Arbeiter in Fukushima verstrahlt - Wasservorräte knapp
Tokio (dpa) - In der Atom-Ruine von Fukushima gibt es immer mehr verstrahlte Techniker: Nach einem Einsatz im AKW mussten zwei Männer mit Verbrennungen in eine Spezialklinik. Ihnen soll radioaktiv verseuchtes Wasser in die Schuhe gelaufen sein.
Zwei Wochen nach dem Beben vom 11. März bleibt die Lage dramatisch: Die Versuche, die Krisenreaktoren zu kühlen, kommen nicht wirklich voran. Immerhin gab es beim Leitungswasser in Tokio am Donnerstag vorläufig Entwarnung. Erste deutsche Firmen denken wegen der Japan-Krise an Kurzarbeit.
Die verstrahlten Arbeiter hatten am Donnerstag in Reaktor 3 Kabel reparieren wollen, um das Kühlsystem wieder in Gang zu bringen. Sie hätten in radioaktiv belastetem Wasser gestanden, sagte Regierungssprecher Yukio Edano. Ihre Verbrennungen zogen sich die Männer vermutlich durch sogenannte Beta-Strahlen zu, wie Kyodo unter Berufung auf den AKW-Betreiber Tepco berichtete.
Laut Atomsicherheitsbehörde NISA sollen die Arbeiter einer Strahlendosis von rund 170 oder 180 Millisievert ausgesetzt gewesen sein. Das liegt über dem Grenzwert des Betreibers Tepco. Laut dem Nuklearmediziner Andreas Bockisch vom Universitätsklinikum in Essen liegen diese Werte aber unter der Belastungsgrenze, ab der mit ernsthaften Auswirkungen zu rechnen ist.
In Deutschland bekommt ein Mensch jährlich rund 2 Millisievert an natürlicher Hintergrundstrahlung ab. Insgesamt haben laut Kyodo jetzt 17 Arbeiter eine Strahlenbelastung von mehr als 100 Millisievert erlitten.
Eine gute Nachricht kommt aus Tokio: Die Belastung des Leitungswassers mit radioaktivem Jod sank wieder unter den für Säuglinge geltenden Grenzwert von 100 Becquerel pro Liter, wie Kyodo meldete. Doch in Geschäften wurde Wasser knapp - obwohl die Trinkwasser-Warnung aufgehoben wurde. Die Verwaltung begann, 240 000 Flaschen an Familien zu verteilen.
In anderen Wasseraufbereitungsanlagen außerhalb von Tokio wurde eine erhöhte radioaktive Belastung festgestellt. Babys sollten das Wasser dort nicht trinken. Die Behörden hatten Schwierigkeiten, genug Vorräte an abgefülltem Wasser bereitzustellen. Zudem weitet sich die Verstrahlung von Lebensmitteln aus, wie der Regierungssprecher sagte. Auch die Strahlenbelastung im Meer nahe Fukushima Eins steigt.
Am Donnerstag gingen die Arbeiten in Fukushima trotz des Unfalls weiter. Ziel ist es, das Pump- und Kühlsystem der beschädigten Reaktoren zu reparieren. In Reaktor 3 mussten sich einige Arbeiter nach den Verletzungen ihrer Kollegen allerdings in Sicherheit bringen. Am Donnerstagmorgen stieg außerdem weißer Dampf über den Blöcken 1, 2 und 4 auf.
Die japanische Regierung dämpfte die Hoffnungen auf schnelle Besserung. „Nach gegenwärtiger Lage dürfen wir nicht zu optimistisch sein“, sagte Regierungssprecher Edano. Greenpeace urteilt, die Gesamtsituation sei „nach wie vor dramatisch“: „Wir gehen aufgrund von Indizien davon aus, dass eine partielle Kernschmelze bereits stattgefunden hat“, sagte Experte Karsten Smid der dpa.
Die Suche nach den Vermissten der Erdbebenkatastrophe mit Tsunami gestaltet sich immer noch äußerst schwierig. Vor allem in der Präfektur Fukushima können die Retter wegen der Atomgefahr schwer nach Vermissten suchen. Offiziell liegt die Zahl der Toten nun bei mehr als 9700, mehr als 16 500 Menschen gelten noch als vermisst, berichtete der Sender NHK. Mehr als 200 000 Menschen leben in Notunterkünften.
In Deutschland prüfen mehrere Firmen wegen der Japan-Krise die Einführung von Kurzarbeit. Sie befürchteten, dass sie wegen Lieferengpässen in einigen Wochen ihre Produktion zurückfahren müssten, sagte eine Sprecherin der Bundesagentur für Arbeit (BA) und bestätigte damit einen Bericht der „Süddeutschen Zeitung“. Anfragen kämen aus dem Automobilbereich. Von einer schwierigen Versorgungssituation spricht etwa der Autozulieferer Bosch.