ARD will Raab um Hilfe rufen
Der Pro Sieben-Moderator ist ein scharfer Kritiker des Ersten, hat aber musikalisch langjährige Erfahrung und Erfolg.
Hamburg. Verbündet sich die ARD mit einem ihrer ärgsten Kritiker? Sucht der NDR nach dem enttäuschenden 20. Platz von "Miss Kiss Kiss Bang" beim Eurovision Song Contest (ESC) in Moskau Zuflucht bei Stefan Raab? Die Anzeichen mehren sich. Die ARD-Programmdirektoren berieten am Montag in Köln über Konsequenzen aus dem Wettbewerb vom Samstag.
Die Ergebnisse der Gespräche sollen am Dienstag offiziell vorgestellt werden. Inoffiziell heißt es, die ARD wolle durch eine enge Kooperation mit Raab und dessen Haussender Pro Sieben ein erneutes Debakel im kommenden Jahr verhindern.
Nach Informationen von "Welt Online" will sich der öffentlich-rechtliche Sender nach dem erneuten schlechten Abschneiden - im vergangenen Jahr waren die "No Angels" Letzte geworden, Roger Cicero erreichte 2007 den 19. Platz - eng an einen Privatsender binden. Diesmal hatte eine Fachjury den deutschen Beitrag ausgewählt, in den Jahren zuvor war er durch Telefonabstimmung ermittelt worden.
2010 soll demnach die Auswahl des deutschen Liedes über mehrere Monate mit diversen Shows auf den beiden Sendern laufen - vom Casting über die Vorentscheidung bis zum Finale. In anderen Ländern ist solch eine umfangreiche Vorauswahl bereits üblich. Die ARD hat früher schon einmal mit dem Musiksender Viva kooperiert.
Die Verhandlungen zwischen der ARD und Raab laufen laut "Welt Online" bereits seit rund einem Jahr, sie seien keine Panikreaktion. Der ESC-Koordinator des in der ARD für den Wettbewerb federführenden NRD, Thomas Schreiber, hatte als direkte Reaktion auf das deutsche Abschneiden angekündigt, "radikal neue Wege" gehen zu wollen.
Das schlechte Abschneiden der deutschen Starter könne er noch nicht erklären. Ihm sei aber aufgefallen, "dass in diesem Jahr die Titel der Unschuld gewonnen haben, Norwegen und Island etwa". Vordergründiges wie der Auftritt der Ukrainerin dagegen, die sich lasziv in einem metallenen Rad geräkelt hatte, "sind abgestraft worden". Immerhin landete sie noch acht Plätze vor dem für Deutschland startenden Duo "Alex swings Oscar sings".
Für Raab (42) spricht sein anhaltender musikalischer Erfolg: Er erreichte beim Eurovision Song Contest im Jahr 2000 mit "Wadde hadde dudde da" Platz fünf. Die von ihm produzierten Songs "Guildo hat euch lieb" (1998, Platz 7) und "Can’t wait until tonight" (Max Mutzke, 2004, Platz 8) waren ebenfalls erfolgreich. Seinen Bundesvision Song Contest setzte er 2005 keck gegen die ARD-Veranstaltung und machte daraus einen ernsthaften und viel beachteten deutschlandweiten Sängerwettbewerb.