr gegessen, keinen Zucker, nur ganz wenig Fett. Das habe ich zehn Wochen lang gemacht. Und da ich auf Naturheilmedizin schwöre, habe ich mir von meiner Homöopathin ein Mittel spritzen lassen, das den Stoffwechsel anregt. Nach 15 Wochen hatte ich dann 15 Kilo abgenommen.